DVB-T: „Berlin war ein Nullsummenspiel“

0
41
Bild: © JuergenL - Fotolia.com
Bild: © JuergenL - Fotolia.com

DIGITAL FERNSEHEN sprach mit Herbert Strobel,Geschäftsführer der Astro Strobel Kommunikationssysteme GmbH und Vorsitzender des Fachverbands Empfangsantennen- und Breitbandverteiltechnik im ZVEI über DVB-T in Deutschland.

Herr Strobel, wie werten Sie den Umstieg in Berlin/Brandenburg vom analogen auf das digitale Fernsehen über Hausantenne (DVB-T)?
 
Absolut positiv zu bewerten ist der Imagegewinn für das Digitale Fernsehen insgesamt, das bisher fast ausschließlichmit Pay-TV in Verbindung gebracht wurde. Die Medien haben bundesweit über das digitale “Überall-Fernsehen“ ‚berichtet. Das Thema Digital und der Nutzen für denEndverbraucher gewinnt nicht zuletzt auch durch Digitalkameras, Fotohandys und digitale Vernetzung immer mehr an Bedeutung. DVB-T hat seine Hauptvorteile durch mehr Programme und durch den mobilen, protablen Empfang für stationäre und transportable Empfangsgeräte, wenn ein flächendeckender Netzausbau erfolgen sollte. Die beteiligten ZVEI-Firmen äußerten sichzufrieden mit dem Absatz von aktiven Antennen und DVB-T Receivern.
Ob jedoch die hohen Erwartungen erfüllt worden sind, darf bezweifelt werden. Berücksichtigt man bei den kommunizierten 180.000 DVB-T Boxen die Zweit- bzw. Drittgeräte, sowie die Analysen, das ungefähr die gleiche Anzahl Endteilnehmer, die von Kabel bzw. Satellit zu DVB-T gewechselt haben bzw. vom analogen terrestrischen Empfang direkt zu Kabel bzw. Satellit gewechselt haben, war Berlin gemessen am Marktpotential ein Nullsummenspiel. Oder ist man vielleicht bereits deshalb erfolgreich, wenn man jemanden, der bis heute mit seinem analogen Telefon zufrieden war die Leitung kappt und Ihm dann ein Handy verkauft ? Leider wurden die DVB-T Receiver zur IFA bereits unter 100€ angeboten, was für die Zukunft einen kommerziellen Erfolg für die Gerätehersteller als fraglich erscheinen lässt.
 
Auch alle Kabelnetzbetreiber der Region mussten auf die neue Technik umstellen und seitdem das DVB-T-Signal in die Netze einspeisen. Lief diese Umstellung reibungslos oder gab es bei Kunden schwarze Bildschirme?
 
Diese Frage müssen Sie den Berliner Anlagenbetreibern stellen. Soweit ich informiert bin, gab es zwar keine schwarzen Bildschirme, jedoch erheblichen Optimierungsbedarf in der Informationspolitik gegenüber den Anlagenbetreibern. Auch war das „ Überall Fernsehen“ nicht ohne Probleme überall zu empfangen. Hier gibt es sicherlich noch Nachhol- und Aufklärungsbedarf.
 
Der Umstieg auf DVB-T wurde durch die zuständige Landesmedienanstalt gefördert. Warum müssen neue Techniken immer von der Gemeinschaft finanziert werden?
 
Werden sie das ? Der ZVEI fordert seit Jahren einen Digitalisierungfond als Anschub-finanzierung für alle Übertragungswege Kabel, Satellit und Antenne. Eine einseitige Subventionierung von DVB-T zu Lasten von SAT und Kabel lehnen wir ab. Problematisch ist insbesondere die Subventionierung der Infrastruktur im speziellen derPrivatsender, die dann vielleicht sogar noch eine erneute Erhöhung der GEZ-Gebühren erforderlich machen.
 
Auch die Einrichtung der Kabelnetze vor 20 Jahren wurde subventioniert…
 
Die Entscheidung für den Bau der Kabelnetze durch die Deutsche Bundespost warstark politisch motiviert undjahrelang defizitär. Unter dem Strich sollte sich die Investition für die Nachfolgegesellschaft Deutsche Telekom jedoch gerechnet haben, wenn man die Verkaufserlöse berücksichtigt. Die Netze der neuen Citycarrier, der privaten Anlagenbetreiber, sowie die Anschlüsse der Wohnungswirtschaft mit insgesamt 12 Millionen Teilnehmern sind ausschließlich mit privaten Mitteln finanziert worden. Um hier Wettbewerbsgleichheit zu schaffen, müßte der Aufbau und der Betrieb des DVB-T Sendenetzes ebenfalls privat und nicht durch Zuschüsse der Landesmedienanstalten finanziert werden.
 
Wie sollte die DVB-T-Einführung in den anderen Bundesländern erfolgen?
 
Die Pläne der einzelnen Bundesländer liegen ja vor. In Regionen, wodie digitale Ver-breitung günstiger ist als die analoge, z.B.Hamburg oder Bremen, hoffentlich bald.
 
Digitalisierung ist unter anderem auch Aufgabe des Fachhandels und der Elektro-Installateure. Wie wird die Branche auf die neue Empfangstechnik geschult?
 
Alle ZVEI-Firmen haben ihre eigenen Schulungszentren und bieten laufend Seminare für denFachgroß- und Facheinzelhandel an. Die meisten Mitgliedsfirmen des Fach-verbandes sind zusammen mit dem ZVEH seit Jahren auch in der AG SAT organisiert. Eine der Hauptaufgabengebiete der AG SAT ist die Schulung und Weiterbildung des Fachhandels- und Fachhandwerks.
 
Wäre hierbei auch eine Kooperation zwischen ZVEI und DF-Akademie interessant?
 
Soweit ich informiert bin, nehmen viele ZVEI-Firmen, die im Bereich Satellitenempfang tätig sind, bereits an Ihrer aktuellen Seminarreihe teil. ASTRO ist auf jeden Fall beteiligt.
 
Herr Strobel, vielen Dank für das Interview![fp]

Bildquelle:

  • Empfang_DVB-T_Artikelbild: © JuergenL - Fotolia.com

Kommentare im Forum

Die Kommentarfunktion ist noch nicht aktiviert