Harman Kardon Surround Heimkino-Lautsprecher im Test

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Mit dem Set Harman Kardon Surround Heimkinoset gehen Träume in Erfüllung: Echten Surround-Sound ohne Kabelgewirr und Einrichtungs-Schnick-Schnack. Allerdings kann diese „Einfachheit“ auch auf Kosten des Klanges gehen. Wir haben das 5.1 Surround-Set von Harman Kardon mit Audio- und Kinobrille begutachtet und für Sie getestet.

Wenn uns Tester jemand fragt, ob wir Lust auf ein Surround-Set haben, dann hält sich die Begeisterung zunächst meist im Rahmen, wohlwissend, was an Aufbauarbeit auf uns zukommt. Mit dem Harman Kardon Surround lässt sich der Tester-Job definitiv leichter gestalten. Das fängt schon beim Auspacken des Sets an. Wir müssen nur die Kartons der einzelnen Komponenten, die alle durchnummeriert sind, so hinlegen, wie auf der Zeichnung. In vier der acht Kartons befinden sich die Lautsprecher für die Front und die Rückseite, in einem der Subwoofer und in dem anderen der Centerspeaker. Dazu kommen noch die Streamingbox und ein Karton mit der simpel gehaltenen Fernbedienung. Des weiteren sind passende Wandhalterungen inklusive und sogar ein HDMI-Kabel liegt bei. Da das ganze System kabellos funktioniert, lassen sich die Lautsprecher entsprechend frei aufstellen. Nur eine Steckdose muss in der Nähe sein, um die Boxen mit Strom zu versorgen. Richtig clever ist das Design des Subwoofers. Er ist superflach, mit dem mitgelieferten Ständer kann er aufrecht stehen oder Sie legen ihn hin. So verschwindet er etwa im Regal oder Sie schieben ihn unter die Couch. Dann knallen die Film-Explosionen noch effektiver in den Magen. Allerdings ist es fast ein bisschen schade, den Subwoofer unter dem Sitzmöbel zu verstecken, denn er ist ein echtes Designelement. Und auch die anderen Lautsprecher sind zeitlose Hingucker und sehr gut verarbeitet.

HDMI: 4 × (4K 60 Hz) • ARC: ja • CEC: ja • Audio: digital optisch • Netzwerk: ja

Einfach gedacht

Da die zentrale Receiver-Einheit drahtlos mit den Lautsprechern kommuniziert (5G-WiSA-Standard), müssen Sie per Kabel nur passende Quellen anschließen. Vier HDMI-Schnittstellen fungieren als Eingänge und ein HDMI-Port als Ausgang – natürlich mit ARC-Weiterleitung. Unseren CD-Player speisen wir mittels optischem Kabel ein, dazu noch einen Schallplattenspieler mit integriertem Vorverstärker per Klinke. Dann heißt es, die Streaming-Box per Kabel ans Netzwerk zu verbinden – alternativ geht das natürlich per WLAN. Wir schalten den Strom ein und fragen uns: Welche komplexen Schritte sind auszuführen, um die Lautsprecher an die Streamingbox zu koppeln? Die Antwort lautet: keine! Nach wenigen Augenblicken leuchten alle Lautsprecherdioden weiß, was bedeutet, dass sie sich miteinander verbunden haben. Wir müssen nur noch auf dem Smartphone den Google Home Assistenten anwerfen, um die Harman Kardon Surround ins Netzwerk aufzunehmen und das war es. Mehr ist tatsächlich nicht notwendig.

Die Streamingbox besitzt ein recht unauffälliges Touchdisplay. Darüber steuern Sie fast alle wichtigen Funktionen des Systems, allerdings fehlt eine Lautstärkesteuerung

Ohne App geht’s auch

Die Streamingbox besitzt keinen einzigen Knopf. Dafür ist ein Touchdisplay vorhanden, über das sich fast alles steuern lässt. Die Bluetooth-Kopplung, die Quellenwahl, die Lautstärkesteuerung der einzelnen Lautsprecher, die Bassanpassung usw. Es gibt nur zwei Dinge, die wir an der Box nicht machen können, die sonst jedes vergleichbare Gerät beherrscht: Wir können sie nicht ausschalten und die Gesamtlautstärke lässt sich ebenfalls nicht steuern. Das ist schon ein wenig verwunderlich, dass diese Grundfunktionen nicht vorhanden sind. Dafür haben wir aber die Fernbedienung: Hier gibt es „Ein“ und „Aus“ sowie die gesuchte Lautstärkeregelung. Wenn Sie wiederum tiefer ins System eingreifen wollen, um etwa die hinteren Lautsprecher lauter zu stellen, dann müssen Sie die gemütliche Couch verlassen und zur Streamingbox gehen, denn die Fernbedienung ist nur für die rudimentäre Grundsteuerung da. Was Harman Kardon aktuell nicht bietet, ist eine App. Zwar finden sich im Store einige Apps der Firma, doch keine passt zur Anlage. Das ist schade, denn so bräuchten wir wirklich nur das Smartphone und könnten die Fernbedienung völlig vergessen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Die Fernbedienung ist schlicht und übersichtlich. In die Systemeinstellungen der Streaming-Box gelangen Sie damit aber nicht: Hierfür ist der Umweg über das Touchdisplay notwendig

