Anga positioniert sich zum deutschen Breitbandkabelmarkt

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Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
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Die Anga, der Verband privater Kabelnetzbetreiber hat ein Positionspapier zu den aktuellen Entwicklungen im deutschen Kabelmarkt erarbeitet.

Der Verband nimmt darin insbesondere zu verschiedenen Themen Stellung. DIGITAL FERNSEHEN veröffentlicht im Folgenden unkommentiert die Stellungnahme:
 
„1. Die digitale Übertragungstechnik eröffnet den Breitbandkabelnetzen ein hervorragendes Entwicklungspotenzial. Schon heute stehen in den deutschen Kabelnetzen – neben einer Vielzahl von analogen Kanälen – nahezu flächendeckend Kapazitäten für über 100 digitale Fernsehprogramme zur Verfügung: Das Kabel ist zu einem erheblichen Teil bereits digital.
 
2. Allerdings konnten die digitalen Kabelkanäle durch die vormalige Eigentümerin der regionalen Zuführungsnetze, die Deutsche Telekom, leider nur mit mäßigem Erfolg vermarktet werden. Am Anfang jeder neuen Digitalstrategie muss folgerichtig eine effektivere Nutzung und Vermarktung der bereits vorhandenen digitalen Kanäle stehen.
 
3. Eine höhere Akzeptanz digitaler Fernsehangebote darf dagegen keinesfalls vorschnell auf Kosten der vertrauten, analogen Programmvielfalt erzwungen werden. Die Erwerber der Telekom-Kabelnetze müssen vielmehr die Signallieferungsansprüche der angeschlossenen Netzbetreiber (professionelle Betreiber und Wohnungswirtschaft) beachten. Letztlich müssen die Zuschauer entscheiden, wann sie auf analoge Programme verzichten wollen.
Gerade die Erfahrungen mit der Digitalisierung des Antennenfernsehens (Digitales terrestrisches Fernsehen – „DVB-T“) in Berlin geben Anlass zu einem behutsamen Vorgehen: Fast 37 % der vormalig analog-terrestrisch versorgten Haushalte haben dort die analoge Abschaltung zum Anlass genommen, zu Kabel oder Satellit zu wechseln. Im Kabel wäre ein derartiger Kundenverlust völlig inakzeptabel. Von den neuen Eigentümern des Telekom-Kabels muss daher schnellstmöglich verbindliche Planungssicherheit bei der Frage der Aufrechterhaltung des analogen TV-Angebots (sogenannter „Simulcast“) geschaffen werden. Einer der Vorteile des Kabels liegt gerade in der Fähigkeit zu einem simultanen Empfang in analoger und digitaler Technik. Diese Kombination gilt es im Wettbewerb der Übertragungswege verstärkt zu nutzen.
 
4. Der deutsche Kabelmarkt ist durch eine Zweiteilung der Netzstrukturen geprägt (Zuführungsebene „Netzebene 3“ und lokale Verteilebene „Netzebene 4“). Die damit verbundene Aufgabenteilung hat maßgeblich dazu beigetragen, dass das Kabel mit über 20 Millionen angeschlossenen Haushalten zu einem beispiellosen Erfolgsmodell geworden ist. So liegt die Akzeptanz des Kabelempfangs deutlich höher als in Ländern, die diese Aufteilung nicht kennen (z.B. Großbritannien oder Frankreich). Das Vertriebspotenzial der „Netzebene 4“ kann auch in der digitalen Welt nutzbar gemacht werden. Auf der anderen Seite ist jede Digitalstrategie, die nicht auf Vertriebskooperationen zwischen den beiden Netzebenen setzt, zum Scheitern verurteilt: Wer möchte den Kunden erklären, dass das von ihm beworbene Programmangebot nicht über alle Anschlüsse verfügbar ist? Wer kann es sich im Rahmen der Markteinführung eines neuen Produktes leisten, auf den Großteil seines Kundenpotenzials und die entsprechenden Umsätze zu verzichten? Die neuen Eigentümer der Telekom-Netze müssen deshalb der „Netzebene 4“ schnellstmöglich partnerschaftliche Kooperationsmodelle anbieten, die dem Wert der „letzten Meile“ gerecht werden.
 
5. Das Breitbandkabel bietet schon heute über 20 Millionen Haushalten Fernsehen und Radio in Bestform. Es kann aber viel mehr. Im Gegensatz zum schmalbandigen Telefonnetz bietet es mit Übertragungsgeschwindigkeiten bis über 2 Mbit/s echtes Breitbandinternet. Es ist damit die ideale Kommunikationsinfrastruktur der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Zusätzliche Angebote wie High-Speed-Internet, Voice-over-IP-Telefonie oder HDTV (hochauflösendes Fernsehen) verbessern die Position des Kabels im Wettbewerb der Übertragungswege kontinuierlich. Diese Anwendungen brauchen aber zusätzliche Bandbreite und einen Rückkanal. Nur der weitere Ausbau der Breitbandkabelnetze sichert Anbietern und Kunden langfristig alle Optionen.
 
6. Die Kabelnetzbetreiber der Anga wollen das Potenzial des Kabels ausschöpfen und sind bereit, in den Ausbau der Netze zu investieren. Dafür bedarf es aber auch ordnungspolitischer Rahmenbedingungen, die die notwendige Investitionssicherheit gewährleisten. Die einseitige öffentliche Förderung von DVB-T verzerrt den Wettbewerb und ist in höchstem Maße kontraproduktiv. Mit diesem scheinbar „kostenfreien“ Angebot – das sich in Wirklichkeit aber maßgeblich über die allgemeine Rundfunkgebühr finanziert – wird die wirtschaftsfeindliche „Kostenlos-Mentalität“ der Verbraucher weiter befördert.
DVB-T verunsichert die wohnungswirtschaftlichen Großkunden und gefährdet die Finanzierung geplanter Netzinvestitionen. Wer DVB-T – das sich wegen der unverhältnismäßig hohen Kosten auch langfristig auf wenige Ballungsräume beschränken wird – propagiert, schädigt die Investitionsbereitschaft im Kabel und gefährdet damit viele Tausend Arbeitsplätze bei Netzbetreibern, Herstellern und Handwerksbetrieben. Wenn durch die neue, „kostenlose“ Konkurrenz in den Ballungsräumen das Rückgrat der Investitionskraft der Kabelunternehmen beschädigt wird, verringern sich zugleich die Chancen einer modernen Netzinfrastruktur auf dem Lande.
Das Entwicklungspotenzial des Kabels bezüglich neuer Dienste darf nicht durch eine „Re-Monopolisierung“ in Form des Zusammenschlusses aller vormaligen Telekomnetze konterkariert werden. Die Wiederkehr eines bundesweiten Kabelgiganten würde den Wettbewerb um Versorgungsverträge der Wohnungswirtschaft beschädigen und durch die einseitige Durchsetzung technischer Standards weitere Innovationen gefährden. Die Folge wäre zudem, dass sich die Chancen auf den Ausbau des Telekom-Kabels angesichts der zurückhaltenden Investitionsabsichten der potenziellen Käufer weiter verringerten. Dadurch würde ein Beschäftigungspotenzial zunichte gemacht, das für die überwiegend mittelständisch strukturierte Kabelbranche dringend erforderlich ist. Im Ergebnis würde der wirtschaftspolitische Ansatz, der mit der Trennung von Telefon- und Kabelnetzen verfolgt wurde, endgültig verfehlt.“[fp]

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