Smartphone vs. Konsole

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Wem gehört die Zukunft?

Nintendo begründete mit dem Gameboy die mobile Unterhaltung und prägte damit eine ganze Generation. Aktuell beherrschen die Nintendo 3DS und Playstation Vita die Spieleszene der kompakten Konsolen, bekommen aber mittlerweile starke Konkurrenz von Smartphones und Tablets.

Im Bereich der mobilen Unterhaltung nimmt die Frage nach der erwartbaren Lebensdauer einer portablen Konsole einen immer größeren Stellenwert ein. Lohnt es sich, noch Software dafür zu entwickeln oder setzt man als Entwickler lieber auf kostengünstige Apps? Für Letzteres spricht die viel breitere Zielgruppe, da wesentlich mehr Menschen Smartphones besitzen und der geringere Preis eine kleinere Hürde für den Konsum darstellt. Auf Konsolen liegt der durchschnittliche Marktpreis von Blockbuster-Spielen bei 50 bis 70 Euro, wohingegen Apps für Smartphones selten mehr als fünf Euro kosten. Weiterhin besteht häufig die Möglichkeit, Gratis-Versionen der Spiele zu testen, die aber mit Werbung versehen sind.

Die bauartbedingten Besonderheiten der Smartphones und Tablets beeinflussen das Spiel-Design maßgeblich. Schließlich existiert nur ein Touchscreen, auf dem alle wesentlichen Elemente zur Steuerung untergebracht werden müssen. Das daraus resultierende Ergebnis sind einfache und leicht erlernbare Spielkonzepte, die eine breite Konsumentenschicht ansprechen. Diese bezeichnen die großen Publisher gern mit dem englischen Fachbegriff „Casual“. Diese Zielgruppe möchte schnelle, einfache und unterhaltsame Produkte genießen, die zwar in ihrer Spieltiefe begrenzt sein mögen, aber auch nur kurzzeitig beschäftigen sollen. Für tiefergehende Spielkonzepte existiert aber eine ganz erhebliche Einschränkung: der Touchscreen. Dieser wird meist mit beiden Händen gehalten und somit beschränken sich die Eingaben auf zwei Eingabemittel: die Daumen.
 
Mit diesen können auf einem im Durchschnitt vier Zoll großen Bildschirm aber nur eine begrenzte Anzahl an Schaltflächen realisiert werden, da sie nämlich sonst den ganzen Sichtbereich verdecken würden, wodurch sich die Eingabekomplexität dramatisch verringert. Soll der Spieler etwa eine Spielfigur in eine bestimmte Richtung bewegen, bleibt nur noch ein Daumen für weitere Interaktionen übrig. Zudem kann diese Art der Steuerung auf Dauer ermüden, da ein Verrutschen des Fingers auf einer flachen Oberfläche schwer zu verhindern ist. Hier sind die Eingabesticks von mobilen Spielekonsolen, wie etwa der Playstation Vita, klar im Vorteil. Zwar haben findige Entwickler bereits Joystickaufsätze für Smartphones konzipiert, diese sind in der Regel aber nur bedingt nützlich, da sie mit Klemm- oder Saugvorrichtungen arbeiten. Ein einheitliches Layout bleibt damit unrealisierbar, was nicht zuletzt an der Vielzahl der Endgeräte liegt.
 
Dies betrifft vor allem Android mit seiner starken Soft ware- und Hardware-Fragmentierung, sodass es keine geräteübergreifende Softwarelösung gibt, mit der die Touchscreen-Tasten auf einen Steuerungsadapter übertragbar wären. Dieses Schicksal ereilte auch Sonys Smartphone Xperia Play, welches noch mit Android 2.3 arbeitet. Schlussendlich mangelte es an ausreichend angepassten Spielen, die mit den Hardwareknöpfen zusammenarbeiteten, weshalb dieses Konzept scheiterte. In einem weiteren Anlauf setzt Sony auf eine Integration seines Blutooth-Playstation-3-Controllers, allerdings muss dazu ein Xperia Z erworben werden. Mit iCade existiert eine Docking-Station für das iPad, welche zusätzlich über Hardware-Tasten verfügt, um Atari-Klassiker spielen zu können. Allerdings funktioniert diese Konstruktion nur in Kombination mit der richtigen App, da in dieser die korrekte Umlegung der Tasten verankert ist.

Durch die Steuerungseinschränkungen haben sich viele alternative Spielkonzepte entwickelt. Zu diesen zählen die „Endless Runner“ wie zum Beispiel „Temple Run“, die sich durch eine automatische Vorwärtsbewegung der Spielfigur auszeichnen. So bleiben weiterhin beide Hände frei für Aktionen, die eine Integration ins Spielgeschehen erleichtern. Neben der automatischen Bewegung spielt das Gyroskop eine immer entscheidendere Rolle, da dieses Kipp- und Drehbewegungen des Smartphones erfasst und in Steuerimpulse umsetzt. Gerade in Rennspielen wie „Need for Speed“ verdeckt somit kein Finger das Geschehen, und nur wenn besondere Aktionen wie ein Geschwindigkeitsboost möglich sind, muss auf den Bildschirm getippt werden.
 
Eine weitere Möglichkeit stellt die Portierung von Klassikern anderer Konsolen auf neue Systeme dar. Im Bereich der Smartphones und Tablets sind vor allem Playstation-1-Klassiker wie Final Fantasy III interessant, da sie über eine einfache Grafik und ein rundenbasiertes Spielkonzept verfügen. Somit hat der Nutzer auch bei komplexen Eingaben immer genug Zeit, diese auszuführen und wird nicht durch den Mangel eines Gamepads unangemessen benachteiligt. Der Preis für diesen Klassiker beträgt mit rund 13 Euro mehr als die durchschnittliche Spiele-App, aber die überwiegend positiven Bewertungen lassen darauf schließen, dass die Kosten nicht zu unrecht verlangt werden. Diese Spieleumsetzungen zeigen, dass komplexe Anwendungen nicht unmöglich zu realisieren sind – dennoch bleiben sie eher Ausnahmen.

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