Cirque Du Soleil – Traumwelten

0
114

Brillante Zirkusvorstellung

Mit Andrew Adamson und James Cameron taten sich zwei der bekanntesten Fantasy-Regisseure der Welt zusammen, um die Traumwelten des Cirque Du Soleil in einen atemberaubenden Film zu verpacken.

Zwei Leute – ein Mädchen und ein Junge, reisen durch Traumwelten, um einander zu finden – das ist die komplette Story, die der brandneue 3D-Film des Cirque Du Soleil zu bieten hat. Doch mehr als einen thematischen Anreiz braucht es eigentlich auch gar nicht, denn die pompös und bildgewaltig ausgestalteten Akrobatiken des kanadischen Sonnenzirkus waren schon immer hauptsächlich eine Frage des Stiles.

Schon vor 18 Jahren, als der Zirkus mit einer gerade einmal 20-KöpfigenBesetzung gegründet wurde, war klar, dass ausschließlich mitmenschlichen Artisten außergewöhnlich exotische Bilder erschaffen werdensollten. Da sich  die meisten Erdenbürger nach der Erholung vom Alltagsehnen und diese in der Exotik sowie in fantastischen Motiven suchen,bedient der Zirkus genau diese Schiene und tut sein Möglichstes, um dengrauen Standard vergessen werden zu lassen. Denn es sind stets dieAbwesenden Dinge, die einem fremd und schön zugleich vorkommen.
 
Grandiose Kostüme und anspruchsvolle Kulissen entführten die inzwischen über hundert Millionen Besucher in eine Welt voller Magie und Zauber. Heute ist das weltumspannende Unternehmen auf ungefähr 5000 Mitarbeiter angewachsen, von denen allein 1300 zu den weltbesten Artisten gehören. In 50 Ländern bzw. rund 300 Städten vollführen die Künstler nun ihre reichhaltig ausgestatteten Bühnen-Shows, die die Zuschauer mit ihrem visuellem Anspruch betören wollen. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, denn neben den schön anzusehenden Kostümen erscheinen auch die Bewegungsabläufe der internationalen Künstler übermenschlich. Schwarm-gleiche Muster entstehen, wenn sich die Artisten durch die Luft wirbeln lassen, als wäre es die normalste und einfachste Bewegungsform der Welt. Ungewöhnliche Perspektiven, halsbrecherische Vorrichtungen, künstliche Pferde, Tentakel-gleiche Kopfbedeckungen, karierte Trompeter auf Stelzen, ein Mix aus graziler Akrobatik, Kunst, Komik und Schauspielerei – das Imaginarium der Kuriositäten ist groß.

Zirkus im Kino

Nun wurde all dies in einen groß angelegten, abendfüllenden Kinofilm verpackt. Und ja, vom „Cirque Du Soleil“ gibt es schon so einige Vorstellungen auf Blu-ray, bevorzugt in überdimensionalen auf 40 Minuten beschränkten IMAX-Versionen. Doch diesmal steckt hinter der Inszenierung noch einiges mehr. Mit Regisseur Andrew Adamson („Die Chroniken von Narnia“) und Produzent James Cameron („Avatar – Aufbruch nach Pandora“) geben sich zwei echte Hollywood-Größen die Ehre, die sich in den Gefilden der Fantasy sowie der 3D-Aufnahmen zuhause fühlen. Mit ihrem Know How und den immensen Mitteln, die hinter ihnen stehen, schufen sie eine Zirkusvorstellung, die die Welt noch nicht gesehen hat. Genau genommen ist dies sogar die erste Zirkus-Show die jemals in einem 3D-Kino lief.
 
