Unknown Identity

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Unknown Identity

Jeder, der schon einmal seine Brieftasche zuhause vergessen hat, kennt dieses Gefühl. Sie stehen an einem Schalter, wollen etwas abholen oder irgendwohin reisen, können sich aber nicht ausweisen. Peinlich! „Unknown Identity“ treibt dieses Missverständnis auf die Spitze.

Ein wenig nervös aber zufrieden sitzt der Wissenschaftler Dr. Martin Harris (Liam Neeson) neben seiner Frau Elizabeth (January Jones). Ihr Flugzeug befindet sich im Landeanflug auf Berlin, wo sie beide einen internationalen Bio-Technologie-Kongress besuchen werden. „Du wirst das schon schaffen, Martin. So wie Du es immer schaffst“ beruhigt Elizabeth ihren Mann.
 
 
Auf dem Weg ins Hotel geht jedoch ein Koffer verloren, den der Taxi-Fahrer beim Einladen übersehen hat. Kurzerhand begibt sich Harris noch einmal zurück, um das wichtige Gepäckstück zu holen – eine Entscheidung mit Folgen. Vier Tage nach dem unerwarteten Autounfall, erwacht der Mann in einem Krankenhaus. Dort erzählt man ihm von seinem möglicherweise lückenhaften Gedächtnis und weiteren Spätfolgen seiner Verletzungen. Dennoch möchte er so schnell wie möglich zu seiner Frau zurück, die von alledem ja nichts mitbekommen hat.
 
 
Als er sich im Hotel zu ihr durchkämpft kommt plötzlich der Schlag ins Gesicht: Elizabeth erkennt ihn nicht mehr und jemand anderes hat seinen Platz eingenommen. Was ist hier nur los? Ist er in einer Parallel-Dimension gelandet? Spielt ihm seine lädierte Erinnerung einen Streich? Ist er ein Klon, der nur glaubte, das Original zu sein? Oder ist er Teil eines außerirdischen Experiments? Auf jeden Fall kann er sich nicht ausweisen, denn bei dem Unfall gingen sämtliche Papiere verloren. Peinlich!

Ohne Rechte und Pflichten

Dummerweise sieht der Verhaltenskatalog eines Durchschnittsmenschen keine Vorgehensweise für eine solch prekäre Situation vor. Dementsprechend stellt Martin (wenn er denn so heißt) erst einmal Nachforschungen an, um seine Situation überhaupt verstehen zu können. Zunächst möchte er eine veränderte Wahrnehmung ausklammern und begibt sich zurück ins Krankenhaus.
 
 
Als jedoch die ihn betreuende Krankenschwester von einem Killer gemeuchelt wird und er nur knapp entkommt, versteht Harris, dass es hier um weitaus mehr geht, als um einen verloren gegangenen Ausweis. Wenn er sich nicht augenblicklich in einen fähigen Agenten entwickelt bzw. zum Action-Helden mutiert, kann er sich im Prinzip schon einsargen lassen. Glücklicherweise hat er damit weniger Probleme, als mit der Suche nach einem Hotelzimmer, was ohne Identität einfach ein Ding der Unmöglichkeit ist.

Was sind eigentlich Erinnerungen?

Jaume Collet-Serra leistete schon bei dem Horror-Thriller „Orphan – das Waisenkind“ ausgesprochen gute Arbeit als Regisseur. Doch mit „Unknown Identity“ erreicht er seinen Meistergrad was die Inszenierung intelligenter Action angeht. Was Pierre Morels Thriller „96 Hours“ noch an Klischee-Überschuss hatte, macht Collet-Seras Film komplett richtig. Liam Neeson ist hier kein verzweifelter Mann, der zu allem bereit ist und die Grenzen des Moralischen überschreiten muss.
 
 
Nein, hier ist er wirklich nur der Alltagstyp, der sich in einer absolut beunruhigenden Situation wieder findet – sozusagen die wesentlich bessere Identifikationsfigur für den Zuschauer, die sich immer weiter aus dem Fenster lehnt, um unbemerkt das Level des Durchschnittsbürgers zu überschreiten. Das ist glaubhaft, das ist spannend!
 
 
Gedreht wurde in Berlin, was der Film auch nicht verbergen möchte. Das Hotel Adlon Kempinski (direkt am Brandenburger Tor) stellt sich als wichtigster Schauplatz heraus. Und auch alle anderen wichtigen Wahrzeichen der Landeshauptstadt wurden von Kameramann Flavio Martínez Labiano so in Szene gesetzt, als wäre die Location ein weiterer Hauptdarsteller des Thrillers. Ob diese Maßnahme die gleiche Wirkung entfaltet, wie z. B. bei „Brügge sehen und sterben“ ist fraglich. Werbung für Studio Babelsberg, den Dreh-Standpunkt Deutschland und die Deutsche Filmförderung ist dieser Thriller alle Mal.

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