Workshop: Netflix auf Enigma2-Boxen installieren

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Die Frage nach der Möglichkeit, Netflix auch auf freien Linux-Receivern mit Enigma2-Betriebssystem nutzen zu können, erreichte nicht nur unsere Redaktion des Öfteren. Standardaussage war dann immer, dass dies aufgrund der fehlenden Sicherheitsvorkehrungen des Betriebssystems nicht möglich sei. Nun haben die Programmierer doch eine Lösung gefunden.

Einer der Gründe, warum die meisten VoD-Angebote unter Enigma2 nicht nutzbar sind, ist der fehlende Kopierschutz in dieser Linux-Oberfläche. Als Enigma und später Enigma2 auf den Markt kamen, war dieser weder von den Anbietern gefordert noch realisierbar. Enigma2 hat sich stets weiterentwickelt und viele Innovationen – denken wir an die Implementierung von FBC-Tunern, Fast Chanel Switching oder die Unterstützung von Sat-IP – integriert bekommen.

Knackpunkt Kopierschutz

Was nie eingebaut wurde war eine Möglichkeit, den Kopierschutz zu realisieren, um Angebote wie Netflix, Amazon Prime oder DAZN auf die Boxen zu bekommen. Eigentlich hatten die meisten Nutzer sich mit der Situation abgefunden, zumal es von mehreren Herstellern zumindest Alternativansätze gibt, dieses Manko mittels Multiboot und einer somit startbaren Android-Oberfläche zu beseitigen. Doch nun kommt zur Überraschung zahlreicher Enigma2-Digitalreceiver Netflix doch auf die beliebte Linux-Box.

OpenATV schreitet voran

Seit einigen Monaten ist auf den ersten Geräten mit OpenATV-Oberfläche Netflix nutzbar. Möglich wird dies durch die Implementierung des Chrome-Browsers in das System. Dieser bietet die nötigen Sicherheitsmerkmale die Netflix – aber auch andere Angebote – voraussetzen. Im ersten Schritt wurde der Chrome-Browser für die HiSilicon-Prozessoren angepasst, die sie in Geräten die seit etwa zwei Jahren ausgeliefert werden, zum Einsatz kommen. Da sich ein Browser selbst per Fernbedienung der Box nur schwierig bedienen lässt, wurde zudem eine App für Netflix generiert welche durch eine einfache Bedienung die Navigation und Loginprozesse erlaubt.

Im anschließenden Schritt wird die Netflix-Erweiterung wie gewohnt über das Erweiterungsmenü (Unterpunkt Extensions) installiert

Octagon Vorreiter

Zum Testzeitpunkt standen die nötigen Erweiterungen für die SF–8008-Geräteserie von Octagon bereit. Sowohl Besitzer des Octagon SF 8008 Combo als auch jene der Twin- und Singleversion können mit einem aktuellen OpenATV 6.3 Image die Erweiterung fürt Netflix nutzen. Diese muss vorab installiert werden.
Wie das geht, zeigen wir im nebenstehenden Workshop. Neben den Octagon- Geräten soll nach uns vorliegenden Insiderinformationen das Netflix-Plugin auch auf dem Gigablue Trio 4K, dem in Osteuropa beliebten Amiko Viper 4k, dem Uclan 4K pro sowie dem australischen Gerät Beyonwiz v2 zukünftig nutzbar sein. Inwieweit auch andere Hersteller und Chipsätze damit bestückt werden können ist noch nicht klar.

Zuverlässige Bedienung

Natürlich hat sich die Testredaktion den Plugin einmal genauer angesehen. Die Nutzung ist denkbar einfach. Nachdem die Ersteinrichtung durchlaufen wurde, lassen sich die gewünschten Inhalte einfach über die Fernbedienung aufsuchen und auswählen. Sofort nach der Auswahl beginnt das Abspielen der gewünschten Folge. Das Netflix Konto ist dabei synchronisiert mit den anderen Geräten, auf denen dieses genutzt wird. Somit ist auch der Fortschritt einer Serie stets auf dem aktuellen Stand. Über die OK-Taste lässt sich eine Serie zudem pausieren. Beendet wird die Netflix ab nicht wie gewohnt mit Exit-, sondern über die Power-Taste. Wurde diese gedrückt, gelangt der Zuschauer zurück ins lineare TV-Programm des zuletzt gewählten Senders.

Begrenzte Videoqualität

Einschränkungen wollen wir trotz aller Euphorie über das Plugin nicht verschweigen. Die Videoqualität kann mit der des Fire TV oder Apps im TV-Gerät nicht mithalten. Maximal 720p werden angeboten wodurch die Full HD-Inhalte und schon gar nicht UHD-Inhalten nicht in der besten Qualität an den angeschlossen TV-Apparat ausgegeben werden. Bei unserem ersten Test waren wir trotz alledem positiv überrascht, denn die meisten Inhalte präsentierten sich trotz der geringeren Auflösung gut auf der Mattscheibe.

Wenn das Netflix-Symbol im Erweiterungsmenü enthalten ist wird die Konfiguration vorgenommen. Schalten sie dann die Hardwarebeschleunigung an

Weitere Apps

Aufgrund der Tatsache, dass der Chrome-Browser auf die Enigma-Boxen kommt, ist ein Ausbau der über das Betriebssystem verfügbaren VoD-Plugins über Netflix hinaus möglich. Dienste wie DAZN, Joyne, TV Now sind unter diesem Browser nutzbar. Um die Bedienung zu erleichtern benötigt es nur pfiffige Programmierer, die pro Dienst einen eigenen Linux-Plugin fertigen, damit die Bedienung per Fernbedienung und ohne angeschlossene Maus und Tastatur möglich ist. Unter der aktuellen Browserversion nicht lauffähig wäre im übrigen Prime Video von Amazon. Hier ist ein Browserupdate nötig, um auch diesen Dienst integrieren zu können.

Überraschung gelungen

Wie so oft im Leben gilt auch hier das Sprichwort: Unverhofft kommt oft. Niemand hat mehr damit gerechnet, dass die Videodienste komfortabel auf Enigma2-Boxen laufen werden. Ganz im Gegenteil: Aufgrund dieses Mankos wurde Enigma2 als Oberfläche schon oft abgeschrieben und Android eine berauschende Zukunft im Set-Top-Boxen-Bereich prognostiziert. Nun zeigt Enigma2 neue Potenziale auf, die die beliebte Benutzeroberfläche noch viele Jahre am Leben erhalten könnten. Natürlich wäre es im Sinne der Nutzer auch wünschenswert, dass Netflix auch auf weiteren Geräten läuft und die Einschränkungen bei der Auflösung aufgehoben werden. Immerhin ist nun der erste Schritt getan.

Bildquelle:

  • Netflix-einrichten: © Auerbach Verlag
  • Netflix-Startmenue: © Auerbach Verlag
  • NetflixaufLinuxbox_Startbild: © Auerbach Verlag

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