Primacom will Kabelnetz in Aach nicht digitalisieren

12
49
Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
Bild: © soupstock - Fotolia.com

Ausstieg aus Signalliefervertrag: Primacom-Kabelhaushalte werden ab Mai keine Programme mehr empfangen können, da der Kabelnetzbetreiber aus den Verträgen aussteigen will. Nun soll Primacom ihnen Entschädigungszahlung anbieten.

Der inzwischen auf die neuen Bundesländer fokussierte Kabelnetzbetreiber Primacom betreibt aus historischen Gründen auch noch einige Kabelnetze in den südlicheren Bundesländern. So auch das Netz in der baden-württembergischen Stadt Aach. Hier habe man laut Bürgermeister Severin Graf der Stadt nun kurzfristig Ende November mitgeteilt, dass man aus dem Signalliefervertrag zum 30. April 2012 aussteigen und das Netz nicht digitalisieren wolle. Graf hatte den Kabelnetzbetreiber seit 2008 regelmäßig angeschrieben und auf eine Digitalisierung des Netzes gedrängt. Denn noch immer werden darüber lediglich 26 analoge TV-Sender und kein einziges digitales Bit übertragen.

Zuerst hieß es, es gäbe noch keine Planung dafür. In 2010 wäre dieInvestition laut Mitteilung „noch nicht vorgesehen“ gewesen, so Grafgegenüber DIGITAL FERNSEHEN. Das war auch das Jahr, in dem die Primacomzwar über 40 Millionen operativen (EBITDA-)Gewinn machte, die Bankenjedoch eine Insolvenz inszenierten und damit die Aktionäre leerausgingen ließen.
 
Ende November dann der Ausstieg: Primacom kündigt derStadtverwaltung an, dass man aus dem laufenden Vertrag aussteigen wolle,da die Digitalisierung des Netzes nicht refinanzierbar wäre. Es müsstenjeweils 50 000 Euro in Kopfstelle und Netz investiert werden, dieHaushalte würde jedoch aufgrund alter Verträge pro Jahr nur knapp 40Euro Kabelgebühren zahlen.
 
Laut Vertrag hatte sich Primacom 2004verpflichtet, die Anlage mindestens bis Ende 2013 zu betreiben. DerNetzbetreiber hat laut Graf bis jetzt weder der Stadt noch denAnschlussnehmern gekündigt. Bei den Haushalten gäbe es eineKündigungsfrist von drei Monaten zum Jahresende. Primacom habe nun denVorschlag unterbreitet, dass „die Teilnehmer der Gemeinschaftsanlageeinen 50 Euro-Gutschein erhalten“. Mit diesem sollen sie sich danndigitale Satellitenempfangsanlage kaufen.
 
Der Bürgermeister glaubt, dassdie Stadt rechtlich gute Karten hat, die Einhaltung des Vertrages auchnach dem 30. April zu fordern. Doch für die Haushalte wäre dies derSuper-GAU. Selbst wenn die Stadt juristisch Recht bekäme, wären dieBildschirme nach dem 30. April erst einmal dunkel. Von Seiten Primacom warzu diesem Thema keine Stellungnahme zu erhalten.
 
Das Netz in Aach wurde Anfang der 80er Jahre durch die Stadt Aacherrichtet und 2004 von der Primacom übernommen. Es besteht aus einerzentralen (analogen) Satellitenkopfstelle sowie einem historischgewachsenen Verteilnetz aus Frei- und Erdleitungen, die teilweise vonHaus zu Haus gespannt sind. Die Verstärker befinden sich in denPrivatgebäuden. Ursprünglich wurden über das Netz 400 Haushalteversorgt, aktuell sind noch 250 Haushalte daran angeschlossen. [sh, js]

Bildquelle:

  • Empfang_Kabel_Artikelbild: © soupstock - Fotolia.com

12 Kommentare im Forum

  1. AW: Primacom will Kabelnetz in Aach nicht digitalisieren ... das ist doch das typische Verhalten der Primacom. In den "alten" Bundesländerländern investiert die Primacom keinen Cent in ihre uralten maroden Kabelnetze. In Neuss gibt es auch ca. 8.000 Primacom-Haushalte, denen der technische Fortschritt verwehert wird, weil auch hier die Primacom aus Kostengründen nicht bereit ist, die erforderlichen Modernisierungen durchzuführen ...
  2. AW: Primacom will Kabelnetz in Aach nicht digitalisieren .... sicher ärgerlich. Aber wenn das Netz tatsächlich nur mehr 250 Anschlüsse hat (mit Verstärker in Privathaushalten), dann ist dies sicher mit Ausbauten nicht kostendeckend zu betreiben. Bei uns (Niederösterreich) gab es auch so ein kleines Kabelnetz bis in die 90er Jahre 2000 Anschlüssen - das dann an einen größeren Betreiber der mittelerweile alle kleinen Kabelnetze in unserem Bundesland zusammengekauft hat - verkauft wurde. Dann wurde allerdings investiert (Internet, Telefon, Digital-TV). Realistisch wäre nur ein anderes Netz mit dem man sich zusammenschließen kann, ansonsten ist es wirklich vernünftiger Gemeinschaftsanlagen zu errichten oder Private Sat-Anlagen und die 50 Euro Gutschein zu nehmen. Ein ortsansässiger Elektriker würde sich sicher freuen und bei dieser Auftragssumme auch entsprechende Preise machen...
  3. AW: Primacom will Kabelnetz in Aach nicht digitalisieren 50 € Gutschein ist ein Witz. Dafür bekommt man nix gescheutes.
Alle Kommentare 12 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum