KDG-Übernahme: Liberty Global will Kartellverfahren in Brüssel

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Liberty Global will bei seinen Übernahmeplänen für Kabel Deutschland offenbar eine Entscheidung des Bundeskartellamts umgehen und die Fussion auf europäischer Ebene entscheiden lassen.

Wie am Montag bekannt wurde, hat neben dem Mobilfunkunternehmen Vodafone auch der US-Kabelriese Liberty Global ein Interesse an der Übernahme von Kabel Deutschland. Da Liberty Global jedoch in Deutschland bereits mit dem Kabelnetzbetreiber Unitymedia Kabel BW einen großen Teil der Netze kontrolliert, wäre es fraglich, ob das Bundeskartellamt einer weiteren Übernahme zustimmen würde. Dieser Hürde möchte Liberty Global jedoch offenbar umgehen. Wie die „Wirtschaftswoche“ am Freitag in einer Vorabmeldung berichtet, möchte man eine mögliche Übernahme der KDG offenbar nicht von der deutschen Kartellbehörde absegnen lassen, sondern von der EU-Kommission in Brüssel.

Offenbar plant Liberty-Global-Chef John Malone derzeit gezielt, seine Lobbyarbeit in Brüssel auszuweiten. Wie die „Wirtschaftswoche“ schreibt, könnten dem Unternehmen dabei unter anderem die Bestrebungen der EU-Kommissarin Neelie Kroes entgegenkommen. Kroes, zuständig für Fragen über Internet, Telekommunikation und IT, setzt sich energisch dafür ein, Fussionen auf dem europäischen Telekommunikationsmarkt zu erleichtern. Dadurch solle die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber den nordamerikanischen und asiatischen Märkten gewahrt bleiben.
 
Mit einer Übernahme von Kabel Deutschland würde Liberty Global die beiden größten Kabelnetzbetreiber in Deutschland unter seinem Dach vereinen. Das Unternehmen würde damit nahezu alle TV-Kabelnetze, die ehemals in den Händen der Deutschen Telekom lagen, wieder vereinen. Im Interview gegenüber DIGITAL FERNSEHEN hatte Prof. Torsten J. Gerpott, Experte für Telekommunikationswirtschaft von der Universität Duisburg/Essen, bezweifelt, dass ein solches Übernahmevorhaben beim Bundeskartellamt eine realistische Chance hätte. Seiner Meinung nach könnte Liberty Global mit dem Übernahmevorstoß vor allem versuchen, den Preis von Kabel Deutschland für Vodafone in die Höhe zu treiben. [ps]

