Streaming ist der Qualitätskiller (Teil 2/2): Das Premium-Heimkinoformat der Zukunft, das es vielleicht niemals geben wird (DF-Tech)

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R_Volution-PlayerOne-8K
Bildquelle: Groupe ARCHISOFT

Während im Kinosaal die bestmögliche Bildqualität aufgrund einer hohen Datenrate bei allen Filmausspielen garantiert werden kann, ist im Streaming-Segment häufig Ebbe bei den gebotenen Datenraten. Dabei ist eine 8K-Wiedergabequalität bei hohen Datenraten schon heute möglich.

Wer die beste Bildqualität über allgemein zugängliche Videodienste wie Youtube anstrebt, muss zu extremen Mitteln greifen. Wird eine Videodatei mit sehr hoher Datenrate nahezu verlustfrei komprimiert vorbereitet, kann die unumgängliche YouTube-Komprimierung bestmöglich arbeiten. 

Auch wenn man von den 250 bis 500 Mbit/s einer professionellen Kinoausspielung meilenwert entfernt ist, kann die 8K-Darstellungsqualität im Youtube-Player durchaus überzeugen, solange keine extrem dynamischen Bildinhalte angezeigt werden. 

Youtube 8K AV1
Bildquelle: Auerbach Verlag

Wer selbst einmal das aktuelle Qualitäts-Optimum auf der YouTube-Plattform bestaunen möchte, sollte ein 8K-Video im AV1-Format abspielen. In diesem Beispiel wurden die Inhalte über eine Ursa Cine 17K Kamera aufgezeichnet und mit extrem hoher Datenrate als Upload vorbereitet.

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Das Problem: Wird das Video über die Youtube-App eines 4K-Fernsehers wiedergegeben, kann die 8K-Qualität des Videos nicht ausgewählt werden. Dabei würde ein herunterskalierter 8K-Stream selbst auf einem 4K-Display Qualitätsvorteile zeigen.

Bessere Video-Qualität schon heute möglich

Durch einen leistungsstarken externen Mediaplayer können Videoinhalte mit moderner Komprimierung und hoher Datenrate abgespielt werden. 8K-Videoinhalte lassen sich per Downscaling auch mit 4K-Displays bestaunen.

R_Volution-PlayerOne-8K-Front
Bildquelle: Groupe ARCHISOFT
R_Volution-PlayerOne-8K-Front
Bildquelle: Groupe ARCHISOFT

Aktuelle Mediaplayer wie der R-Volution One 8K ermöglichen es, 4K- und 8K-Videos über HDMI 2.1 im HEVC- oder AV1-Codec abzuspielen. Der Mediaplayer unterstützt dabei Datenraten von bis zu 300 Mbit/s und ermöglicht eine flexible interne Speichererweiterung bis 32 Terabyte.

R_Volution-PlayerOne-8K
Bildquelle: Groupe ARCHISOFT

Die Wiedergabequalität erreicht dabei ein Qualitätsniveau, dass sämtliche Streaming-Angebote und UHD-Blu-ray-Player in den Schatten stellt. Über einen Mediaplayer wie den R-Volution One 8K ist es heute schon möglich, die Bildqualität einer Cine Ursa 12K und 17K in exzellenter Qualität aufzuzeigen.

Datenrate und Datenträger 

Mit einer effizienten und bewährten H.265-Komprimierung oder noch leistungsstärkeren Codecs wie AV1 und H.266 sind Datenraten von 250 bis 300 MBit/s selbst für eine 8K-Auswertung gut genug, um keinen unnötigen Qualitätsabfall (Weichzeichnung, Artefakte) infolge der Komprimierung zu provozieren. 

Derartige Datenraten sind bei Videoaufzeichnungen schon längst die Norm: Selbst günstige Consumer-Kameras erlauben die Aufzeichnung von H.265-Videos mit 200 Mbit/s und mehr. 

