Streaming clever zahlen: Apple, Google & neue Wege

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Apple Pay Smartphone

Streaming gehört für viele Haushalte schon lange zum Alltag. In letzter Zeit aber haben sich die Bedingungen bezüglich der Abrechnung von Abonnements verändert: Seit dem Digital Markets Act müssen Gatekeeper-Plattformen wie Apple und Google in der EU alternative Zahlungswege zulassen. Einige Streaming-Dienste haben daraufhin ihre In-App-Abrechnung gestrichen und lassen Abos nur noch über die eigene Website abschließen, andere – wie Spotify – testen zusätzlich alternative Bezahlmethoden in der App. Für Verbraucher bedeutet das mehr Wahlfreiheit, die je nach Anbieter unterschiedlich ausgestaltet ist.

Apple und Google unter dem DMA

Der DMA verpflichtet Apple und Google, Entwicklern zu erlauben, Nutzer auf externe Bezahlwege hinzuweisen und zu leiten. Die EU-Kommission stellte im April 2025 fest, dass Apple diese Pflicht verletzt hatte und verhängte eine Geldbuße in dreistelliger Millionenhöhe; gleichzeitig passte Apple die Regeln an und kündigte eine überarbeitete Gebührenstruktur sowie die Möglichkeit externer Links in der EU an. Ziel: Nutzer sollen außerhalb der App günstigere oder alternative Optionen finden dürfen, ohne durch Plattformregeln behindert zu werden. Für Verbraucher bedeutet das mehr Wahlfreiheit – technisch in der App oder praktisch über den Abschluss im Browser.

Wie Streaming-Dienste tatsächlich abrechnen

In der Praxis zeigt sich ein differenziertes Bild:

Netflix lässt auf iOS keine neuen In-App-Abos über Apple Pay mehr zu. Ein Abschluss ist außerhalb nötig – typischerweise direkt auf der Netflix-Website; Bestandskunden, die früher über Apple zahlten, wurden zum Wechsel auf alternative Zahlungsmittel aufgefordert. Nach dem Abschluss kann der Dienst in der App ganz normal genutzt werden.

Disney+ verfährt gleich: Neue und zurückkehrende Abonnenten können nicht mehr über Apple zahlen, sondern melden sich über die Disney+-Website an. Auch hier gilt: Erst das Abo außerhalb abschließen, dann in der App einloggen. 

YouTube Premium ist ein Grenzfall, der den Preiseffekt sichtbar macht: Abos, die „über Apple“ abgerechnet werden, liegen häufig über dem Web-Preis; wer im Browser abschließt, zahlt in der Regel weniger. Der Unterschied variiert je nach Land und Zeitpunkt; die Ursache ist die Plattformprovision auf In-App-Käufe.

Spotify nutzt die Öffnung aktiv: In der EU werden seit 2024 Preisangaben und externe Kaufmöglichkeiten in der App angezeigt; dazu kamen Schritte in Richtung In-App-Käufe ohne Apple-Flow. Der Kern bleibt: Der Dienst kann – je nach Zulassung und Geschäftsmodell – innerhalb der App auf alternative Bezahlwege hinweisen oder den Abschluss außerhalb ermöglichen. Nutzer sehen dadurch transparentere Preise und haben mehr Optionen. 

Apple TV+ bleibt die Ausnahme: Das Abo wird weiterhin über das Apple-Zahlungssystem des Apple-Kontos abgewickelt; externe Abschlusswege innerhalb der App existieren nicht. 

Sicherheit und Komfort im Vergleich

Zwischen integrierten und externen Zahlungen gibt es klare Unterschiede. Apple Pay – bzw. auf Android Google Wallet – sind tief ins System eingebunden: Authentifizierung per Face/Touch ID, automatisches Management von Rechnungen, Kündigungen und Zahlungsmitteln im jeweiligen Konto. Das ist bequem und reduziert Fehlbedienungen – gerade für Nutzer, die alle Abos zentral in den Systemeinstellungen verwalten möchten. 

Externe Zahlungen über PayPal, SEPA-Lastschrift oder Kreditkarte gelten ebenfalls als sicher und bieten oft eine breitere Auswahl an Verfahren. Allerdings liegt die Verantwortung stärker beim Kunden: Kündigungen und Rückerstattungen laufen direkt über den Streaming-Anbieter beziehungsweise dessen Zahlungsdienst, und die Verträge tauchen nicht automatisch im Apple- oder Google-Abozentrum auf. Kurz gesagt: Komfort und zentrale Verwaltung sprechen für die integrierte Lösung; Flexibilität und potenzielle Preisvorteile für den Abschluss außerhalb. 

Die Muster sind auch in anderen digitalen Bereichen sichtbar. Gaming-Apps bieten virtuelle Währungen und Zusatzinhalte häufig günstiger über den Webshop an als innerhalb des App-Stores – ein Effekt der Plattformprovisionen, die Entwickler vermeiden wollen. E-Commerce-Apps binden verstärkt Drittzahlungsdienste ein, um Kundinnen und Kunden mehr Auswahl zu geben und die Abhängigkeit vom In-App-Kauf zu reduzieren. Und Ticket-/Mobilitäts-Apps setzen auf Wallet-Integration für schnellen Zugang; hier dominiert der Komfort, weniger die Preisdifferenz. Auch im iGaming-Sektor, wo gewöhnlich Anbieter mit besonders vielen sicheren und komfortablen Lösungen vertreten sind, finden sich Casinos mit Google Pay.

Was 2025 praktisch zu beachten ist

Erstens lohnt sich ein Preisvergleich vor dem Abschluss: Bei Diensten wie YouTube Premium beispielsweise fällt regelmäßig auf, dass die Web-Buchung günstiger ist. Zweitens sollte auf seriöse Zahlungswege geachtet werden – etablierte Verfahren wie PayPal, SEPA und Kreditkarten sind Standard; unbekannte Dritt-Apps oder überraschende Zahlungsaufforderungen sollten skeptisch geprüft werden. Drittens ist die Abo-Verwaltung zu bedenken: Wer außerhalb bucht, verwaltet Kündigungen, Rechnungen und Zahlungswechsel beim Anbieter selbst und nicht im Apple- oder Google-Konto. Es kann eine Mischstrategie sinnvoll sein: Integrierte Zahlung dort, wo Bequemlichkeit und zentrale Verwaltung überwiegen (z. B. kurzfristige Abos oder Testmonate), und externer Abschluss, wenn spürbare Preisvorteile oder spezielle Zahlarten gefragt sind.

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Bildquelle:

  • Apple Pay Smartphone: © nikkimeel/stock.adobe.com
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