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Ein wirklich starker Einstieg! Die Kamerafahrt nähert sich zum einen dem Todeszug des Films und überfliegt zugleich Chicago aus der Vogelperspektive. Und wenn Sie jetzt denken, die durchstartende Wildgans auf dem See hätte nichts mit der komplexen Zeitreisehandlung zu tun, dann warten Sie mal ab.

Als Captain Colter Stevens (Jake Gyllenhaal) erwacht, findet er sich in einem fahrenden Zug wieder. Eine flüchtige Spiegelung im Fenster zeigt ihm ein anderes Gesicht als sein eigenes. Und auch sein Gegenüber, eine hübsche, ihm aber vollkommen unbekannte Studentin (Michelle Monaghan), scheint ihn nur unter dem Namen „Shaun“ zu kennen. Vor dem Spiegel der Bordtoilette kommt dann die große Erkenntnis: Sein Geist befindet sich definitiv in einem fremden Körper.
 
Über seine außergewöhnliche Situation braucht er sich aber keine weiteren Gedanken zu machen, denn nur wenige Augenblicke später kommt es zu einer Explosion und er stirbt. Was hier wie der Prolog zu einer Folge der 1980er-Jahre- Serie „Zurück in die Vergangenheit“ klingt, ist interessanterweise tatsächlich ein ähnliches Konzept. Colters Vorgesetzte Goodwin (Vera Farmiga) erklärt ihm die Spielregeln: Er ist ein Soldat, der zurück in die Vergangenheit geschickt wurde.
 
In die Vergangenheit einer Paralleldimension wohlgemerkt, in der er die Rolle eines Lehrers 8 Minuten vor dessen Tod einnahm. Dies kann beliebig oft wiederholt werden. Sein Auftrag lautet daher, die Ursache des Terroranschlags aufzudecken und den Lagepunkt der Bombe sowie den Bombenleger zu entlarven. Aufgrund der alternativen Realität hat sein Handeln auf diese Gegenwart keinen Einfluss, weshalb er lediglich an die Informationen gelangen muss. Doch auch in seiner Realität ticken die Uhren weiter. Schafft er es also nicht, das Ziel im Zeitrahmen zu erreichen, wird es einen zweiten Anschlag geben, mitten im Herzen Chicagos, und zwar mit einer Nuklearbombe.

Die Wiederholung

 
Wie in einem Videospiel probiert Stevens nun unterschiedliche Ansätze aus, um an sein Ziel zu gelangen. Mal versucht er es als passiver Beobachter, mal als brutaler Leinwandheld. Doch keine der Lösungsmöglichkeiten scheint die perfekte zu sein. Diese verspielte Herangehensweise kommt vor allem dem Zuschauer zugute, der quasi dazu gezwungen wird, mitzudenken und sich den eventuellen nächsten Schritt vor Augen zu führen.
 
Und genau dies ist auch der kreativste und ertragreichste Part des ganzen Films: eine ideenreiche, Hitchcock’sche Thriller-Ebene, unter der sich die mysteriöse Geschichte des Protagonisten verbirgt. Schrittweise erkennt Stevens sein Schicksal und sein Dilemma, das mit den Zeitsprüngen zusammenhängt. Zudem beginnt er, gewisse Gefühle für seine Zugnachbarin zu hegen, die mit ihm im wahrsten Sinne des Wortes tausend Tode stirbt. Übrigens: Wer genau aufpasst, wird feststellen, dass fast alle Episoden tatsächlich in knapp 8 Minuten abgespielt werden. Zumindest sind sie nie länger als dieses Zeitfenster.

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