Wenn Godzilla ruft

Wir legen „Godzilla II“ in den Player und sind gespannt: Das Harman-Kardon-Surround-Set klingt passend zum Film monströs gut! Dieses tiefe Rumpeln, wenn sich die Monster nähern, das Zirpen der elektrischen Geräte, die Explosionen und natürlich die Monsterschreie. Alles erschallt voluminös und raumfüllend. Die Hubschrauber scheinen wirklich durch unseren Raum zu fliegen. Ab und zu drehen wir uns um, da wir glauben, hinter uns läuft jemand lang. Wir können ohne Abstriche sagen: Das Surround-Set klingt für seine Preisklasse erstklassig. Trotz Kabelfreiheit sollten Sie die Aufstellung der Lautsprecher dennoch nicht vernachlässigen: Vielleicht muss ein Lautsprecher etwas anders positioniert oder ein wenig lauter bzw. leiser gedreht werden, mehr aber auch nicht. Die Streamingbox bietet verschiedene EQ-Modi, um den persönlichen Klangvorlieben entgegen zu kommen, doch umfangreiche Toneinstellungsmöglichkeiten finden sich hier ebensowenig wie ein automatisches Einmesssystem – Harman Kardon setzt hier voll und ganz auf eine harmonische Grundabstimmung. In Bezug auf Film- und TV-Sound können wir zusammengefasst sagen: Die Sprachverständlichkeit ist auf Höchstniveau, die Bässe sind fett und doch wohldosiert, der Detailreichtum ist fantastisch. Jedes Klicken und Knacken kann genau im Raum geortet werden. Da macht es gleich doppelt soviel Spaß, Filme zu schauen, weil man im Geschehen akustisch versinkt. Hinzufügen möchten wir an dieser Stelle den fein ausbalancierten Nachtmodus. Ist dieser eingeschaltet, wird der Bass leicht abgesenkt und die Stimmen angehoben. So lässt sich der Film oder das TV-Programm verfolgen, ohne die Nachbarn aus dem Bett zu „wummern“.

Auf der Rückseite besitzt der Subwoofer diese Füße: Er kann flach auf den Boden gelegt werden und beispielsweise direkt unter der Couch verschwinden

Stereo und Surround

Für den Kino-Sound zu Hause bekommen die Lautsprecher von uns ein dickes Bienchen. Schauen bzw. hören wir uns nun aber Musik an. Wie bereits erwähnt, kann die Streamingbox mit diversen Quellen verbunden werden und lässt sich mittels Google Home ins Netzwerk integrieren: Alles, was sich auf einem Android-Smartphone abspielen lässt, können Sie auf dem Harman-Kardon-System abspielen. Dabei haben Sie die Wahl, ob Sie der Musik im „einfachen“ Stereomodus lauschen wollen oder konvertiert in Surround. Bei unseren Tests haben wir festgestellt: Jazz, Popsongs, Kammermusik sowie klassische Konzerte klingen meist im Stereo-Modus besser. Bei Filmsoundtracks, Hörspielen, Naturgeräuschen oder Orgelmusik ist der Surround-Modus hingegen ein Erlebnis. Da sollte jeder selbst hören und ausprobieren. Klanglich kann das Surround-System von Harman Kardon allerdings nicht mit einem hochwertigen Paar Stereostandlautsprecher mithalten. Keine Frage, sie klingen detailreich und voll und sie bauen ein plastisches Stereobild mit hervorragender Tiefenstaffelung auf, doch bleiben sie dabei etwas unterkühlt. Es fehlt dieses letzte Quäntchen, was gemeinhin als Musikalität bezeichnet wird, diese bestimmte Art von Wärme und Weichheit. Dafür klirrt es doch manchmal einen Tick zu sehr oder klingt einen Hauch zu scharf. Wobei dem natürlich der EQ entgegenwirken kann und auch nicht jede Musikaufnahme ist perfekt. Doch wie die meisten Leser wissen, können wahrhaft musikalische Lautsprecher auch mal eine schlechte Aufnahme verzeihen und kitzeln aus ihr immer noch das Beste heraus. Die Harman Kardon sind dafür nicht ausgelegt. Sie feuern die Musik gerade heraus und treiben sie auch im Stereo-Modus tief in den Raum. Das macht wahrhaft Spaß, doch wer die absolute Musikalität voraussetzt, für den ist dieses Surround-Set eventuell weniger geeignet. Als Kino-Spezialisten machen die Lautsprecher hingegen einen ausgezeichneten Job: Wer Filme liebt und es wirklich einfach haben will, der kommt am Harman Kardon Surround nicht vorbei.

Anmerkung: Dieser Test erschien zuerst in der AUDIO TEST Ausgabe 4/20

► Weitere News und Test zu Produkten von Harman Kardon finden Sie bei unseren Kollegen vom HiFi-Onlinemagazin www.likehifi.de

Bildquelle:

  • _MG_5181: © Auerbach Verlag
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