XXL-Kaufberatung für Kopfhörer

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XXL-Kaufberatung für Kopfhörer, Seite 2

Zahlreiche Auswahlkriterien

Bügel, Druck und Polster

Diese drei Faktoren sind eng miteinander verknüpft. Ein starker Anpressdruck sorgt für sicheren Halt auch bei schnellen Bewegungen. Gleichzeitig ist er jedoch kritisch für den Tragekomfort, da stark drückende Kopfhörer bei längerem Hören zu Druckpunkten und Kopfschmerzen führen können. Selten Beachtung findet jedoch die Tatsache, dass der Anpressdruck sich auch auf das Klangerlebnis auswirken kann. Der Druck auf den Schädel und die Muskeln in unmittelbarer Nähe zu den Ohren wirkt sich bis auf das Gehör aus. Wem der Effekt fremd ist, dem sei nahegelegt, einmal bei ohrumschließenden Kopfhörern sanft zusätzlichen Druck auf die Ohrenschalen auszuüben, damit diese stärker an den Kopf gepresst werden.
 
Der Klang verändert sich geringfügig, aber wahrnehmbar. Ob die anliegende Kraft unangenehm wirkt oder nicht, hängt einerseits von deren Verteilung und der Beschaffenheit der Polster ab. Ein breiter Bügel und viel Auflagefläche bei den Ohrenschalen verringert den Druck, bei kompakten Kopfhörern ist da jedoch oft nicht viel Spielraum. Ein positives Beispiel ist da der Porta Pro von Koss: Der hat zwei Stützende Polster an der Seite oberhalb der Ohren. Durch einen zusätzlichen Light-Modus verringert sich der Anpressdruck geringfügig auf Kosten des Haltes, jedoch nicht in kritischen Dimensionen. Verschiedene Wege führen hier zum Ziel, sicherheitshalber sollte ein Kopfhörer wenigstens 30 Minuten getragen werden, um eventuelle Druckstellen zu enttarnen.

Die Beschaffenheit der Polster ist eine geschmackliche Entscheidung: Während an günstigen Kopfhörern oft Schaumstoff zu finden ist, bieten höherwertige Geräte Leder oder Velours als Polster. Während Leder schweißanfälliger ist, ist es zumindest leichter zu reinigen. Obwohl sich Velours-Polster zwar auch waschen lassen, sofern sie abnehmbar sind, lassen sich einige Verfärbungen nicht rückgängig machen. Hersteller wie Beyerdynamic oder AKG bieten für ausgewählte Modelle auch Wechselohrpolster in verschiedenen Varianten an. Vergleichsweise neu ist dagegen „Memory Foam“ (Gedächtnis-Schaum). Dieser Kunststoff passt sich an die Kopf- bzw. Ohrenform des Trägers an und erinnert sich beim nächsten Aufsetzen daran, das Ohrpolster wird also individualisiert.
 
Wichtig für den guten Sitz ist auch der Bügel des Kopfhörers, bzw. dessen Größenanpassung. Während die Einstellung mittels Raster zwar garantiert, dass beide Seiten gleichmäßig weit verlängert sind, kann es sein, dass die optimale Größe ausgerechnet zwischen zwei Rasterpunkten liegt. Deshalb werden vereinzelt auch stufenlos verstellbare Bügel verbaut. Zu besten Ergebnis führen oft Systeme, die sich automatisch durch Gewicht und geschickter Konstruktion anpassen, wie etwa die größeren Modelle von AKG.

Ersatzteile und Sonstiges

Zwei Bauteile des Kopfhörers haben großes Austauschpotenzial: das Kabel und die Ohrpolster. Viele Hersteller bieten deshalb Ersatzteile an oder liefern sogar verschiedene Varianten mit. Dabei geht es nicht nur um Verschleiß und Schäden, sondern auch um Vorlieben. Glatte, Flach- und Ringkabel sind je nach Anwendungsgebiet mehr oder weniger vorteilhaft und die Beschaffenheit der Ohrpolster oft eine Geschmacksfrage. Doch Kopfhörer sind in den letzten Jahren nicht vollkommen unverändert geblieben, mittlerweile nimmt der technische Fortschritt einen merklichen Einfl uss. Viele Hersteller haben deshalb mittlerweile auch Noise-Cancelling-Kopfhörer im Angebot, also Modelle mit aktiver Geräuschunterdrückung.
 
Hier wird mithilfe des Gegenschallprinzips dafür gesorgt, dass Umgebungsgeräusche ausgeblendet werden. Das schont bei Reisen in Verkehrsmitteln wie Flugzeugen und Zügen nicht nur das Nervenkostüm, sondern auch das Gehör, da die Lautstärke nicht so stark angehoben werden muss, um die Umgebung zu übertönen. Wichtig: Oft werden nur bestimmte Bereiche, vor allem Bass, gefiltert, damit der Träger zum Beispiel ansprechbar bleibt, teilweise kann dafür ein separater Modus gewählt werden. Genereller Nachteil: NC-Kopfhörer benötigen zusätzliche Energie und deshalb einen integrierten Akku oder Batterien. Damit ist ein erhöhtes Gewicht verbunden. Außerdem existieren vereinzelt Modelle, die nicht passiv betrieben werden können – ist die Energiequelle leer, bleiben die Kopfhörer stumm.

Eine weitere Neuerung der letzten Jahre ist der Übertragungsweg Bluetooth als drahtlose Alternative. Da die meisten portablen Geräte einen Bluetooth-Adapter bereits integriert haben, ist eine hohe Kompatibilität gewährleistet. Wenn sowohl Zuspieler als auch Empfänger den Codec apt-X unterstützen, kann mittlerweile eine gesteigerte Übertragungsqualität geboten werden, die akustisch fast an die Original-CD heranreicht und die bereits datenreduzierte Dateien nicht oder nur gering weiterreduziert. Natürlich benötigen auch Bluetooth-Kopfhörer eine Energiequelle, lassen sich aber für gewöhnlich auch passiv mit ansteckbarem Kabel betreiben. Viele neue Kopfhörer, insbesondere Modelle für den Einsatz unterwegs, bieten ein Kabel mit integrierter Fernbedienung an.
 
Dort können aktuelle, portable Medienplayer ferngesteuert werden, für gewöhnlich stehen die Tasten zur Lautstärkeregelung und seltener sogar Transportfunktionen zur Verfügung. Eine zusätzliche Taste erlaubt das Annehmen und Beenden von Anrufen beim Anschluss an Smartphones. Damit das Telefon selber nicht mehr aus der Tasche befördert werden muss, ist ein Mikrofon gleich integriert. Diese Funktionen bieten übrigens auch einige Bluetooth-Kopfhörer, die Tasten befinden sich dann direkt an dem Kopfhörer. Absolute Exoten sind übrigens elektrostatische Kopfhörer, bei denen die Membran selber unter Spannung steht. Da diese eine externe Stromversorgung benötigen, sind sie jedoch nur für den Heimgebrauch geeignet. Ansonsten können sie äußerst beeindruckende Klangergebnisse erreichen.

Die Qual der Wahl

Für einen Einsteiger sind also viele Punkte beachtenswert, wenn der perfekte Kopfhörer gefunden werden soll. Wobei festzuhalten ist, dass das optimale Modell eben von sehr vielen individuellen Punkten abhängt. Am besten ist es, seine Vorlieben durch Probieren herauszufinden, sich eine Checkliste mit allen wichtigen Eckpunkten anzufertigen und dann mit deren Hilfe eine Vorauswahl zu treffen.
(Martin Heller)

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