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26 Kommentare im Forum

  1. AW: KDG-Übernahme: Liberty Global will Kartellverfahren in Brüssel Um das herrausszufinden muss die Liberty aus den Käuferwettstreit um KD als Sieger herrausgehen. Solange ist alles nur reine Theorie.
  2. AW: KDG-Übernahme: Liberty Global will Kartellverfahren in Brüssel Klar geht es um Wettbewerb. Diese Verträge sind ja nicht aus den nichts entstanden. Wenn die Liberty KD kauft können die noch extremere Kampfpreise ansetzen wo die kleinen KNB überhaupt nicht mehr mithalten können. Wenn Vodafone die kaufen sollte werden die all ihre Internetkunden auf die Kabelinterlösung umstellen. Da wo es schon mal möglich ist. So spart sich Vodafone viel Geld bei der letzten Meile. Bei Vodafone geht es in der erste Linie natürlich nicht um Fernsehen. An Liberty stelle würde ich auch versuchen das Verfahren bei erfolgreichen kauf auf der EU Ebene zuhalten. Die Deutschen sind mal wieder super Bürokratisch und vor allem kritisch. Wenn die Bundeskartellamt das Untersucht. Ist es schwierig das Ja zu bekommen aber nicht unmöglich. Gewisse Netze wird man bestimmt behalten dürfen und andere die man wieder verkaufen muss. Ist natürlich auch eine Strategie kaufen das behalten was man darf und der Rest wird an viele kleinen Anbieter verkauft. Somit entsteht dann keine große Kongurrenz für die selber. Sind dann in allen Bundesländer vertretten. Worauf man dann aufbauen kann.
  3. AW: KDG-Übernahme: Liberty Global will Kartellverfahren in Brüssel ... es gibt tausende Kabel-TV-Anbieter in Deutschland. Der Markt für Kabel-TV ist also nicht die Ursache der Zwangsverkabelung. Für die Zwangsverkabelung sind einzig und allein die Vermieter verantwortlich, denn er bestimmt, welcher Kabelnetzbetreiber zum Zuge kommt. Von einer Zwangsverkabelung spricht man, wenn Mieter den Kabelanschluss über die Mietkosten zahlen müssen, auch wenn sie ihn nicht nutzen. Die Kabelnetzbetreiber sind Telekommunikationsunternehmen; auch Vodafone ist ein Telekommunikationsunternehmen. Wenn Vodafone die KDG übernimmt, hat Vodafone in 13 Bundesländer einen Konkurrenten weniger. Wie sieht's mit Liberty Global aus ? Die erweitern praktisch nur ihr Verbreitungsgebiet ohne überhaupt an der Wettbewerbssituation etwas zu ändern. OK, das Bundeskartellamt sieht in Deutschland einen Einspeisemarkt und befürchtet bei einem Zusammenschluss, dass der neuentstehende Kabelnetzbetreiber dann die Preise auf dem Einspeisemarkt diktiert. Allerdings findet derzeit eine Diskussion in Bezug auf Einspeiseentgelte statt, sodass Liberty Global durchaus einen Joker in der Hand hat. So könnte Liberty Global als ein Zugeständnis auf Einspeiseentgelte verzichten, womit dann der Einspeisemarkt zumindest für die Free-TV-Programme gar nicht mehr existent sein würde. Natürlich verursacht das zusätzliche Kosten. Allerdings dürften diese gegenüber den Investitionen, die Liberty Global noch in die Modernisierung des KDG stecken müsste, Peanuts. Unterstützung dürfte Liberty Global hier von Seiten ARD, ZDF, den privaten Sendergruppen und VPRT bekommen. Die Zugeständnisse, die Liberty Global im Rahmen der KBW-Übernahme gemacht hat, kämen natürlich auch mit der KDG-Übernahme im jetzigen KDG-Gebiet zum Tragen. OK, Grundverschlüsselung ist kein Thema mehr, zumal Liberty Global nicht nur bei UMKBW die Grundverschlüsselung abgeschafft hat, sondern auch in anderen europäischen Länder wie z.B. der Schweiz und den Niederlanden. Aber da wäre z.B. noch der Verzicht auf exklusive Gestattungsverträgen. Für den Wettbewerb ist das natürlich hervorragend, können sich die Vermieter doch mehrere Kabelanbieter ins Haus holen und Mieter könnten zwischen verschiedenen Anbieter werden. Die Praxis sieht leider anders aus, denn solange UMKBW der einzige Kabelnetzbetreiber ohne Exklusiv-Gestattungsverträge bleibt, bleibt für Mieter die Wahl des Kabelanbieters nur ein Traum. Mit der Übernahme von Virgin Media in Großbritannien ist Liberty Global der weltweit größte Kabelnetzbetreiber. In Europa ist Liberty Global als Kabelnetzbetreiber nicht nur in Deutschland aktiv, sondern auch in den Niederlanden, der Schweiz, In Österreich, Ungarn, Belgien, Tschechische Republik, Rumänien, Polen, Großbritannien, Irland und der Slowakei. Es ist also naheliegend, dass das Verfahren beim europäischen Kartellamt geprüft werden soll. Und auf dem Kabel-TV-Markt tut sich inzwischen einiges, denn immer mehr Kommunen lassen ihre Stadtwerke Glasernetze errichten, über die dann auch Kabel-TV-Service angeboten werden. Die Mommunen haben hier einen Bonus, denn sie können einen großen Teil der Tiefbaukosten einsparen, wenn sie die Leitungen bei der Errichtung bzw. Sanierung von Wasser-, Gas- und Stromleitungen oder eine neue U-Bahn-Strecke gebaut wird, verlegen. Oder siehe beispielsweise das Glasfaser von Deutsche Glasfaser im Kreis Heinsberg. Die Deutsche Glasfaser ist nur für das Netz zuständig. Kabel-TV muß bei einem der aktuell 3 Anbieter (Netaachen, Flink oder NEW) beauftragt werden. Da das mit exklusiven Gestattungsverträgen verbunden ist, können zwangsverkabelte Mieter weiterhin nur die Angebote desjenigen Kabelnetzbetreibers nutzen, der ihnen vom Vermieter vorgesetzt wird ...
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