Wie funktioniert digitales Kabelfernsehen?

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Neben TV auch Telefonie und Internet

Die Qualität der schon verlegten TV-Kabelstrukturen spielen bei der Einführung des Standards DVB-C oder anderer neuer Dienste eine entscheidende Rolle. Theoretisch kann man durch die abgeschirmten Koaxialkabel sehr hohe Frequenzen leiten, die dadurch eine große Durchsatzrate ermöglichen. Unangenehm für den Betreiber wird es allerdings, wenn diese Kabel nicht das halten, was sie versprechen.

Warum braucht man eigentlich eine hohe Bandbreite?


Für normales Fernsehen und Radio kommt man mit der üblichen Taktung des Kabelnetzes von rund 500MHz ohne Probleme aus. Will man aber dazu auch noch digitale Sender einspeisen, braucht man viel mehr Platz.

Im Gegensatz zu der oftmals vertretenen Annahme, TV-Kabelanschlüsse seien nur in eine Richtung sendefähig, werden mittels neuer Strukturen auch Rückkanäle möglich. So werden neue Produkte wie Telefonie, Internet oder Video-On-Demand möglich.
 
Dazu werden auf bestimmten Frequenzen zusätzliche Signale eingespeist, denen es egal ist, aus welcher Quelle – ob Kopfstation oder Kabelkunde – sie stammen.

 Die theoretische Übertragungsleistung in einer Richtung durch ein TV-Kabel liegt bei ca. 40MBit/sec, die sich allerdings alle an diesem Kabel angeschlossenen Kunden teilen müssen („Shared Medium“). Ebenso verhält es sich bei der Telefonie. Dem Kabel ist völlig gleich, ob es sich nun um digitale Internetsignale handelt oder aber um Telefongespräche. Ausschlaggebend ist der Punkt, dass jedes dieser Produkte die Bandbreite reduziert.

Hängen die Bewohner einer Kleinstadt beispielsweise an einem einzigen TV-Kabel, ist es nahezu unmöglich, dass alle gleichzeitig ins Internet gehen oder Telefonieren können, da sich alle die Daten aus dem Kabel teilen müssen. Will man diese Produkte aber dennoch anbieten, muss man die Kabelstrecken „entlasten“. Dies geschieht durch viele „Knotenpunkte“ (Fibre-Nodes), die gleichmäßig verteilt sind und den Daten-/Sprachverkehr aufnehmen und auf Glasfasernetze mit deutlich größerer Bandbreite übersetzen. Zum Vergleich: Eine dünne Wasserleitung verliert schnell an Druck, wenn viele Nutzer gleichzeitig Wasser benötigen. Also muss es regelmäßig Verbindungen zur großen Hauptleitung geben, damit der Wasserdruck bei intensiver Nutzung gleichmäßig hoch bleibt.
 

Solche TV-Kabelnetzstrukturen aus Koaxiakabelstrecken und Glasfasern nennt man in der Praxis HFC-Netze (Hybrid-Fibre-Coax). Der Aufbau solcher Netze ist deutlich teurer und umfangreicher als der Aufbau analoger Kabelsysteme. Der Vorteil für die neuen Kabelnetzbesitzer ist normalerweise, dass in die Wohnungen bereits Koaxialkabel verlegt wurden, man also nur noch die Knotenpunkte mit Glasfasernetzen verknüpfen muss. Sind die schon verlegten TV-Kabel aber von minderer Qualität, ob aus Alters- oder Generationsgründen, muss man deutlich mehr in den kostspieligen Ausbau von Netzknoten investieren.
(Franziska Drache)

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