Fuji X100VI
Bildquelle: Fujifilm

Als Speichermedium kommen SD-Karten in unterschiedlichen Leistungsklassen zum Einsatz. Je höher die unterstützte Datenrate pro Sekunde und je robuster die Speicherkarte ausfällt (effizientere Wärmeableitung), desto höhere Kosten entstehen.

Dabei sind Speicherkarten nicht nur im Kamera-Segment weit verbreitet, sondern erfreuen sich auch bei Nintendos Handheld-Konsole Switch größter Beliebtheit.

Die Spielemodule der Nintendo Switch und die verbesserten Spielemodule der Switch 2 sind in der Speichergröße limitierter als beispielsweise Micro-SD-Express-Karten, die für die Speichererweiterung der Switch 2 eingesetzt werden. Dennoch beweist Nintendo, dass physische Datenträger auch weiterhin Bestand haben können.

Es braucht somit kein gänzlich neues Trägerformat, um einen Next-Gen-Filmdatenträger am Markt zu etablieren. Stattdessen liefern SD-Karten die Steilvorlage für einen echten Generationssprung.

Selbst günstige SD-Karten ermöglichen eine Lesegeschwindigkeit von 100 MB/s, was 800 Mbit/s entspricht. Videodatenraten von 250 bis 500 Mbit/s lassen sich damit problemlos für Videoplayer der Zukunft umsetzen. 

Allerdings entstehen zusätzliche Kosten, um die Datenträger robuster als gängige SD-Karten zu gestalten, um diese als hochwertige Filmmedien vermarkten zu können.

Auch hybride Vermarktungsmodelle wären denkbar und die Game-Key-Cards der Switch 2 könnten hierbei als Vorbild dienen. Durch den Kauf einer Karte wird der Zugriff auf den Datendownload des Inhalts ermöglicht. Selbst ein späterer Weiterverkauf der Game-Key-Card und des gekoppelten Zugriffschlüssels sind möglich.

Der Vorteil für eine vergleichbare Anwendung mit Filminhalten: Die Daten liegen nach dem Download auf dem eigenen Gerät komplett vor und müssen nicht ständig in Echtzeit über die Internetleitung bereitgestellt werden.

Selbst wer nicht über eine Gigabit-Leitung verfügt, kann durch den Vorab-Download der Daten dennoch die bestmögliche Qualität erreichen. Sobald die Daten auf dem Trägermedium vorliegen, ist auch das mehrmalige Abspielen in bester Qualität kein Problem, ohne ununterbrochen auf die Internetleitung angewiesen zu sein.

Speichergröße für die Filmzukunft

Neue physische Datenträger und ein optionaler Datendownload statt Streaming: Unter diesen Voraussetzungen könnte sich der Heimkino-Filmmarkt der Zukunft maximal von aktuellen Streaming-Anbietern absetzen. 

Hersteller müssten nicht einmal neue Datenträger erfinden, sondern sich lediglich dem Kamera- und Gaming-Markt anschließen, um ein Zukunftsformat für ein hochwertiges Heimkinoerlebnis in die Erfolgsspur zu schicken.

Mit einer modernen Komprimierung lassen sich 8K-Bilddaten in exzellenter Qualität bei 24 Bildern pro Sekunde bei einer Datenrate von ca. 250 bis 300 Mbit/s speichern. Für eine Minute Film kommen somit ca. 2 GB Datenvolumen zusammen, was pro Stunde knapp 120 GB entspricht. 

Für kürzere Filme mit einer Lauflänge bis ca. 120 Minuten wären Speicherkarten mit 256 GB ausreichend. Für Drei- oder Vier-Stunden-Epen müsste man entweder die Datenkomprimierung durch aktuellere Codecs wie AV1 oder H.266 effektiver gestalten oder die Speicherkapazität auf 400 oder 512 GB Speicherkarten ausweiten.

