Heidelberg, Wien – „Wir werden der Forderung des ORF nachkommen, und das ORF-Angebot nächste Woche aus unserem digitalen Netz ausspeisen“, so der Kabel BW-Sprecher gegenüber DIGITAL FERNSEHEN.
Damit reagiert der süddeutsche Kabelnetzbetreiber auf die Proteste des ORF, der in einem Unterlassungsschreiben mit rechtlichen Schritten gedroht hatte, falls die Einspeisung nicht unterbunden wird.
„Wir haben für die Ausstrahlung in den Gebieten außerhalb Österreichs und Tirols keine Lizenzrechte für die Programminhalte“, erklärte Karl Pachner, ORF-Hauptabteilungsleiter und Projektleiter von ORF Digital auf Nachfrage von DF. Bisher habe sich zwar noch kein Rechteinhaber beschwert, „wir wollen jedoch nicht solange warten, bis es soweit ist und damit einen falschen Eindruck entstehen lassen“, so der ORF Digital-Verantwortliche weiter.
Laut Pachner hat man in der Vergangenheit mit Kabel BW „relativ erfolglos verhandelt“, sodass es zu keiner Einigung gekommen sei. „Dies ist völliger Quatsch“, wehrt sich der verärgerte Kabel BW-Sprecher gegenüber DF, „es gab definitiv keine Gespräche.“ Vielmehr habe man „mit großer Verwunderung“ die in der Öffentlichkeit erhobenen Forderungen wahrgenommen, vor allem da man es bei Kabel BW gewöhnt sei, „zunächst einmal direkt mit den Partnern zu reden“.
Der ORF-Verantwortliche Pachner hat hingegen keinerlei Verständnis dafür, dass Kabel BW die ORF-Sender einfach ohne Genehmigung in seine Netze einspeist. „Dies widerspricht doch dem normalen Rechtsprinzip! Unsere Sender auszustrahlen, ohne mit dem ORF eine Übereinkunft zu haben, und dann das Ganze noch als Marketing-Tool verwenden – damit können wir nicht einverstanden sein“, so Pachner.
Kabel BW überträgt nach wie vor ORF 1 und ORF 2 im grenznahen Gebiet in seinem analogen Kabelnetz – nämlich in den Gebieten, wo auch der terrestrische Empfang möglich ist. Der ORF wäre bereit, die digitale Einspeisung auf für diese Bereiche freizugeben, doch dies ist laut Kabel BW-Sprecher technisch nicht möglich. „Wir können, hingegen der Aussagen von Herrn Pachner, unsere digitalen Kunden nicht regional addressieren. Dies ginge nur über eine Verschlüsselung, und die haben wir hier nicht.“
Jetzt appelliert Kabel BW an die Medienpolitiker in Baden-Württemberg, sich für die digitale Weiterverbreitung der Programme des ORF im Kabel stark zu machen. „Es wird immer vom wichtigen kulturellen Austausch zwischen Baden-Württemberg und den Nachbarländern gesprochen. Hier ist jetzt die Politik gefordert, konkret Stellung für einen grenzüberschreitenden Programmaustausch zu beziehen“, so der Kabel BW-Sprecher im Hinblick auf Diskussionen in jüngster Vergangenheit.
„Der kulturelle Austausch ist für uns auch wichtig, aber nicht beim ORF 1, die Zielgruppe wäre hier der ORF2“, so der ORF-Verantwortliche. „Das lass ich mir unter dem Titel ‚kulturellen Austausch‘ nicht vormachen.“[lf]
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