Nach Todesschuss am Set – Western „Rust“ mit Alec Baldwin

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Alec Baldwin
Bild: Gage Skidmore via Flickr / CC BY-SA 2.0

Beim Dreh des Westerns „Rust“ wird 2021 eine Kamerafrau getötet. Nun kommt der Film mit Alec Baldwin als Bandit in die Kinos – auch als Würdigung der bildgewaltigen Aufnahmen von Halyna Hutchins.

Ein Schusswaffenunfall wird dem 13-jährigen Lucas Hollister in dem Western „Rust – Legende des Westens“ zum Verhängnis. Eine Kugel aus seinem Gewehr trifft versehentlich einen Rancher. Doch ihm wird Mord vorgeworfen und dafür soll der Junge gehängt werden. Es ist das Jahr 1882 im Wilden Westen von Wyoming.

Es war auch ein versehentlich abgegebener Schuss bei den Dreharbeiten zu „Rust“ im Oktober 2021 auf einer Filmranch im US-Staat New Mexico, der tödliche Folgen hatte und Hollywood in Schock versetzte. Hauptdarsteller und Produzent Alec Baldwin hantierte bei der Probe für eine Szene mit einer Waffe, als sich ein Schuss löste. Die Kugel durchbohrte die Kamerafrau Halyna Hutchins (42) und traf dann den hinter ihr stehenden Regisseur Joel Souza an der Schulter. Die aus der Ukraine stammende Kamerafrau, Mutter eines damals neunjährigen Sohnes, starb kurz danach, Souza kam mit einer Verletzung davon.

Dass „Rust“ jemals auf die Leinwand kommen würde, stand lange auf der Kippe. Der Kinostart (1. Mai) ist von dem tragischen Ereignis einfach nicht zu trennen. Wenn Baldwin eine Waffe zückt und andere in dem Western um sich schießen, bleibt ein Bild von dem wahren Drama auf dem Set im Kopf zurück. 

Das ist die Story

Nach dem frühen Tod ihrer Eltern sind die Brüder Lucas (Patrick Scott McDermott) und der jüngere Jacob auf einer ärmlichen Farm auf sich gestellt. Als Lucas im Gefängnis landet, taucht plötzlich der gefürchtete Bandit Harland Rust (Baldwin) auf, der in einer besonderen Mission unterwegs ist. Er ist der Großvater, der seinen Enkel nie zuvor getroffen hat. Er befreit den Jungen. Auf dem Pferd fliehen die beiden vor Kopfgeldjägern und Gesetzeshütern durch den wilden Westen Richtung Mexiko.

„Rust“ hat viele typische Szenen, wie man sie von einem Western erwartet: klassischen Prügeleien im Saloon, brutale Showdowns auf der staubigen Straße, Verfolgungsjagden zu Pferd. Immer wieder greift der von Baldwin gespielte Bandit zur Waffe. Doch „Rust“ wird mehr und mehr zu einem Survival-Thriller und Buddy-Movie, wenn sich der zunächst wortkarge, graubärtige Outlaw und sein misstrauischer Enkel auf der Flucht langsam näher kommen. Der Film besticht auch durch grandiose Landschaftsaufnahmen, von verschneiten Bergkulissen bis zu staubigen Sonnenuntergängen.

Waffenmeisterin verurteilt

Nach dem Todesfall am Set war der „Rust“-Dreh zunächst abgebrochen worden. Die Frage, wie die scharfe Munition ans Set gelangte, ist bis heute nicht geklärt.

Eine junge Waffenmeisterin, die am Set für Waffensicherheit zuständig war, wurde 2024 wegen fahrlässiger Tötung zu 18 Monaten Haft verurteilt. Baldwin musste in einem separaten Verfahren ebenfalls vor Gericht, doch der Prozess wurde überraschend eingestellt. Die Verteidiger hatten der Staatsanwaltschaft die Vorenthaltung von Beweismitteln und damit grobes Fehlverhalten vorgeworfen.

Dreharbeiten gehen weiter

Regisseur Souza setzte den Dreh 2023 im US-Staat Montana fort. Mit der Fertigstellung des Films wolle er die Arbeit von Halyna würdigen und sie stolz machen, teilte Souza im vorigen November bei der „Rust“-Weltpremiere beim Filmfestival Camerimage in Polen mit. Hutchins habe den «Look» des Films geprägt, sagte Kamerafrau Bianca Cline, die die Arbeit der getöteten Kollegin fortführte. Sie habe sich bemüht, ihren Stil fortzuführen. 

Auch der Witwer der Kamerafrau, Matthew Hutchins, stellte sich hinter das Projekt. Er wirkte als ausführender Produzent mit. Souza sagte im März der Zeitschrift Vanity Fair, er wünsche sich, dass Halyna Hutchins Sohn das Werk seiner Mutter sehen und stolz auf ihre Arbeit sein könne. „Ich möchte ihre Arbeit mit der Welt teilen. Ich möchte Leuten zeigen, wozu sie fähig war.“

Er hat den Film mit einer Widmung „Für Halyna“ versehen und im Abspann die Namen der beiden Kamerafrauen gleich hinter seinen als Regisseur gestellt. 

Wer sich weiterhin daran stört, den Spielfilm „Rust“ zu sehen, könnte sich stattdessen eine Dokumentation über Leben und Werk der Kamerafrau anschauen. Regisseurin Rachel Mason und Produzentin Julee Metz, die eng mit Hutchins befreundet waren, haben „Last Take: Rust and the Story of Halyna“ im vorigen Monat beim Streamingdienst Hulu herausgebracht. In Deutschland ist er bei Disney+ zu sehen.

Text: dpa / Redaktion DF: mw

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