Zähe Wiedergeburt: Warum der neue „Jurassic World“ enttäuscht

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Jurassic World Die Wiedergeburt Poster
Foto: Universal Pictures

Das berühmteste Dino-Franchise Hollywoods kehrt zurück. „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ meistert aber leider nur wenige Höhepunkte.

Der Horror will einfach nicht mehr zünden. Er wird höchstens noch in der Anfangsszene beschworen, in der eine Snickers-Verpackung eine fatale Kettenreaktion in Gang setzt. Albtraum im Labor. Dino außer Kontrolle. Der sogenannte D-Rex ist los und schnabuliert direkt das erste Leinwand-Opfer im Halbdunkel. Dazu: Geräusche auf der Tonspur, bei denen man ein klein wenig an die Duschszene in Hitchocks „Psycho“ denkt. Danach gibt es vor allem Krawall, Tempo, Schauwerte, um nicht zu sagen: „große Bilder“. Denn groß sind die Bilder von „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ eigentlich nicht. Sie zeigen einfach nur sehr große Dinge, lassen aber weder sonderlich anregende noch allzu einfallsreiche ästhetische Raffinesse erkennen.

Die „Jurassic Park„-Reihe, die Steven Spielberg einst gestartet hat, beeindruckt bis heute in ihrer hybriden Gestalt. Teils Abenteuerspielplatz, teils Wissenschaftsthriller, teils waschechter Horrorfilm. Inzwischen ist davon seelenloses Markenkino geblieben, das sich an den immer gleichen Bildern und Situationen abarbeitet und dadurch erheblich an Wirkung einbüßt. Einen mündigen Zuschauer setzt man da eh nicht mehr voraus. Es geht offenbar nur noch darum, bekannte wie austauschbare Reize unter einem Oberbegriff zu vereinen. Exotische Kulissen, ein paar Riesenkreaturen, daneben ein niedlicher Mini-Dino, den man auch noch als Spielzeug vermarkten könnte. Dazu ein paar brenzlige Situationen. Zwischendrin werden erklärende Dialoge aufgesagt und am Ende bleibt davon kaum etwas im Gedächtnis.

Scarlett Johansson und Jonathan Bailey in hohem Gras
Foto: Universal Studios. All Rights Reserved.

„Jurassic World“ scheitert an der eigenen Wiederbelebung

Schon die letzten „Jurassic World“-Filme, die das ursprüngliche Franchise fortschrieben, hatten keinen leichten Stand. Und diese „Wiedergeburt“ ist kaum überzeugender gelungen. Scarlett Johansson steht dabei im Mittelpunkt. Ihre Figur, Zora heißt sie, ist Teil einer Expedition zu einer gefährlichen Insel, um dort Blutproben von Dinosauriern zu entnehmen. Krankheiten und der Klimawandel haben dafür gesorgt, dass immer mehr dieser uralten, zurückgekehrten Kreaturen sterben. Nur in Nähe des Äquators scheinen die Dinos noch überleben zu können. Für die Menschheit bieten sie Perspektive auf ein kostbares Wunderheilmittel, das mit den gewonnenen Proben erforscht und erstellt werden soll. Aber wie das so ist in der „Jurassic„-Reihe: Sind die Dinosaurier erst einmal entfesselt, wird der Mensch ganz schnell zur Nahrung.

Es muss nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeuten, dass sich dieses Kino dann zuvorderst als eines der Unterforderung zu erkennen gibt. Es hätte ja gerade die Chance gehabt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, für das (mutmaßlich) die meisten Fans auch ins Kino gehen. Das meint hier natürlich die Action, die möglichst imposante Konfrontation zwischen Mensch und archaischer Kreatur. Aber in „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ kann man sehen, wie das reine Popcorn-Spektakel dann noch nicht einmal zu sich selbst stehen will. Stattdessen wird es endlos aufgebläht und auf über zwei Stunden Laufzeit gestreckt. Es wird von blassen Charakterdramen immer wieder unnötig ausgebremst.

Ein Schiff neben einem großen Dinosaurier in Jurassic World - Die Wiedergeburt
Foto: Universal Studios. All Rights Reserved.

Geschmälertes Spektakel

Neben der Jagd und der wissenschaftlichen Expedition wird dort plötzlich eine Familiengeschichte eingestreut, die in einem zweiten, ganz eigenen Film ziellos durch die Wildnis streunt. Dazu verteilt man ein paar Seitenhiebe gegen die Pharmaindustrie, damit die schiere Lust am Gaffen und Glotzen mit gutem Gewissen erfolgen kann. „Jurassic World“ verkennt damit seine eigenen filmischen Qualitäten.

Denn, Stichwort: Glotzen, einige der besagten brenzligen Situationen sind ja durchaus imposant anzusehen! Wenn eine Schifffahrt zum nackten Überlebenskampf eskaliert, dann nimmt dieses Kino an Fahrt und Tempo auf, dann reißt die Materialschlacht mit, auch wenn sie auf nunmehr abgedroschene Formeln und Kniffe zurückgreift. Aber was nützen solche packenden Einzelnummern, wenn der überwiegende Teil des Films aus belanglosem Füllmaterial und lahmen Überleitungen besteht?

Für die „Jurassic World“-Filme bleiben nach diesem träge erzählten Werk zwei Optionen. Entweder, die Reihe besinnt sich voll und ganz auf ihren Charakter als Attraktions- und Bewegungskino oder es wählt wenigstens konsequent die Reduktion und Fokussierung auf Charaktere, Plot und Diskurs. Dass ein halbherzig zusammengeflickter Mix aus beidem innerhalb der eigenen Franchise-Regeln nicht mehr aufgeht, davon zeugt „Die Wiedergeburt“ auf ernüchternde Weise.

„Jurassic World: Die Wiedergeburt“ läuft ab dem 2. Juli 2025 in den deutschen Kinos.

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