Gigantische Müllhalde im Orbit

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Schrott im All gefährdet Weltraummissionen

Als die Menschheit damit begann, den Weltraum zu erobern, dachte noch niemand an ein so irdisches Problem, welches schon wenige Jahrzehnte später eine Schar von Wissenschaftlern, Universitäten und Unternehmen beschäftigen würde. Inzwischen ist klar: Jede gestartete Rakete und jeder Satellit hinterlässt Schrott im Orbit. Der eine mehr, der andere weniger.

Und so werden schon heute mehr als 16 000 von der Weltraumbehörde erfasste Objekte mit einer Größe von mehr als 10 Zentimetern (cm) kontinuierlich mit Teleskopen beobachtet. Denn diese stellen eine erhebliche Gefahr für Weltraummissionen dar, sollte es zu einer Kollision kommen. Durch die permanente Beobachtung dieser gefährlichen Trümmer können heutzutage größere Katastrophen im Weltall verhindert werden, denn jedes Flugobjekt im Orbit ist in der Lage, Ausweichmanöver zu fliegen.
 
So musste allein die Weltraumstation ISS im vergangenen Jahr zwei solcher Kursänderungen durchführen, weil Weltraumschrott der Raumstation gefährlich nah kam. Nicht zu unterschätzen sind aber auch die kleineren Trümmer – Schätzungen zufolge bis zu 600 000 Objekte unter 10 cm Größe -, die um die Erde rotieren. Hier lassen sich Zusammenstöße mit oft verheerenden Folgen praktisch nicht vermeiden. Im Falle von Kommunikationssatelliten sind meist die Sonnensegel gefährdet, aber auch ein Einschlag in den Satelliten selbst kann im Ernstfall bis zum Funktionsausfall führen. Auch wenn diese kleinen Objekte harmlos erscheinen, bei Geschwindigkeiten von 10 Kilometern pro Sekunde können auch winzigste Teilchen enormen Schaden verursachen.

Woher kommt der Müll im All?

 
Weltraumschrott – in der Fachsprache auch „Space Derbys“ genannt – entsteht bei jedem Raketenstart. Wenn abgesprengte Raketenstufen, in denen sich noch Treibstoffreste befinden, mit anderen Teilen im All kollidieren, kommt es zu Explosionen – Tausende kleine Teile entstehen und vermehren den Schrott im All. Auch unkontrolliert im Orbit treibende ausgediente Satelliten enthalten oft noch Treibstoff und können Explosionen verursachen.
 
Einen galaktischen Super-GAU verursacht der Zusammenstoß von zwei Satelliten über unseren Köpfen, wie er sich im Jahr 2009 ereignete: Der ausgediente russische Nachrichtensatellit Kosmos kollidierte mit einem Satelliten des Iridium-Netzes für Satellitentelefonie. Beide hatten das Gewicht eines Autos und streiften sich beim Kreuzen der Umlaufbahnen. Das Ergebnis: Beide Trabanten zerbröselten komplett und hinterließen eine Wolke Trümmerteile, die sich anschließend im All ausbreitete. Genau vor solchen Situationen fürchten sich Weltraumbeobachter ganz besonders. Denn während größere Objekte unter ständiger Kontrolle stehen, ist dies bei der Masse von kleinen Teilchen praktisch unmöglich.

Kontrollierter Absturz

 
Spätestens seit diesem Ereignis suchen weltweit Forscher nach Lösungen für dieses Problem. Insbesondere bei den Telekommunikationssatelliten gibt es inzwischen verschiedene Lösungsansätze. Ein Ansatzpunkt ist die Erdanziehungskraft. Zwar bewegen sich diese Himmelskörper im geostationären Orbit nur äußerst langsam wieder in Richtung Erde, allerdings kann dieser Vorgang auch beschleunigt werden. Oftmals werden die letzten Treibstoffvorräte an Bord dazu genutzt, den Satelliten in eine kontrollierte Absturzbahn zu lenken. Beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglüht der Himmelskörper dann in aller Regel komplett.
 
Allerdings klappt auch das nicht immer. Gerade in den letzten Monaten war immer wieder in den Medien von abstürzenden Satelliten die Rede, welche, so sie denn auf bewohntes Gebiet stürzen, unter Umständen erheblichen Schaden anrichten können. Die Wahrscheinlichkeit allerdings ist gering, meist stürzen Trümmerteile in die Ozeane oder auf unbewohntes Gebiet. Bis zum heutigen Tag ist kein Fall bekannt, an dem ein Mensch durch abstürzenden Weltraumschrott verletzt worden wäre.

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