Und täglich grüßt das Trash-TV: „Kampf der Realitystars“ startet schwach

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Kampf der Realitystars
Kampf der Realitystars - Staffel 2025. Foto: RTLzwei / Luis Zeno Kuhn

Am Mittwoch startet die sechste Staffel von „Kampf der Realitystars“. Inzwischen machen sich deutliche Abnutzungserscheinungen bemerkbar.

Der große Trash-Zirkus von RTLZwei baut wieder seine Zelte auf. Neu in der Manege: Talkshow-Legende Arabella Kiesbauer, die die Direktorin in dieser Manege ausrangierter Sternchen und aufstrebender Internet-Prominenz mimen soll. Und zumindest das ist keine schlechte Idee! Schließlich leistet sich „Kampf der Realitystars“ nach Jahren der kultig missglückten Moderationsversuche von Cathy Hummels endlich einmal eine Persönlichkeit, die die immer gleichen Frage-Antwort-Spiele auf Konfrontationskurs mit den Promis mit Leben zu füllen und angemessen zu präsentieren weiß. Nur, ein totgerittenes Format ist damit allein nicht zu retten! Das macht die erste Folge der neuen Staffel von „KDRS“ recht schnell deutlich.

„Kampf der Realitystars“ startete einst als willkommener Exzess. Mehr Kandidaten, mehr Krawall, mehr Absurditäten, einfach mehr von allem. Eine Traumstrandkulisse, die man in eine Übergangszone verwandelt, in der sich ein ständiges Kommen und Gehen abspielt. Permanent zieht jemand aus und schon schippert wieder ein Boot vorbei und karrt den nächsten Realitystar aus den Untiefen des Trash-Fernsehens an Land. Bis selbst die Kulissen zu wackeln beginnen und in ihre Einzelteile zerlegt werden. Das war einmal eine nette, mit herrlich giftigen Bauchbinden und Kommentaren versehene Pointe in einer Reality-Landschaft, die ihre Glanzzeiten längst hinter sich hat.

„Kampf der Realitystars“ verliert sich in alten Bildern und Formeln

Inzwischen ist allerdings nur das Gerüst davon geblieben oder sollte man lieber sagen: die reinste Formel. Prominente, die man provoziert, indem sie ihre Eigen- und Fremdwahrnehmung öffentlich ausdiskutieren sollen. Prominente, denen man droht, ihren letzten Luxus zu rauben. Quizspiele, die das fehlende Allgemeinwissen der Kandidatinnen und Kandidaten entlarven sollen. Man fühlt sich als Zuschauer von derlei Formaten inzwischen nur noch in einer Zeitschleife gefangen. In einer langweiligen obendrein!

Gewiss, die Produktion beweist zumindest Geschick dabei, ihr Format über Generationen hinweg zu besetzen. Das hat dann zur Folge, dass altehrwürdige Prominente wie Martin Semmelrogge, Ailton und Anouschka Renzi auf Kandidaten treffen, die sich mit Sätzen vorstellen wie: „Mich kennt man aus ‚The 50‘ Staffel 2 und ‚Make Love, Fake Love‘ Staffel 2.“ Na herzlich Willkommen! Die Dynamik zwischen den Generationen und Facetten dessen, was man als Prominenz bezeichnen will, war seit jeher das eigentlich Spannende dieser Formate.

Arabella Kiesbauer bei Kampf der Realitystars
Arabella Kiesbauer moderiert die Show. Foto: RTLZWEI – Luis Zeno Kuhn

Gutes Händchen beim Ensemble

Am Ende nützt nur die bemerkenswert bunt zusammengewürfelte Besetzung wenig, wenn gerade die eigentlichen Charakterköpfe des Formats, darunter eben die Renzi oder der Semmelrogge, die Reality-Fachfremden, wenn man so will, von Anfang an so wenig anzubieten haben! Zumindest in den Sequenzen, die hinterher auf Sendung gehen. Müde schleppen sie sich durch die Kulissen. Hin und wieder mal ein kecker Spruch. Vor allem aber: Gereiztheit, Ohnmacht. Man kann nur ungläubig auf das lautstarke Gezänk dieser jungen Generation der Internet-Wilden glotzen, die die Sendezeit zumindest mit geplatzten BHs, lauten Fürzen, Rülpsen und nackter Haut zu füllen versucht. Das ist von interessanter Unterhaltung weit entfernt, aber es ist zumindest irgendetwas, das man den Kameras anbietet.

Was die sechste Staffel von „Kampf der Realitystars“ schon jetzt gibt, ist vor allem Aufschluss über das abgekartete Spiel von derlei Sendungen. Ihnen fällt nichts Originelles mehr ein, außer sich an ein bereits etabliertes Referenzsystem zu heften. Gesendet wird das, was eigentlich an anderer Stelle schon einmal im Programm war, auf das man sich nun diskursiv zurückbezieht. Man macht sich überhaupt nicht mehr die Mühe, nach interessanten Persönlichkeiten zu suchen. Und man gibt sich ebenso wenig Mühe, die Regeln der eigenen Formate aufzufrischen und mit nennenswerten neuen Ideen zu versehen.

„Kampf der Realitystars“ zeigt bislang nur bekannte Konflikte in neuen Kulissen

Stattdessen setzt man darauf, dass eine Anouschka Renzi und eine Linda Nobat einfach ihren Dschungelcamp-Beef von vor Jahren weiterspielen, der eigentlich längst in verdiente Vergessenheit geraten war. Oder man verlässt sich darauf, dass Liebeleien, Affären und Beziehungskrisen aus einem der zahllosen Dating-Formate übernommen und erneut ausgetragen werden. Das ist keine neue Masche und sie hat in der Vergangenheit für explosive Fernsehmomente gesorgt, zweifellos. Aber wie oft will man dieses Konzept noch wiederholen?

Nach ein paar Jahren wäre es doch einmal an der Zeit, einen Plan zu entwickeln, wie sich das Fernsehen von dem abheben kann, was man ohnehin tagtäglich in TikTok-Clips und Insta-Reels verfolgen kann. Das Problem ist doch, dass sich auch im Ensemble selbst längst eine berechnende Routine bei alldem eingestellt hat. Weil Beruf und Privatleben bei einem Großteil der gezeigten Selbstdarsteller derart verschmolzen sind, dass ein solches TV-Format ohnehin keine echte Konfrontation mit etwas Fremden mehr birgt.

Es geht nur noch darum, ein altes, zigfach aufgeführtes Schauspiel in eine neue Kulisse zu verlagern. Und so bleibt einer der wenigen, groß aufgebauschten Konflikte, die dieser Staffelstart ankündigt, die Begegnung der angeblichen romantischen Rivalen aus dem Kosmos von Reality-Schreckgespenst Walentina Doronina. Das Rauschen der Wellen im Hintergrund der Kulisse wirkt dann doch interessanter.

„Kampf der Realitystars“ läuft ab dem 7. Mai 2025 immer mittwochs um 20.15 Uhr bei RTLZwei und vorab im Streaming auf RTL+.

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