Game Of Thrones

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Game Of Thrones, Teil 2

Jeder außer uns ist der Feind

Man könnte fast glauben, die Serie sei einem Brettspiel nachempfunden, wie ja auch schon der aufwendig animierte Vorspann suggeriert. Und tatsächlich wissen gewiefte Spieler schon seit knapp neun Jahren das vielschichtige Brettspiel (in Deutschland unter dem Titel „Der eiserne Thron“) um die Häuser Westeros‘ zu schätzen. Umso größeren Spaß macht es, den Adelshäusern in der Serie wie „Spielern“ zuzuschauen – wie sie versuchen, sich Zug um Zug einen Vorteil gegenüber den anderen zu verschaffen.
 
Die Strategiekomponente ist dabei keineswegs langweilig anzuschauen, da Freundschaft und Verrat der beste Zündstoff eines jeden gelungenen Dramas sind. Groß angelegte Schlachten sind hier nur Mittel zum Zweck und werden daher größtenteils ausgeblendet. Vielmehr geht es um Macht, wobei jeder Spieler eine charakteristische Eigenschaft besitzt bzw. seiner ganz eigenen, persönlichen Motivation nachgeht: Liebe, Ehrgefühl, Rachelust, Geld, Sex, Angst, jugendlicher Leichtsinn oder auch Verpflichtung – es gibt keine Tat, die nicht auf einer markanten Emotion, einem Bedürfnis oder einer zuvor betrachteten Schwäche beruht.

Der Winter naht

Protagonist der ersten Staffel ist Lord Eddard Stark von Winterfell. Er ist der treu ergebene Soldatenlord, der Pflicht und Ehre über alles stellt; nichts ist ihm verhasster als Verrat, Intrigen und Geheimniskrämerei. Der tief im Glauben an die alten Götter verwurzelte Eddard zweifelt am natürlichen Tod seines Vorgängers, Lord John Arryn, und will die Hintergründe seines Todes aufklären. Dafür begibt er sich an den Hof des Königs, den Ort, an dem bereits sein Vater und sein Bruder Opfer politischen Verrats wurden.
 
Aus dem Adelshaus Baratheon wiederum stammt der derzeitige Regent des Landes, der auf dem eisernen Thron sitzen darf. König Robert ist das genaue Gegenteil Eddards: Er vergnügt sich im Wissen seiner Frau Cersei (Lena Headey) mit anderen Bettgespielinnen und scheint seinen Pfl ichten als Herrscher zunächst kaum nachzukommen.
 
Die Königin stammt aus dem Hause Lannister und bereitet den gemeinsamen Sohn Joffrey (Jack Gleeson) auf seine zukünftigen Aufgaben vor – nicht ohne Eigeninteresse. Gemeinsam mit ihrem Bruder Jaime (Nikolaj Coster-Waldau), der gleichzeitig ihr Liebhaber ist, plant sie ein Komplott gegen den König, in das auch ihr zweiter Bruder, der scharfzüngige und zwergenwüchsige Tyrion (Peter Dinklage), verwickelt zu sein scheint. Dinklage erhielt für seine ausgezeichnete Darstellerleistung als zynisch-genialer Taktiker übrigens einen Golden Globe sowie einen Emmy.

Feuer und Blut

Zu guter Letzt bleibt noch das „Drachen“-Haus Targaryen. Durch das Meer vom Hauptkontinent getrennt, leben die einzig noch existierenden Kinder des ehemaligen Herrschers König Aerys II., Tochter Daenerys (Emilia Clark) und Thronerbe Viserys Targaryen (Harry Lloyd), im Exil. Mit einer politisch motivierten Heirat seiner Schwester versucht Viserys, den ihm seiner Meinung nach rechtmäßig zustehenden Thron zurückzuerobern, wobei er auf die Gefühle Daenerys‘ keinerlei Rücksicht nimmt.
 
Doch das Blatt scheint sich zu wenden, als sich Daenerys ihrer durch die Zwangsheirat mit dem Pferdelord Khal Drogo (Jason Momoa) neu erlangten Position und ihrer Bedeutung im Ringen um den Königsthron bewusst wird. Die stetigen Übergänge von der intriganten Haupthandlung zur barbarischen Gesellschaft des Dothraki-Stammes lockern den Erzählfluss durch starke bildliche und inhaltliche Kontraste enorm auf. Da hier die Natur und die Macht des körperlich Stärkeren im Mittelpunkt stehen, verlaufen die Machtkämpfe nicht im Verborgenen. Ein schöner Kontrast – fast wie aus einem anderen Film.

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