Discovery: „Free-TV verlangt nach terrestrischer Verbreitung“

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Bild: © JuergenL - Fotolia.com
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Der Umstieg von DVB-T auf DVB-T2 soll die Zukunft des terrestrischen Antennenfernsehens sichern, doch das kann nur gelingen, wenn die Nutzer mitziehen. Um das zu erreichen, müsse man ihnen den Mehrwert von DVB-T2 erkennbar vor Augen zu führen, so Alberto Horta, Director of Distribution & Commercial Strategies bei Discovery Networks. Dazu bedürfe es aber einer einheitlichen Kommunikation aller Beteiligter.

Herr Horta, die großen TV-Veranstalter ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1 haben sich bereits für einen Umstieg auf DVB-T2 ab 2016 ausgesprochen. Wenig wurde bislang jedoch in diesem Zusammenhang über kleinere Anbieter gesprochen. Ist DVB-T2 auch für Discovery Networks ein Thema?
 
Alberto Horta: Natürlich ist DVB-T2 nicht nur für die großen Sendergruppen von Interesse, sondern auch für Sender der dritten Generation ein bedeutendes Thema. Das breite Senderportfolio der Free-TV Sender aus dem Hause Discovery Networks, sprich DMAX, TLC und Eurosport, verlangt regelrecht nach einer terrestrischen Verbreitung. Eine Präsenz über jegliche, derzeit technisch möglichen Wege ist für uns unabdingbar, um innerhalb der Branche wettbewerbsfähig, sowie für die Zuschauer überall erreichbar und attraktiv zu sein.

Klar ist, dass es langfristig keinen Parallelbetrieb zwischen dem neuen Standard DVB-T2 und dem alten Übertragungsverfahren DVB-T geben wird. Zu groß ist wohl der Druck seitens der Politik, das 700-MHz-Frequenzband für die Mobilfunk-Nutzung frei zu räumen. Theoretisch stellt sich für TV-Veranstalter also nur die Frage: Umsteigen oder Aussteigen? Nach welchen Gesichtspunkten wägen Sie das zukünftige Engagement beim terrestrischen Fernsehen ab?
 
Horta: DVB-T2 ist in anderen europäischen Ländern wie beispielsweise Großbritannien und Österreich bereits sehr erfolgreicher Standard. Als Weiterentwicklung von DVB-T ist die Implementierung im deutschen Markt daher absolut notwendig. Wir glauben fest an die terrestrische Verbreitung und unterstützen dies von Beginn an. Eurosport ist seit Inbetriebnahme der Plattform im Jahre 2005, DMAX unmittelbar seit dem Senderlaunch in 2007 dabei. Gleiches gilt für TLC, das künftig in München und Berlin über DVB-T verbreitet wird.

Für unsere Sender ist DVB-T zudem ein relevanter Verbreitungsweg, über den wir unsere Zielgruppen in idealem Maße treffen: DVB-T weist eine hohe mobile Nutzung mit äußerst technikaffinen und Second Device aktiven Konsumenten auf. Die Weiterentwicklung von DVB-T zu DVB-T2 möchte Discovery Networks somit nicht nur beobachten, sondern an diesem Prozess bewusst teilhaben. Die dahingehend intensiven Bemühungen von Media Broadcast befürworten wir, die ersten Gespräche zum Einstieg in den Pilotbetrieb laufen. Doch bei allen positiven Aspekten: Als privater Sendeveranstalter brauchen wir ein regulatorisch und wirtschaftlich ausgewogenes Konstrukt mit einem sinnvollen Programmangebot, um uns langfristig an DVB-T2 beteiligen zu können.
 
Für DVB-T2 soll eine völlig neue TV-Plattform aufgebaut werden, über welche auch HD-Programme übertragen werden sollen. Im Prinzip dürfte dies auf ein terrestrisches Pendant zu HD Plus hinauslaufen. Welche Chancen und Risiken sehen Sie für eine solche Plattform?
 
Horta: Durch einen Umstieg auf DVB-T2 sind unsere Inhalte endlich auch in den terrestrisch angeschlossenen Haushalten in Deutschland in HD zu sehen. Ein unbestritten wichtiger Aspekt für unser Engagement. Doch wie bereits erwähnt, sind wir an einem wirtschaftlich ausgewogenen Konstrukt einer solchen neuen Plattform interessiert. Denn die Kosten sind für uns Anbieter nicht unerheblich. In München zum Beispiel hält Discovery Networks derzeit nur einen Sendeplatz, der mit TLC belegt wird. Weitere Plätze wären unter den derzeitigen Bedingungen wirtschaftlich nicht sinnvoll. Für tiefergehende, detailliertere Aussagen und Zukunftsanalysen ist es aber noch zu früh, da die konkreten Gespräche gerade erst begonnen haben. Die Ergebnisse des derzeitigen Pilotbetriebs werden sicherlich wertvolle Erkenntnisse liefern.
 
Um den Umstieg von DVB-T auf DVB-T2 zu bewerkstelligen, dürfen die Sender vor allem ihre Zuschauer nicht zurücklassen. Was ist nötig, um die Zuschauer frühzeitig auf den Umstieg einzuschwören?
 
Horta: DVB-T wird vor allem von einer jungen Zielgruppe, insbesondere in größeren Regionen und Ballungszentren in Nord- Ost und Westdeutschland, erfolgreich angenommen. Wie aber bei jedem guten Produkt muss dem Zuschauer der Mehrwert von DVB-T2 erkennbar vor Augen geführt werden. Dazu ist eine deutliche, transparente und vor allem gemeinschaftliche Kommunikation aller beteiligten Partner notwendig. DVB-T2 bedeutet letztendlich: eine effizientere Frequenznutzung, die dem Zuschauer ein breiteres Senderangebot in HD-Qualität bietet.
 
Vielen Dank für das Gespräch.[fm]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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27 Kommentare im Forum

  1. AW: Discovery: "Free-TV verlangt nach terrestrischer Verbreitung" Der Mehrwert liegt darin das neue Geräte mehr kosten aber auch nicht mehr liefern.
  2. AW: Discovery: "Free-TV verlangt nach terrestrischer Verbreitung" Der Mehrwert für die Sender ist es das es Pay-TV wird
  3. AW: Discovery: "Free-TV verlangt nach terrestrischer Verbreitung" Sorry DF - und andere - aber euch als Presse kann ich langsam auch nicht mehr Ernst nehmen, genau so wie auch das PayTV nicht mehr. Man vermischt alles mit allem. FreeTV im HD-only-Zeitalter (nach etwa 2022) wird zu PayTV und dabei immer noch von FreeTV zu schreiben ist mir unverständlich. Die Privatsender sind als HDTV nur auf Platformen gegen Entgeld zu empfangen, wenn das kein PayTV weiß ich auch nicht, egal welche Argumentationsakrobatik man dabei betreibt. Und PayTV gleich sich immer mehr dem FreeTV-Standard an, indem auch dort immer massiver Werbung auftritt. Seid mal so fair in eurer Berichterstattung und nennt das Kind beim Namen, dann kann man auch der Presse wieder mehr Vertrauen schenken in ihren Berichten. Das gilt nicht nur DF sondern aller Presse allgemein!
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