
Tom Cruise rettet in „Mission: Impossible – The Final Reckoning“ noch einmal die Welt. Ein brenzliges Unterfangen, auch künstlerisch.
Tom Cruise begrüßt einen schon vor dem Film. In einer Videobotschaft wendet er sich an das Kinopublikum und bedankt sich dafür, dass wir alle erschienen sind. Ein besonders authentisches Filmerlebnis verspricht er. Authentisch, was soll das hier heißen? Eine solche Floskel meint häufig die fantasierte Rückkehr zu irgendetwas Ursprünglichem. Im Falle der „Mission: Impossible„-Reihe sind das Erinnerungen an frühere Blockbuster-Tage, die in diesem achten Teil und Abschluss der Agenten-Reihe exzessiv beschworen werden. Immer wieder werden kurze Rückblenden und Verweise auf frühere Teile eingespielt. Und die ersten Kritiken, die man nach der Weltpremiere in Cannes lesen konnte, trafen zu.
„The Final Reckoning“ ist ein hoffnungslos verzettelter, wirr erzählter und viel zu aufgeblasener Film. Er steuert auf seine zwei bis drei großen Actionsequenzen zu und die sind erwartungsgemäß überragend, großartig. Daneben regiert allerdings allerlei Leerlauf in fast drei Stunden Laufzeit, in denen vor allem belanglose Erklärdialoge aufgesagt werden, deren Abzweigungen man ohnehin kaum folgen kann. Sie springen wüst montiert zwischen Gesichtern, Schauplätzen und Figuren, die sich gegenseitig in ihren Drehbuchsätzen ergänzen, um den Plot von A nach B und C zu treiben, anstatt diese Bewegungen einfach zu zeigen. Das ist eine Marotte, die manchmal an das Blockbuster-Kino von Christopher Nolan („Tenet“) erinnert, der zweifellos interessante Filme dreht, aber ebenso dazu neigt, seinem Publikum unnötig penetrant ein Ohr abzukauen.

Tom Cruise in neuen, waghalsigen Stunts
„Mission: Impossible – The Final Reckoning“ ist bei alldem ein großer Insiderwitz und ein Nostalgiefest, das Neulinge im Franchise eigentlich völlig vernachlässigt. Die kurzen Erklärungen zu all den Querverbindungen, Easter Eggs und Cameo-Auftritten, die er mitliefert, erhellen mäßig, aber sei es drum. Natürlich sitzt man ohnehin nur im Kino, um Tom Cruise am Rande des künstlerischen Selbstmords zu erleben. Sein Ethan Hunt und die gesamte Filmreihe sind längst auch ein Marketingzirkus geworden. Er strickt jedes Mal aufs Neue eine Sensation daraus, inwiefern sich der Hollywood-Star, einer der letzten, möchte man meinen, jetzt wieder in Lebensgefahr gebracht hat.
Wo springt er dieses Mal herunter? Wo rennt er dieses Mal entlang? Welchen waghalsigen Stunt hat er dieses Mal durchgeführt? „Mission: Impossible“ ist damit auch eine Nummernrevue. Aber sie glückt, erstaunlicherweise! Auch dieses Mal. Weil die wenigen Highlights des ansonsten schwachen Drehbuchs dann so packend inszeniert sind, dass man Ethan Hunts Mission auch beim achten Mal gern verfolgt.
Unter Wasser, in der Luft
Wenn Tom Cruise versucht, aus einem versunkenen U-Bott zu entkommen, das ächzend und krachend auf einer Unterwasserklippe rotiert, inklusive umherfliegender Torpedos, dann sind das effektiv beklemmende Minuten. Regisseur Christopher McQuarrie spielt dabei gekonnt mit der Verzögerung. Die Aussicht auf das obligatorische Happyend ist da. Natürlich geht es dem Star Tom Cruise nicht ernsthaft an den Kragen.
Aber da wird immer wieder mit intensiven Tricks gearbeitet, wie die jeweilige Situation noch ein bisschen brenzliger, noch ein bisschen gefährlicher erscheinen kann, damit man im Kinosaal bangt und mitfiebert. Auch dann, wenn Cruise, wie die Trailer groß beworben haben, an einem fliegenden Flugzeug hängt und turnt. Es wackelt und kracht, Teile lösen sich. Ein Looping. Die Kamera steht ebenfalls Kopf. Und dann auch noch Feuer. Der Fallschirm: Wird er sich öffnen?

„Mission: Impossible“ und der Kampf gegen die KI
Ungefähr die letzte Stunde dieses „Mission: Impossible“-Finales ist hochspannendes, altmeisterliches Actionkino. Insofern gelingt dieser langjährigen Reihe ein würdevoller, bisweilen sogar anrührender Abschluss, wenngleich er sicher nicht zu den stärksten Teilen gehört. Interessant ist der Film gerade in seinem ausgebufften Schwindel, mit dem die Action arbeitet. Er wickelt einen um den Finger, Ja, aber es ist keineswegs so, als würde er einen derart einsaugen, dass man den Blick auf die Mechanismen der Inszenierung vergisst.
Authentisch, das soll hier immer auch der echte, alternde und der bedrohte Körper des Schauspielers sein. Er steht gewissermaßen als letzte künstlerische Bastion im Kampf gegen den Realitätsverlust digitaler Bilder und den Terror einer künstlichen Intelligenz, die in diesem Film die Welt an den Rande eines Atomkriegs. Er schwankt permanent zwischen ausgestellter Kontrolle, betonter Fitness und dem Kontrollverlust.
Aber natürlich ist auch dieser Körper, der sich bereitwillig und real dem Stunt und der Gefahr aussetzt, die dadurch umso schweißtreibender auf der Leinwand wirken soll, ein Produkt von Trugbildern. CGI hier und da, ein höchst suggestives Sounddesign, schnelle Schnitte. Die künstlich übersteigerte Dramaturgie dieser Stunts. Wenn „Mission: Impossible“ eine Sache über das Filmemachen lehrt, dann diese: Die Illusion von Authentizität ist schwieriger herzustellen als alles Künstliche und durchschaubar Verlogene.
„Mission: Impossible – The Final Reckoning“ läuft seit dem 22. Mai 2025 in den deutschen Kinos und vorab in verschiedenen Previews.
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