Leipzig – Das digitale Antennenfernsehen (DVB-T) wird von privaten Programmveranstaltern bisher selten genutzt. Die privaten Sender monieren, dass die von T-Systems verlangten Übertragungsgebühren zu hoch sind. Um dies zu ändern, wagt die Sächsische Landesmedienanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) einen Vorstoß mit einem lokalen DVB-T-Sendenetz in Leipzig.
DIGITAL FERNSEHEN hat mit dem SLM-Geschäftsführer Martin Deitenbeck über die Kosten des Projekts, die Vorbildfunktion für andere Landesmedienanstalten und den Zeitplan gesprochen.
DIGITAL FERNSEHEN: Herr Deitenbeck, wann soll die Leipziger DVB-T-Plattform starten?
Martin Deitenbeck: Wir werden vermutlich Anfang Dezember mit ersten Testausstrahlungen anfangen. In diesem Testlauf werden wir untersuchen, ob die Sendeleistung stimmt oder wir eventuell erhöhen müssen. Im Laufe des kommenden Jahres, ungefähr im Frühjahr, wollen wir dann den Regelbetrieb aufnehmen.
DF: Können die Testsignale von den Zuschauern empfangen werden?
Deitenbeck: Ja, die Testausstrahlungen sind frei empfangbar. Wir werden gleich mit den Programmen testen, die sich beworben haben. Das geschieht mit dem Einverständnis der Sender.
DF: Um welche Kanäle wird es sich dabei nun handeln?
Deitenbeck: Neben dem „Leipzig Fernsehen“ wird es nach derzeitigem Stand auch einen Stadtinformationskanal geben, die Bewerbung ist zumindest bereits eingegangen. Und wie ich höre, wird derzeit kräftig an dem Sender gearbeitet.
Darüber hinaus haben sich „BBC World“ und „Bibel TV“ um eine Einspeisung bemüht, dazu kommen noch mit Radio Leipzig und Radio Horeb zwei Radio-Programme. Die Pläne von Radio Leipzig, mehrere Sender anzubieten, sind mittlerweile vom Tisch.
DF: Reichen die Sendekapazitäten dafür aus?
Deitenbeck: Unser Ziel ist es, alle zu berücksichtigen. Ich gehe davon aus, dass wir die genannten Sender komplett aufschalten können. Ob die veranschlagte Sendekapazität von 14 Mbit pro Sekunde ausreicht, werden wir nach dem Test wissen.
DF: Die Frage, wer als Plattformbetreiber agieren wird, ist bisher immer offen geblieben. Gibt es hier mittlerweile eine Festlegung?
Deitenbeck: Wir gehen jetzt erstmal in den Testbetrieb und schauen dann weiter. Bisher kann ich nicht ausschließen, dass die SLM beim Betrieb des Sendenetzes dabei sein wird, aber es ist nicht besonders wahrscheinlich.
DF: Der Aufbau des Netzes soll 750 000 Euro kosten – soviel war bereits bekannt. Jetzt ist aber noch ein weiterer Posten, nämlich 100 000 Euro Planungskosten aufgetaucht. Wofür wurde dieses Geld ausgegeben?
Deitenbeck: Die 98 000 Euro sind in die Planung des Netzes geflossen, also allem was damit zusammenhängt. Dies beinhaltet zum Beispiel die Berechnung der Versorgungsdaten und der Bandbreiten.
DF: Nachdem das Netz steht veranschlagt die SLM jährliche Betriebskosten in Höhe von 80 000 Euro. Stimmt diese Zahl noch?
Deitenbeck: In unserer Planung gehen wir weiterhin von 80 000 Euro aus. Genau können wir dies jedoch erst nach dem ersten Jahr beziffern.
DF: Zuletzt haben Sie das Leipziger Projekt bei Ihren Kollegen in München vorgestellt. Damals zeigte die BLM großes Interesse an der Leipziger Initiative. Gilt dies auch für die anderen DVB-T-Regionen?
Deitenbeck: Ja, es herrscht ein reges Interesse an unserem lokalen DVB-T-Netz. Bisher ist es jedoch so, dass die anderen Landesmedienanstalten erst einmal abwarten, wie sich unser Netz entwickelt. Wir von der SLM haben hier eine klare Pilotfunktion. Ich schätze, dass die anderen sich unsere Ergebnisse sehr genau ansehen werden. Sollten wir erfolgreich sein unsere Erwartungen erfüllt werden, dann gehe ich davon aus, dass unser Modell Nachahmer finden wird.
DF: Herr Deitenbeck, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. [lf]
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