3D-Standard

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3D-Standard, Teil 5

„Die Studios wollen den 3D-Standard“

Herr Gray, bisherige 3D-Sequenzen wirken oftmals aufgesetzt und übertrieben. Täuscht dieser Eindruck?
Als Produzent von 3D-Inhalten will man die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich ziehen, weshalb viele Objekte oftmals direkt vor dem Zuschauer platziert werden. Allerdings erzeugt die unnatürlich hohe räumliche Differenz zwischen Vorder- und Hintergrund oft Probleme für die Augen, da diese sich ständig zwischen beiden Ebenen hin- und herbewegen. Ich denke, je weiter die Zeit voranschreitet, desto stärker werden die Extreme abflachen und das Sehen in 3D wird angenehmer für die Zuschauer.
 
Wäre es nicht sinnvoll, Standards zu schaffen? In Bezug auf die Einhaltung einer gewissen Bildtiefe?
Nein, ich denke nicht. Der Regisseur von „Journey To The Center Of The Earth 3D“, Eric Brevig, hat beispielsweise in der Special- Effects-Abteilung angefangen und sich dort das notwendige Wissen über 3D angeeignet. Mit jedem neuen Film wird man eine Verbesserung erfahren und die Produzenten werden lernen, was funktioniert und was nicht.
 
Sind alte Filme problemlos in 3D wandelbar?
Nein, im Moment belaufen sich die Kosten, um einen herkömmlichen 2-D-Film dreidimensional zu gestalten, auf zehn bis zwölf Millionen Dollar. Derzeit benötigt man ein starkes Franchise wie „Star Wars“, um diese auch sicher wieder einzuspielen. Die Gründe für die extremen Kosten liegen im hohen Aufwand. Viele Leute haben die Bilder exakt zu bearbeiten, pixelgenau Objekte freizustellen und es müssen schwierige Entscheidungen darüber getroffen werden, welche Objekte auf welcher Ebene liegen, da dies den späteren 3D-Effekt maßgeblich bestimmt.
 
Also wird momentan jedes Einzelbild per Hand nachbearbeitet …
Genau, erst wenn einige Prozesse per Algorithmus automatisiert worden sind, werden die Preise und der Aufwand entsprechend fallen. Nichtsdestotrotz ist der Fortschritt bereits spürbar, denn die 3D-Arbeiten an „Star Wars“ im Jahr 2005 würden heute nur noch die Hälfte der Zeit in Anspruch nehmen. Zudem hat sich ein großes Problem durch sinkende Preise und eine bessere Technologie wie von selbst gelöst: Speicherkapazität.
 
Warum engagiert sich Dolby überhaupt im 3D-Bereich? Wie steht man bei Ihnen zu den bisher vorhandenen oder vorgesehenen technischen Lösungen?
Wir wollten abseits der Silverscreen- und Shutter-Brillen-Anwendungen eine Lösung, die dem Markt eine optimale Qualität bietet, aber kostengünstiger ist. Dolby offeriert nicht nur die Brillen, sondern auch die Abstimmung des Bildes auf die Farbfilter sowie Hilfen für die Produktion von 3D-Filmen. Im Projektor installieren wir ein Farbrad, welches halbseitig jeweils einem Auge zugeordnet ist und sich synchron zur Bildwiederholungsrate des Projektors dreht. Der Server, die Farbanpassung und die Bilddatenvorverarbeitung hängen alle an diesem Filter. Das Verfahren ist kompatibel zu allen 3D-Filmen.
 
Weshalb muss man in der digitalen Vorproduktion das Ausgangsmaterial verändern und dennoch beider Wiedergabe auf Filter zurückgreifen?
In der Vorproduktion wird die Farbverschiebung auf das Material abgeglichen und jedem Auge ein abweichendes Farbsignal zugewiesen. Wir müssen aber darauf achten, dass das Gesamtergebnis stimmt, also Rot weiterhin Rot ist.
 
Ist ein 3D-Projektor auch für 2-D-Anwendungen nutzbar?
Ja, das zusätzliche Filterrad kann aus dem Lichtweg bewegt werden, sodass eine 2-D-Projektion problemlos möglich ist. Nur wenige Projektoren lassen den Einbau unserer Filterscheibe nicht zu. Wir sind somit kompatibel zu allen bislang erschienenen digitalen DLP-Projektoren.
 
Haben Sie bereits Pläne, diese Technologie in Heimbereiche zu transferieren?
Ja, absolut. Wir stehen aber noch in Verhandlung.
 
Ist die 3D-Technologie mit bisherigen Blu-ray-Playern kompatibel?
Ja, zumindest, wenn es nach uns geht. Wir arbeiten momentan daran und alles, was ich darüber sagen kann, ist, dass wir kurz vor der Fertigstellung stehen.
 
Sind herkömmliche Filmscheiben somit ebenfalls 3D-fähig?
Nein, die Filme müssen extra für 3D optimiert und in einer neuen Version auf den Markt gebracht werden. Ihre jetzigen Blu-ray-Player können Sie allerdings weiterhin nutzen, es ist kein extra „3D-Blu-ray-Player“ notwendig. In Zukunft könnte es zunächst beide Versionen des Films in einer Verpackung geben, um die Verbraucher mit der 3D-Variante vertraut zu machen. Allerdings wird über einen Blu-ray-3D-Standard noch verhandelt, sodass es momentan zu früh ist, hier weiter nach vorne zu blicken.
 
Wie lange wird der Standard noch auf sich warten lassen?
Ich denke, in diesem Jahr wird es sehr schnell gehen, vermutlich haben wir in drei bis sechs Monaten eine echte Regelung. Die Studios wollen den 3D-Standard und stellen bereits umfangreiches Filmmaterial in Aussicht.
 
Worin besteht der größte Vorteil Ihres Systems gegenüber den Konkurrenz-Entwicklungen?
Ich bin der Meinung, dass die Abwärtskompatibilität unser größter Trumpf ist. Obwohl die Filme extra in 3D produziert und neu auf den Markt gebracht werden müssen, ist die Art der Speicherung auf Blu-ray Disc für alle herkömmlichen Player verständlich, sodass in diesem Bereich eine Neuanschaffung entfällt.
 
Ist ein neuer Fernseher bzw. Projektor notwendig oder sind ältere Geräte ebenfalls kompatibel?
Sie benötigen einen 3D-fähigen Fernseher oder Projektor, also in den meisten Fällen ein neues Gerät.
 
Vielen Dank für das Gespräch.

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