Emotionales Ende: Die letzte Konferenz bei Sky

5
2401
Bild: © Sky Deutschland
Bild: © Sky Deutschland

Nach 25 Jahren ist Schluss. Die Kult-Sendung des Fußball-Fernsehens mit dem „Tor“-Schrei verabschiedet sich. Kurios: Die Tochter des ersten Moderators feiert bald die Premiere bei der Konkurrenz.

Am Samstag gegen 17.20 Uhr dürften ein paar Tränen fließen. Denn in einem Studio in Unterföhring endet eine ziemlich außergewöhnliche TV-Ära: Sky verabschiedet die Bundesliga-Konferenz. Die am 12. August 2000 erstmals ausgestrahlte Fußball-Sendung hat sich in dem Vierteljahrhundert zu einem Fan-Liebling entwickelt – und wechselt in der kommenden Saison zur Konkurrenz.

Vor allem für Sky-Veteranen ist das schmerzlich. Schließlich ist die Konferenz im Fernsehen ene hauseigene Erfindung, damals noch unter dem Sendernamen Premiere. Sportchef Carsten Schmidt und Fußballchef Benno Neumüller entwickelten sie. „Das war eine gemeinsame Idee“, sagt Schmidt: „Benno Neumüller hat es mit seinem Team großartig umgesetzt.“

„Das war eine verrückte Idee“

Einfach war das nicht. „Das war eine verrückte Idee. Niemand in der Kirch-Gruppe hat daran wirklich geglaubt“, sagt Schmidt, der seine Chefs überzeugen musste. „Das wird nie funktionieren, hieß es. Es war auch produktionstechnisch komplettes Neuland. Und es war auch ein großes Karriere-Risiko für uns.“

Das Risiko wurde belohnt. Schmidt verantwortete ein Erfolgsmodell, das an den noch viel älteren Radio-Klassiker der ARD angelehnt ist. Die Zuschauerzahlen stiegen schnell. 2003 gab es den Fernsehpreis für die Macher der Konferenz. Und der Sportchef stieg später bis zum Vorstandsvorsitzenden von Sky auf.

Fußballfans lieben die Konferenz. An vielen Samstagen schauten mehr Menschen die hin- und herwogende Berichterstattung als die Einzelspiele. Die durchschnittliche Zuschauerzahl der nun endenden Saison liegt bei beachtlichen 1,55 Millionen. 

Für den Start engagierte der Bezahlsender Jörg Wontorra als Moderator, warb Reporter von anderen Sendern ab. Und griff bei den Experten „ins obere Regal der Fußball-Prominenz“, wie Wontorra es ausdrückt – allen voran mit Franz Beckenbauer.

„Eine abenteuerliche Zeit“

Zwischen fünf Spielen wurde bei der Premiere hin- und hergeschaltet. Der erste „Tor“-Schrei kam von Hansi Küpper vom Spiel SC Freiburg gegen den VfB Stuttgart bereits nach drei Minuten. „Das war Pionierarbeit, wir haben praktisch die Hörfunk-Konferenz visualisiert“, sagt Wontorra im Rückblick: „Das war sehr aufregend, wir haben vorher 14 Tage geprobt. Es war eine abenteuerliche Zeit, und wir mussten immer wieder die Technik ausprobieren, das war ja alles neu.“

Die Deutsche Fußball Liga war zunächst skeptisch – und entwickelte aus der Erfolgssendung später sogar ein eigenes Rechtepaket. In den folgenden Ausschreibungen nahm die Liga mit der „verrückten Idee“ zusätzliches Geld ein.

Jetzt allerdings hat Sky bei der Rechteauktion die Konferenz verloren, möchte das offiziell nur nicht so ausdrücken. „Man kann ja nur verlieren, was man haben wollte“, kommentierte Hans Gabbe. Der Sportrechte-Chef des Pay-TV-Senders sagte bei den ‚Mitteldeutschen Medientagen‘ andererseits, dass die Konferenz ein Produkt sei, „das wir entwickelt haben, auf das wir sehr stolz sind und das wir gerne fortgeführt hätten.“

„Eine Frage von wirtschaftlichen Realitäten“

Es war „eine Frage von wirtschaftlichen Realitäten“, sagte der Sportrechte-Chef von Sky. Anders ausgedrückt: Der Pay-TV-Sender hat bei der Rechteauktion bereits so viel ausgegeben, dass er sich bei der Versteigerung des Konferenz-Paketes zurückhalten musste und sich nun mit den kleinen Konferenzen an den Zweitliga-Spieltagen begnügt. Die Konkurrenz von DAZN erhielt im Dezember den Zuschlag, was bei Fußballfans für Aufsehen sorgte – und bei manchen Sky-Mitarbeitern für emotionale Reaktionen.

Im August übernimmt also der Konkurrent. Der ebenfalls kostenpflichtige Internet-Sportsender hat bereits durch die Champions League Konferenz-Erfahrung und setzt dann kurioserweise mit Oliver Forster einen Reporter ein, der bei der ersten Sendung von Premiere vor 25 Jahren Leverkusen gegen Wolfsburg kommentierte.

Und DAZN sorgt auch bei der Moderation für ein Kuriosum. Ein Vierteljahrhundert nach der Premiere mit ihrem Vater als Sky-Moderator wird Laura Wontorra die Konferenz moderieren. „Ich freue mich sehr, dass sie eine Familien-Tradition fortsetzt“, sagt Jörg Wontorra augenzwinkernd: „Und sie freut sich auch darüber.“

Lesen Sie hier: Wie Sky ab August die Konferenz ersetzen will

Text: dpa / Redaktion DF: mw

Bildquelle:

  • Sky-Gebauede: © Sky Deutschland
5 Kommentare im Forum
  1. Irgendwie schade, vielleicht ist es ja auch nur ein Kurzes Lebwohl, wie damals bei Arena.
  2. So ist das im Medienzeitalter... Pay TV Platzhirsche gibt es nicht mehr. Auch wenn sich alle wünschen das es so wäre !
  3. so ganz richtig ist das nicht. Die Konferenz ist keine sky-hauseigene Erfindung. Sie wurde damalig von arena auserkoren.
Alle Kommentare 5 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum