Öde 80er-Nostalgie: „Fear Street: Prom Queen“ bei Netflix

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Prom Queen Killer
Foto: 2025 Netflix, Inc.

Mit „Prom Queen“ zeigt Netflix jetzt den neuesten Teil der „Fear Street“-Reihe. Außer Klischees hat der Film wenig zu bieten.

Mögen die Darsteller noch so jung sein: In Filmen wie „Prom Queen“ kann man der Filmkunst beim Vergreisen zusehen. Dass all die gesellschaftliche Retromanie und der Nostalgie-Wahn auch vor der Film- und Fernsehindustrie nicht Halt machen, ist inzwischen keine Neuigkeit mehr. Das „Fear Street“-Franchise von Netflix ist nur ein Beispiel dafür. 2021 hatte die Streaming-Plattform die Jugendbücher von „Gänsehaut“-Schöpfer R.L. Stine zu filmischem Leben erweckt.

Schon die bisherigen drei Teile blickten in vergangene Jahrzehnte zurück. Der neue „Fear Street“ spielt nun im Jahr 1988. Ein weiteres Mal schaut man also auf das vermeintlich goldene Popzeitalter der 80er, wie man es in den letzten Jahren zuhauf in der Unterhaltungsindustrie erleben konnte. Netflix war daran vor allem mit seinem „Stranger Things“-Universum beteiligt.

Besagtes Zeitalter, so kann man es hier sehen, ist jedoch schon länger zu einem völlig entleerten System an oberflächlichen Codes und Querverweisen geworden. Man reproduziert nur noch Stimmungen, Gimmicks, verklärte Erinnerungen. Berühmte Popsongs. Neonfarbene Schriftzüge. Frisuren. Elektronische Klänge. Dazu all die motivischen Referenzen an das Kino der 80er. Vibe-Content ist das. Um Inhalte oder gar Versuche, tatsächlich etwas über die Zeit zu erzählen oder Vergangenes und Gegenwärtiges in Dialog treten zu lassen, geht es da allzu selten. Und „Fear Street: Prom Queen“ bietet leider keine nennenswerte Ausnahme.

Überlebenskampf in Fear Street. Prom Queen
Foto: 2024 Netflix, Inc.

„Fear Street: Prom Queen“ taucht in die 80er ein

Das ist, wie gesagt, keine neue Entwicklung. Die Filmindustrie der Gegenwart versucht permanent, ihr Publikum zurück ins Kinderzimmer zu verfrachten und dort am besten einzusperren. In „Prom Queen“ kann man nun allerdings sehen, auf welch eigenartige Weise dabei Zielgruppen vermengt werden sollen und was für eine identitätslose Kunst am Ende herauskommt. Einerseits will man sich an ein junges Publikum richten, das zu den 80ern ohnehin nur noch über mediale Quellen einen Bezug hat. Zugleich präsentiert man einem älteren Publikum einen Teenie-Film, der von wenig mehr als nostalgischen Gefühlen und Erinnerungen an ein früheres Kino lebt. Jugendkino für Erwachsene.

Der neue Teil der „Fear Street“-Reihe bedient sich dabei eines fast schon archetypischen amerikanischen Szenarios. Die Prom Night, der große Schulabschlussball steht bevor. Nicht zuletzt aus „Carrie“ ist bekannt, dass sich dort große Tragödien abspielen können. Die jungen Frauen konkurrieren um den Titel der Prom Queen. Nebenbei trägt man ein paar private Streitigkeiten und Eifersüchteleien aus. Der Weg zu Ruhm und Ehre ist ein steiniger. Und dann treibt da plötzlich ein maskierter Killer im roten Lackmantel sein Unwesen und trachtet einer Person nach der anderen nach dem Leben.

Foto: 2025 Netflix, Inc.

Austauschbare Slasher-Unterhaltung

Es wäre doch eigentlich interessant zu fragen, was sich mit den ikonischen Formeln des Slasher-Kinos heute anstellen ließe? Ein positives Beispiel diesbezüglich ist der aktuelle Kinofilm „Clown In A Cornfield„. Auch dort werden allerlei Rückbezüge auf vergangene Slasher-Konventionen benutzt und auch dieser Film ist nicht frei von Nostalgie. Aber er nutzt sie zugleich, um das eigene Genre zu befragen, zu aktualisieren und damit etwas über Kulturkämpfe und Generationenkonflikte der Gegenwart (in den USA) zu erzählen. Mit solchen Ambitionen kann der Netflix-Content „Prom Queen“ nicht mithalten.

Natürlich, gewisse Ängste vor dem Erwachsenwerden, das Ende der Jugend, Freundschaft, Ruhmsucht und so weiter: Das sind zeitlose Themen, die auch heute relevant sind. Aber sie bleiben leblos, kalkuliert, ästhetisch erzkonservativ. Zu kurzweilig und glatt, um zu verärgern oder anzuecken. Zu austauschbar und inhaltsleer, um im Gedächtnis zu bleiben. Seine Energie blitzt höchstens in den wenigen, pointiert eingesetzten Splatter-Einlagen auf. Blut fließt nämlich reichlich in diesem Teenage-Slasher. Gliedmaßen werden abgehackt und Körper mit Axt, Küchenbeil und Sägen malträtiert. Erstaunlich hart für derart jugendliches Kino! Aber ist das die einzige Sensation, den Figuren beim Bluten zuzusehen?

„Fear Street: Prom Queen“ läuft seit dem 23. Mai 2025 bei Netflix.

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1 Kommentare im Forum
  1. Find ich überhaupt nicht. Wir fanden den Film gut. Klar, alles irgendwie schon irgendwo mal vorhanden gewesen. Aber trotzdem. Gute 80er Musik, viel Blut. Halt ein typischer 80er Slasher, aber eben aus 2025. Zudem tut man durchaus rätseln. Ich spoiler hier jedoch nicht.
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