Ähnlich wie Wim Wenders‘ Tanz-Doku „Pina“ ersetzt der Film natürlich nicht die echte Vorstellung. Dennoch kommt das 3D-Erlebnis der Realität recht nahe – logisch, wenn mit James Cameron der 3D-Guru schlechthin hinter dem Projekt steht. Für ihn selbst geht damit ein Traum in Erfüllung, denn hier kann er seine Expertise in einem völlig neuen Bereich unter Beweis stellen. Die Chance, die Möglichkeiten der 3D-Kameras anhand der ultraschnellen Künstler auszuloten, konnte er sich einfach nicht entgehen lassen. Zusammen mit der Pace Group entwickelt er während seiner 3D-Film- und Dokumentations-Projekte die stereoskopische Aufnahme-Technik kontinuierlich weiter, sodass in Zukunft sicherlich auch die schnellsten Bewegungen keine Probleme mehr in 3D darstellen.

Gedanken eines Fantasy-Regisseurs

Um ein möglichst aufregendes Ergebnis zu erzielen, suchte sich Regisseur Andrew Adamson die besten Performances für den 3D-Film aus und analysierte hierfür zunächst den Aufbau der bisherigen Shows: „Ich dachte darüber nach, wie die Live Shows des Zirkus funktionieren. Sie haben eine sehr traumartige Qualität an sich. Ein dünner, narrativer Faden spannt sich über die einzelnen Performances, lässt ihnen aber auch genug Raum, um sich frei in der von ihnen geschaffenen Welt zu bewegen. Da kam mir in den Sinn, dass dieser Film genau das gleiche tun könnte. Ich musste also eine Erzählung finden, die all diese Elemente aus den vollkommen unterschiedlichen Shows miteinander verbindet. Ich entwickelte also die Story um zwei Menschen, die sich in einem realen Zirkus treffen. Sie ist ein junges Mädchen, das nach einer Flucht vor dem Alltag sucht. Als sie den Trapez-Künstler beobachtet, verliebt sie sich in ihn. Als sich ihre Blicke treffen, verfehlt er und fällt … Doch er fällt direkt durch den Zirkus-Ring in eine völlig andere Welt und zieht sie hinterher. Den Rest des Films über suchen sie einander innerhalb dieser Welten, die sich in einer Art schwebendem Zustand befinden. Eine Art Raum zwischen Leben und Tod, eine Welt zwischen den Welten. Glücklicherweise kommen sie wieder zusammen in einem traumgleichen Luft-Ballet – Ein Balance-Akt zwischen purer Schönheit und tödlicher Gefahr“.
 
Ob dem Film dieser Balance-Akt gelingen wird und ob er die Zuschauer dermaßen zu verzaubern mag, wie es sich die Schöpfer versprechen, das können Sie ab sofort an sich selber ausprobieren. Schließlich kostet eine Karte für diesen virtuellen 3D-Zirkus lediglich so viel, wie eine herkömmliche Blu-ray 3D. Drum Bühne frei für diesen Jahrmarkt der Kuriositäten.

Bild und Ton

Trotz der extrem schwierigen Lichtbedingungen (Spotlightbeleuchtung bei einem ansonsten total verdunkelten Saal) hat es Kameramann Brett Turnbull geschafft, nahezu rauschfreie, scharfe Bilder einzufangen und dabei die unvergleichliche Atmosphäre des Cirque unangetastet gelassen. Dank der flüssigen Schnitt-Folgen von Nah-Aufnahmen und Totalen kann das Auge des Zuschauers die, schnellen, akrobatischen Bewegungen stets sehr gut nachvollziehen, ohne durch die Perspektivwechsel oder die Close-Ups irritiert zu werden. Intelligent eingegliederte Zeitlupen helfen zusätzlich beim Erfassen sämtlicher Facetten.
 
Die Farben sind zwar kräftig, durch die direkten Lichtkegel werden die Farben der exotischen Kostüme jedoch oftmals überstrahlt. Der Surround-Sound weiß mit einer guten Projektion des Raumes zu gefallenund macht auch bei der dreidimensionalen Inszenierung der Percussion-Musik eine sehr gute Figur. Das 146-minütige Making-of ist im Prinzip noch ein zweiter abendfüllender Film, den es anzuschauen lohnt. Die 3D-Version gibt es übrigens als limitierte Blu-ray-Edition zu kaufen.
(Falko Theuner)

Kommentare im Forum