Nach Serien-Debakel: Eine weitere filmische Katastrophe mit The Weeknd

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The Weeknd in Hurry Up Tomorrow
Foto: Andrew Cooper

Mit „Hurry Up Tomorrow“ läuft aktuell ein Begleitfilm zum gleichnamigen Album von The Weeknd in den Kinos. Eine Katastrophe!

The Weeknd und die Film- und Fernsehbranche; das war bislang eine eher komplizierte Verbindung. Zuletzt spielte der Musiker unter anderem einen verführerischen Guru in der HBO-Serie „The Idol“, die für ihre sexuellen Provokationen, aber auch ihr Schauspiel und ihre hanebüchene Handlung im Netz oft gescholten wurde. Die Konsequenz davon war, dass das Format nach einer Staffel direkt wieder abgesetzt wurde. Und nun kann man The Weeknd in einem neuen Kinofilm erleben, der als großes Event angekündigt wurde. Ausschließlich am 14. Mai sollten die Fans in die Säle pilgern, um diesen musikalischen Psychothriller zu sehen. Inzwischen sind mancherorts weitere Termine hinzugekommen. Skeptisch konnte man allerdings bereits aufgrund der Tatsache werden, dass „Hurry Up Tomorrow“ der Presse vorab nicht gezeigt wurde.

Dabei ließ der Regisseur und Ko-Autor eigentlich aufhorchen! Trey Edward Shults hat unter anderem mit „Waves“ und „It Comes At Night“ interessante, effektvolle Filme inszeniert. Filme, die vor allem von ihrer verspielten Form lebten. In dem Familiendrama „Waves“ erzählte der Regisseur beispielsweise vom Zerfall einer afroamerikanischen Familie in den USA. Der Vater pusht und drillt seinen Sohn, der daraufhin kaum noch mit seinem Leben und seinen Krisen zurechtkommt. Als ihm die Kontrolle vollends entgleitet, kommt es zur Eskalation, die eine tiefe Wunde in die Familie reißt.

Jenna Ortega in Hurry Up Tomorrow vor einem brennenden Haus
Jenna Ortega in „Hurry Up Tomorrow“ Foto: Andrew Cooper

Vom Regisseur von „Waves“

Shults spielt gern mit Bildformaten, mit ausgefeilten Kamera-Choreographien, bunten Lichteffekten, einnehmenden Sounds, sodass sich die Intensität der Gefühle seiner Figuren auch auf das Publikum übertragen soll. Auch „Hurry Up Tomorrow“ arbeitet auf höchst suggestive, sinnlich attackierende Weise und spielt immer wieder mit der bewussten Reizüberflutung, kreiselnden Kameras, surrealen Albtraumsequenzen, wabernden elektronischen Beats, den Songs von The Weeknd und einem fortschreitenden Realitätsverlust.

Das ist audiovisuell ziemlich beeindruckend und vereinnahmend, keine Frage, aber es bleibt furchtbar leer und hohl. The Weeknd spielt sich bei alldem quasi selbst. „Hurry Up Tomorrow“ ist als Begleitfilm zu dem gleichnamigen Musikalbum des Künstlers konzipiert und man kann ihn vor allem als großen Marketingstunt begreifen. Denn abseits von ein wenig berechenbarem Geniekult, musikalischer Nabelschau und Mythenbildung und ein paar aufgesetzten Phrasen zu Traumata und toxischer Männlichkeit hat „Hurry Up Tomorrow“ leider wenig zu bieten.

Er quält sein Publikum mit einer austauschbaren Leidensgeschichte, in der The Weeknd alias Abel auf eine junge Frau (Jenna Ortega) trifft, mit der er für kurze Zeit seinem Alltag entfliehen kann. Er hat Albträume, nimmt Drogen. Die Stimme beim Konzert versagt. Ein dunkler psychischer Schatten lastet auf ihm. Doch als sich die Verbindung der beiden kaputten Charaktere wieder aufzulösen scheint, eskaliert die Situation in Gewalt.

The Weeknd in Hurry Up Tomorrow
Abel trifft auf seine eigenen Ängste. Foto: Andrew Cooper

Das leidende Genie

„Hurry Up Tomorrow“ gipfelt dann in einen zähen, sakral aufgeladenen Exorzismus der Pop-Industrie, die sich ihre bösen Dämonen auszutreiben versucht. Der ganze Handlungsbogen, der einem dort angeboten wird, ist im Rückblick erschreckend banal geraten und in seiner Zuspitzung näher am Groschenroman als am klassischen Horrorkino, dessen Motive sich der Film hin und wieder ausborgt. Man sinniert hier darüber, welche seelischen Abgründe nun in welchem Song des Albums therapiert werden. Das ist sicherlich Stoff für Boulevardblätter und Fanforen, aber in der Filmkunst darf es dann doch etwas mehr sein!

„Hurry Up Tomorrow“ ergibt somit ein aufgeblasenes und verschnörkeltes Psychogramm, das ohne eine Handlung, ohne Dialoge deutlich besser dran gewesen wäre. Dann hätte es immerhin zum atmosphärischen, sytlischen XXL-Musikvideo getaugt. So ist daraus nicht nur der bislang schwächste Film von Trey Edward Shults geworden, sondern ein ermüdendes, weinerliches Künstlerklischee-Geplänkel. Die schmerzerfüllte Musiklegende ist irgendwann reingewaschen und als Zuschauer ist man dem Schlaf nahe.

„Hurry Up Tomorrow“ läuft seit dem 14. Mai 2025 als limitierter Event-Start in den Kinos.

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