Ein möglicher Ausweg

VHS Studiocanal
Bildquelle: Studiocanal

Statt eines fragwürdigen VHS-Revivals für Filmesammler, bei dem die Bildqualität eher abschreckend wirkt, bedarf es einer massiven Qualitätsoffensive, um ein neues Next-Gen-Filmmedium fürs Heimkino nachhaltig interessant zu gestalten. 

Neue Filmdatenträger mit bis zu 500 GB Speichervolumen und 8K-Videoqualität wären der Qualitätsmaßstab, den anspruchsvolle Filmsammler erwarten. Die Kosten für derartige Datenträger dürften aber selbst ambitionierte Filmsammler schnell überfordern. Umso mehr sind Synergien gefragt, um eine wirtschaftlich erfolgreiche Vermarktung sicherzustellen.

Kombi-Rabatte für Besucher eines Kinofilms durch den Ticket-Erwerb könnten die höheren Kosten für physische Datenträger etwas reduzieren und Filmfans auch nach der Kinoauswertung dauerhaft an die jeweilige Filmmarke binden.

Der Vorteil physischer Datenträger: Filme aller Studios können ohne Abo-Zwang im Handel vermarktet werden. Selbst für Streaming-Anbieter ergeben sich neue Möglichkeiten, Zusatzeinnahmen zu generieren, während das klassische Streaming-Geschäft mit niedrigen Datenraten den Massenmarkt abdeckt.

Datenrate als Qualitäts-Währung

Unser Qualitätstest hat gezeigt, dass sich der gigantische Datenaufwand einer modernen Filmkamera dank effizienter, aber mit Bedacht eingesetzter Komprimierung um den Faktor 10 verringern lässt, ohne, dass die Vorlage erkennbar darunter leidet. 

Streaming-Anbieter reduzieren den Datenaufwand einer Kameraaufnahme allerdings um den Faktor 100 und machen es damit unmöglich, die Qualität des Kamerasensors realistisch einzuschätzen – der Reiz der Bildquelle geht aufgrund der extremen Bildkomprimierung verloren, selbst wenn mit einem 4K-HDR-Premiumabo geworben wird.

Über moderne HDMI-2.1-Mediaplayer und eine aufwändige Produktion in Eigenregie ist es hingegen möglich, die Profi-Kameradaten mit 300 Mbit/s und 8K-Qualität auf einem Fernseher zu bestaunen – selbst auf einem 4K-Display macht sich dieser Aufwand bezahlt.

Am Ende unserer Reise landen wir exakt da, wo die professionelle Kinoindustrie im Zuge der digitalen Revolution bereits zur Jahrtausendwende wichtige Standards definierte: 250 bis 500 Mbit/s sind weiterhin der Maßstab, um Filminhalte mit 24 Bildern pro Sekunde in exzellenter 4K- und 8K-Qualität zu genießen.

Die aktuell traurige Nachricht für Heimkinofans: Während der 4K-UHD-Blu-ray-Standard im Jahr 2016 die Lücke zum großen Kinovorbild verkleinerte, ist der Qualitätsabstand durch die geringen Datenraten der Streaming-Anbieter wieder angewachsen – modernere Codecs wie AV1 hin oder her.

IMAX Cinestar Leipzig
Bildquelle: Auerbach Verlag

Wer sich bei seinem nächsten Kinobesuch über die hohen Ticketpreise beschwert, sollte sich folgende Rechnung verdeutlichen: Während Streaming-Anbieter die Serien- und Filminhalte in Fast-Food-Manier mit geringer Datenrate bereitstellen, lassen sich im Kinosaal die Filmdaten in bester Qualität genießen.

Nur im Kinosaal bekommt man die 10-fache Datenrate eines aktuellen Premium-Streams geboten und nicht zuletzt dank einer immer größeren Verbreitung von IMAX-Kinos dürften die kommenden Kino-Epen wie Christopher Nolans „Die Odyssee“ den Run auf die Kinosäle auch in den nächsten Jahren entfachen. Qualität setzt sich am Ende also vielleicht doch durch.

Christopher Nolan Odyssey Universal
Bildquelle: Universal
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