Edition: „Erde, Wasser, Luft, Eis“ und Schwerpunkt Indien

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Edition: „Erde, Wasser, Luft, Eis“ und Schwerpunkt Indien, Teil 5

Indiens Fluss des Lebens – der Ganges

Die Kamera auf der Schulter, eine Atemmaske im Gesicht: Mitten im Meer filmt der Taucher einen aufgeregten Sardinenschwarm, der sich wie ein organischer Wirbelsturm dreht. Im nächsten Augenblick bricht ein Wal durch jenen Strudel, reißt sein Maul auf und verschlingt die Hälfte der Fische. Berauschende Ereignisse, nur wenige Zentimeter von der Linse entfernt. Solche Momente visualisieren den besonderen Anspruch von „Deep Blue“. Die Produzenten der Dokumentation unternahmen den Versuch, keine reine Reportage zu erstellen, sondern durch die Ereignisse auch Emotionen zu transportieren. Ziel war die Präsentation des Ozeans in seiner ganzen Vielfalt, vom Eis der Pole bis zu den dunklen Abgründen tiefer Gräben. Gemeinsam mit drei ähnlichen Projekten liegt der Film nun in der Box „Erde, Wasser, Luft, Eis“ auf Blu-ray Disc vor.

Dokumentarische Streifzüge durch Indien

Von der Quelle im Garhwal Himal, einem südwestlichen Teil des Himalajas, bis zum Golf von Bengalen verfolgt die dreiteilige BBC-Dokumentation „Ganges – Indiens Fluss des Lebens“ den Lauf des heiligen Stroms. Die Filmemacher begleiten das Schmelzwasser, das den Wasserlauf speist, betrachten, wie das Gewässer wächst und die Landschaften sowie das Leben an seinen Ufern prägt. Gleichzeitig porträtiert die Reise die spirituelle bzw. religiöse Kultur der angrenzenden Länder. Für Hindus verspricht beispielsweise ein Bad in den Fluten die Vergebung aller Sünden: Während der Reinigung überträgt sich die Schöpfungskraft der Göttin Ganga, deren irdische Inkarnation das fließende Wasser darstellt, auf den Gläubigen. Ein wenig mehr von jener inspirierenden Flüssigkeit hätte auch diese Dokumentation vertragen können.

Farbenprächtiges Hochglanzformat

Das Hauptaugenmerk der verschiedenen Etappen liegt eindeutig auf der Flora und Fauna. Seltene Tierarten, bemerkenswerte Landschaften, atemberaubende Bergpanoramen, Mangrovensümpfe – für knapp zweieinhalb Stunden führt der Fluss seine Gäste tatsächlich am wundersamen Kaleidoskop Indiens entlang. Wenn der Wind über vereiste Gipfel bläst oder überdimensionale Hagelkörner niederprasseln, gelingen faszinierende Bilder. Ebenfalls visuell bemerkenswert sind kurze Abstecher zu Tempeln, heiligen Stätten sowie Siedlungsgebieten. Sobald die Bevölkerung im Mittelpunkt steht, wird das Geschehen mitreißend. Allerdings gelingt Letzteres recht selten.
 
Stattdessen präsentiert „Ganges – Indiens Fluss des Lebens“ häufig pathetisch überzeichnete Tieraufnahmen. Jene sind zwar auf ihre Weise ansprechend, jedoch muss der Zuschauer den stetigen sakral-mystischen Unterton mögen. Klassische Streicher und indische Sitarklänge verzieren die Optik musikalisch, während der Off-Sprecher das Szenario gelegentlich übertrieben weihevoll umschreibt.
 
Stärker sind die bereits erwähnten Passagen, in denen Hintergrundinformationen zum Land geliefert werden. Großformatige BBC-Computeranimationen bzw. Satellitenaufnahmen vermitteln die immense Dimension der Exkursion, teils durch unwirtliche Gestade und Territorien. In diesem Zusammenhang fehlt zudem ein Hauch an Kritik am Umgang mit dem Fluss. Insgesamt eher eine Tour für Tier- und Indienfans mit Hang zum farbenprächtigen Hochglanzformat.

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