Im Test: Musical Fidelity M6i Vollverstärker

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Im Test: Musical Fidelity M6i Vollverstärker

Klangliche Aspekte

 Die Audiomesswerte sind für den RCAbzw. den XLR-Eingang fast gleich. über den XLR-Eingang erreicht der M6i dagegen ein ausgezeichnet geringes übersprechen. Es gibt Verstärker, die kann man klanglich als Vertreter einer gepflegten Hi-Fi-Kultur bezeichnen. Wenn der Hochtonbereich mit einer besonders feinen Auflösung erklingt und grundsätzlich die Neigung zu klanglicher Schärfe fehlt, liegt die Vermutung zu einer gezielten Einflussnahme in greifbarer Nähe.
 
Ein Fakt ist aber messtechnisch ermittelbar: eine „leicht gebremste“ Dynamik. Wobei der Hörtest in diesem Fall kein deutlich gebremstes grobdynamisches Verhalten aufdeckte. Lediglich Impulse, die sehr große Bass-Tiefmittenanteile in sich vereinen, wirken dezent weicher. Am Beispiel der Kesselpaukenaufnahmen waren dezente überschwinger beim Anschlaggeräusch vernehmbar.

Der eigentliche Ton und der Ausklang wirkten dagegen sanfter. Bei den Gesangsstimmen stellten sich aber keinerlei überhöhungen in den S-und Zischlauten heraus. Im Allgemeinen erklingen Naturgeräusche, angezupfte und angeschlagene Saiten sehr organisch. Je nach Obertonstruktur sind sie im Klang ein wenig hell aber nie verzerrt. Es stellt sich keinerlei analytischer Ansatz ein, dafür agiert die Schaltung sehr ruhig und gibt der Musik immer ein entspanntes Grundempfinden.
 
Was aber auch den Gedanken an eine etwas geringere Anstiegsgeschwindigkeit der Verstärkerschaltung nahelegt. Die Auflösung feiner Details ist, wenn man eine normale Grundlautstärke voraussetzt, sehr gut. Im Zusammenhang mit dem wirklich geringen übersprechen zwischen den Stereokanälen ergibt sich eine schöne akustische Bühne mit Tiefen- und Breitenwirkung, die nur von Monoblockendstufen übertroffen wird.

Es sind genau diese kaum stattfindenden Beeinflussungen der Links-Rechts-Informationen auf elektrischer Ebene, die jedem musikalischen Genre Raum für Entfaltung geben. So erlebten wir den M6i über die XLRs. Der Abstand zwischen Solisten und Begleitung wird scheinbar größer, und das Klangbild zentriert sich nicht so kompakt im Bereich der Phantommitte. Bei großen Orchestern sinfonischer Werke können einzelne Instrumente und Gruppen deutlicher lokalisiert werden.
 
Beim M6i stellt sich aber manchmal eine leichte Begrenzung in der Durchhörbarkeit bei lauteren Passagen solcher Werke dar. Wir würden dieses als eine Folge der weichen Tiefmittenabbildung deuten. Doch alles in allem ist er nahezu ein Alleskönner, dem vielleicht die gutmütige Interpretation Ernster Musik ein wenig mehr liegt als das Alltägliche.

Ausstattung

Technische Daten

(Jens Voigt)

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