In medias res: HDTV

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In medias res: HDTV, Teil 2

Nachgehakt

Dipl. Ing. Klaus Steffens, Leiter Technik Distribution Pro Sieben Sat 1 Media AG, entgegnete hierzu: „Oft bekommen wir das Master bereits so geliefert. Die Beeinflussung des Bildseitenverhältnisses ist natürlich auch immer eine Philosophiefrage.“ Wir meinen, wenn ein Film schon nativ gesendet wird, sollte doch auch bitte das Bildseitenverhältnis so wie im Original vorliegen, Balken hin oder her.
 
Das Problem der Umschaltung zwischen HD- und SD-Auflösung lässt sich gut am Beispiel der Oscarverleihung darstellen: So fand der Wechsel immer statt, wenn sich ein bewegtes Overlay-Element, in diesem Fall der Oscar, über das laufende Bild legte. Steffens konnte diese Vermutung nicht eindeutig bestätigen, wir gehen aber stark davon aus, dass der Fehlerteufel in kombinierten Bildkompositionen steckt.
 
Im Playout-Center lässt man zudem noch Fingerspitzengefühl vermissen, so wurde etwa der Film „I Am Legend“ erst in der Nachtwiederholung in nativem HD gezeigt und „Men In Black 2“ begann nach der Werbung wieder von vorne.
 
Die Wiederholung von „Robin Hood: König der Diebe“ auf Kabel Eins HD lief im Nachmittagsprogramm gar nur hochskaliert und in einem Bildseitenverhältnis von 4 : 3 – mit HD hat das nichts mehr zu tun. In diesem Fall ist der Grund aber wahrscheinlich darin zu suchen, dass die entsprechende Version geschnitten war und dem Sender die gekürzte Fassung lediglich in der SD-4 : 3-Ausführung vorlag.
 
Bei vielen hochskalierten Sendungen bilden sich links und rechts kleine schwarze Ränder. Diese resultieren daraus, dass die Versionen nur mit 704 × 576 Pixeln vorliegen, die fehlenden 16 Pixel sind für den Overscan-Bereich reserviert. Diesen gibt es aber in der HDTV-Norm nicht mehr und so kommt es auf Full-HD-Fernsehern ohne Overscan zu Rändern. Die Verschiebung der Senderlogos, oft schwebt etwa der HD-Schriftzug über dem Logo, konnte man uns nicht erklären.
 
Da „HD ready“-Fernseher den Overscan nicht abschalten können, ist das Logo zudem bei einigen Sendungen abgeschnitten. Die Bild- und Tonprobleme im Regelbetrieb begründete Steffens damit, dass die Umstellung doch sehr groß sei und sich in der Praxis Schwierigkeiten auftun, die nicht absehbar waren. Auf die Erfahrungen des ersten HDTV-Starts können sich Pro Sieben Sat 1 nicht stützen, denn das komplette Playout-Center wurde mittlerweile auf die aktuelle MPEG-4-Codierung umgestellt.

Aus Fehlern lernen

Wir sind der Meinung, dass die fehlende Kennzeichnung nativen HD-Materials in Fernsehzeitungen und die pauschale Aussage von Klaus Steffens, „alles sei HD“, eher kontraproduktiv sind und den Zuschauern aufgrund des mangelnden HD-Effektes etwas vorgegaukelt wird. Wenn dann aber etwas nativ läuft, klappt nicht nur uns die Kinnlade herunter. Und dass Pro Sieben die HD-Ausstrahlung im Livebetrieb bereits bestens im Griff hat, zeigte sich eindrucksvoll in der Musikshow „Unser Star für Oslo“. Bitte mehr davon und hoffentlich sind die Kinderkrankheiten bald auskuriert.

(Dennis Schirrmacher)

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