
Kurz vor dem Kinostart von „Die nackte Kanone“ lohnt sich ein Blick auf die TV-Ursprünge: „Die nackte Pistole“ bleibt auch nach Jahrzehnten noch ein großer Spaß.
Diese Serie war und ist ein Meisterstück der Flachwitze. Und dann sind diese Witze doch wieder gar nicht so flach, wie sie auf den ersten Blick vielleicht erscheinen. Wie „Die nackte Pistole“ mit dem hemmungslosen Klamauk spielte und eine Slapstick-Nummer an die andere reihte, ist durchaus eine große Kunst. Von wie vielen Serien, die inzwischen mehrere Jahrzehnte alt sind, kann man schon behaupten, dass man auch heute noch so über sie lachen kann?
1982 ging die Comedy von Jim Abrahams und David und Jerry Zucker erstmals bei ABC auf Sendung. Ihr Originaltitel: „Police Squad!“ Rund zwei Jahre danach schaffte es „Die nackte Pistole“ dann bei ProSieben auch in das deutsche Fernsehen und bildete die Basis für die drei „Nackte Kanone“-Kinofilme. Heute sind die sechs kurzen Episoden auf DVD erhältlich. Man kann die Miniserie mühelos an einem Abend bingen. Eine deutsche Veröffentlichung in Full-HD oder 4K steht daneben weiter aus und ist eigentlich überfällig.
„Die nackte Pistole“ und „Die nackte Kanone“ werden im Kino wiederbelebt
In „Die nackte Pistole“ kann man erstmals erleben, wie der 2010 verstorbene Leslie Nielsen in die Rolle des Polizisten Frank Drebin schlüpft. Drebin war auch die Hauptrolle in den späteren Nackte Kanone-Filmen (hier geht es zum UHD-Test von DIGITAL FERNSEHEN). Diese werden nun von Hollywood-Star Liam Neeson beerbt. Am 31. Juli 2025 kommt nämlich ein Reboot von „Die nackte Kanone“ in die Kinos, in dem Neeson den Sohn von Frank Drebin alias Leslie Nielsen verkörpert. Bereits im Trailer zu der Komödie konnte man sehen, wie Neeson vor dem Porträt seines Filmvaters niederkniet.

Leslie Nielsen begeistert noch immer
Sieht man heute die Serie, dann erstaunt noch immer das Timing vieler Gags. Sechs Episoden lang hangelt sich Frank Drebin von einem Kriminalfall zum nächsten. Immer wieder kommt es bei der Ermittlung zu den absurdesten Unfällen, Verwechslungen und Verwicklungen. Nielsens Schauspiel gelingt dabei der perfekte Spagat zwischen vorgespielter Coolness, Kontrolle, dem völligen Kontrollverlust und der eigenen übertünchten Blödheit. Urkomisch sind allein die geschilderten Tagesabläufe. Am Beginn einer Folge fährt Drebin mit dem Auto von A nach B. Im Voice-Over hört man ihn Texte sagen wie: „Ich komme gerade vom Schlachthof, weil mir berichtet worden war, dass dort hunderte von Kühen abgeschlachtet worden seien. Aber ich konnte leider keinerlei Hinweise finden.“
Neben dem verbalen Humor und den Running Gags in den Dialogen kann man in der TV-Serie vor allem sehen, wie gewitzt mit man mit visueller Comedy umgehen kann. Die Brillianz vieler Gags besteht in der Beiläufigkeit, mit der sie in den Bildern platziert werden. Und sei es nur eine Leichentrage, die im Hintergrund eines Tatorts durch das Bild gewuchtet und plötzlich immer länger wird. „Die nackte Pistole“ hat den Nonsens gefeiert: im Spiel mit Dimensionen und Größenverhältnissen, mit Missverständnissen, aber auch mit der eigenen filmischen Illusion.
Die doppelten Böden von „Die nackte Pistole“
Nicht jede der sechs Episoden landet eine ähnlich beeindruckende Trefferzahl an Pointen, wie es dem Auftakt der Serie oder den Filmadaptionen mitunter gelingt. Und nicht jeder Gag mag immer gut gealtert sein. Stichwort: Japanischer Garten. Aber selbst solche Gags reichen noch immer mit einer böse komischen Ambivalenz in die Gegenwart. Man kann selten eindeutig be- oder verurteilen, wie sie sich zu ihren doppelten Böden und Vorlagen sowie den gespiegelten amerikanischen Weltbildern verhalten.
Räume zerfließen und zerbrechen in der Serie auf groteske Weise. Zwei Cops fahren nach „Little Italy“. Im Hintergrund sieht man das Kolosseum in Rom. Ein Fahrstuhl öffnet seine Türen zu völlig anderen Welten. Auf einmal erscheinen dort etwa die Schauplätze eines Westernfilms. Na klar, solche Western-Fantasien hallen hier wieder im Weltbild dieser Möchtegern-Cowboys, die eigentlich nur trotteliges Chaos anrichten, und sie werden zugleich unterwandert. „Die nackte Pistole“ ist nicht einfach nur ein Veralbern von Krimi-Klischees. Da wird auch etwas über die trügerische Kulissenhaftigkeit des ganzen verklärten und fetischisierten Recht-und-Ordnung-Systems erzählt.
Die gesellschaftlichen Verhältnisse scheinen dort befriedet zu sein, wo längst alles wieder krachend in sich zusammenfällt. Am Ende einer jeden Folge gefrieren zudem die Darsteller in ihren Posen. Nicht als mediale Manipulation, sondern als offen erkennbares Schauspiel. Eine Parodie von Serien-Ästhetiken ist das, Ja. Aber auch ein interessanter Akt der Unterbrechung. Figuren treten wie ferngesteuert auf, als ob man jederzeit die Stopptaste drücken könnte. Überhebliche und überforderte Helden sieht man dort, die nur in den Logiken ihrer Fiktion erscheinen und das in jenem Moment, in dem das Publikum erkennen kann, dass sie eigentlich gar keine Helden sind.
Hier kann man den Trailer zum „Nackte Kanone“-Reboot mit Liam Neeson sehen:
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Bildquelle:
- Die nackte Kanone: Paramount Pictures