Causa Schweinsteiger: Chance vertan, ARD!

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Bastian Schweinsteiger als ARD-Experte
Bild: WDR/Max Kohr

Als Fußballer alles gewonnen, gemessen am Handgelenksschmuck auch als Privatier nicht völlig erfolglos, als TV-Experte eine Schlaftablette: Bastian Schweinsteiger lieferte der ARD den Steilpass für einen gerechtfertigten Rauswurf. Man belässt es jedoch bei einer Verwarnung (DIGITAL FERNSEHEN berichtete). So müssen die Fußballfans unter den TV-Zuschauern sich heute Abend wieder einlullen lassen.

Da kann man nur sagen: Chance vertan! Leichter als durch den jüngst bekannt gewordenen Schleichwerbungsskandal um Bastian Schweinsteiger, hätte die ARD sich wohl kaum von ihrem wahrscheinlich teuersten und zugleich lahmsten Pferd im Experten-Stall trennen können.

© WDR/Herby Sachs
Auch TV-Profi Jessy Wellmer macht neben Schweinsteiger keine gute Figur. © WDR/Herby Sachs

Im unvergleichlichen Verlegenheits- und Fremdschäm-Duett mit Moderatorin Jessy Wellmer gegipfelt, hat sich Schweinsteigers Untauglichkeit als TV-Experte jedoch eigentlich schon viel früher abgezeichnet. Beispielsweise begleitete der Weltmeister für die ARD in der abgelaufenen Saison den DFB-Pokal. Bis auf ein von Kollege Alexander Bommes immer und immer wieder erwähntes gutes Gefühl beim Tippen des Spielausgangs, gab seine Expertise auch da schon nicht viel mehr her.

Schon vor der EM keine Glanzleistung von Schweinsteiger

Sensationen wie der Sieg von Holstein Kiel gegen Bayern München oder das unerwartete mehrmalige Weiterkommen des Regionalligisten Rot-Weiss Essen konnten den einstigen Mittelfeldstrategen nicht dazu verleiten, in Euphorie zu verfallen. Es mag ja das eine sein, ein Spiel, wie der Fußballer zu sagen pflegt, lesen zu können. Zum TV-Expertentum gehört aber auch eine gewisse Schnauze, wenn man so will. Auf die man freilich auch fallen kann (siehe Mehmet Scholl und Co.). Ersteres kann man Schweinsteiger zumindest nicht absprechen. Aber weniger aufgrund von überbordendem Taktik-Einmaleins als generell eher unangreifbarer Statements.

Auf diese Weise macht man sich als Experte im Grunde überflüssig. Frechheiten der Marke Scholl erwartet ja niemand von dem sich seit seinem Karriereende als Elder Statesman gerierenden und gefallenden 36-Jährigen. Den ein oder anderen Spruch sollte man aber dennoch in petto haben. Nimmt man – mit Verlaub – die Ansprechhaltung einer zögernden Schildkröte hinzu, heißt es bei dem hypothetischen Fußballer XY, der sich bei den Öffentlich-Rechtlichen mal ausprobieren darf, schnell auch wieder „Adieu“ seitens des Auftraggebers. Ein ohne Kenntnis der ARD im Rahmen der Tätigkeit für den Sender via Social Media beworbenes Produkt müsste eigentlich das Fass zum Überlaufen bringen. Was Skandale um Armbanduhren angeht, sollte Schweinsteiger mal bei Ex-DFB-Präsident Grindel nachfragen.

Tolerierte Schleichwerbung

Da die ARD aber anscheinend nicht auf den trotzdem immer noch gut klingenden Namen verzichten möchte, verzeiht man Schweinsteiger einen Lapsus nach dem anderen. Ihn mit Kollegin Wellmer zusammenzupacken hat offensichtlich auch nichts verbessert, sondern eher verschlimmert. Vom einstigen Traumduo Delling/Netzer sind die Beiden ungefähr so weit entfernt, wie der HSV und Werder Bremen von der deutschen Meisterschaft. Ein guter Name ist eben nicht alles.

So zahnlos wie Schweinsteigers Analysen sind, geht leider auch der Sender hier vor. Nächste Episode der Einschlafhilfe, heute Abend, beim und nach dem EM-Halbfinale Italien – Spanien.

Bildquelle:

  • Sportschau-Jessy-Wellmer: © WDR/Herby Sachs
  • bastian-schweinsteiger-ard: WDR/Max Kohr

13 Kommentare im Forum

  1. Bastian Schweinsteiger und Jessy Wellmer sind bei dieser EM mit Sicherheit nicht das große Problem. Die extrem schlechte Kritik dieses Artikels bzw. Kommentars kann ich so nicht teilen. Uli Höneß z. B. hat extremen Klartext geredet, das war dann auch nicht recht. Und damit es in Zukunft nicht zu Vorwürfen der Schleichwerbung kommt, schlage ich ein "Markenartikel-Trageverbot" für die Moderatoren bzw. Assistenten vor. Im Ausarbeiten von Vorschriften und Verordnungen sind wir zur Zeit ja Weltklasse.
  2. Oh Oh! Der böse Zeigefinger jetzt! Wie deutsch! Ein ziemlich gehässiger Artikel, vor allem wenn man zugrunde legt, dass das Produkt, um das es hier geht, nament- und preislich ausschließlich und immer wieder nur von den Medien genannt wird. Mir soll mal einer plausibel darlegen, woran er konkret die Uhr (Marke und Modell) identifiziert haben will, für die hier Schleichwerbung betrieben wurde. Ich sehe da lediglich eine ziemlich dicke Sportuhr. Mir doch wurscht, was für ein Modell. Wenn Herr Schweinsteiger in seinem privat(-geschäftlich)en Instagram Account die Marke nennt, hat das für mich mit der ARD erstmal herzlich wenig zu tun, solange mich die ARD nicht auf Schweinsteigers Instram-Account verweist. Hat man, soweit ich weiß, nicht getan. Experten gibt's im Fernsehen ohnehin zu viele. Bei manchen frage ich mich auch, warum die im Fernsehen auftreten dürfen. Die inhaltliche Kritik mag teilweise berechtigt sein. Aber Hand aufs Herz, war Kahn besser? Hat es Scholli mit seinen unsachlichen Pöpelsprüchen nicht auch manchmal derbe übertrieben? Waren Delling/Netzer immer unterhaltsam? Die Expertenrunden vor dem Spiel schaue ich mir schon lange nicht mehr an. Alles, was da besprochen wird, ist mit dem Anpfiff makulatur. Und richtig lächerlich wird es, wenn dieselben Expertren nach dem Spiel darüber diskutieren, warum alles ganz anders kommen musste als vorhergesagt. Braucht es dafür "eine gewisse Schnauze", wie der Autor meint? Nein, verehrter André Beyer. das braucht es nicht. Das braucht es alles überhaupt nicht.
  3. Diesen Beitrag von Andre Beyer sollte man löschen,denn es ist eine absolute Beleidigung gegenüber Schweinsteiger.
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