Unitymedia: „Haben an Nutzungsproblemen von Horizon gearbeitet“

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Kabel-TV Bild: © soupstock - Fotolia.com
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Nach längerer Wartezeit wird Unitymedia die neue Set-Top-Box Horizon am 4. September auf den Markt bringen. DIGITAL FERNSEHEN sprach im Interview mit Daniel Hesselbarth, Director CPE & Product Innovations Unitymedia Kabel BW, über die Funktionen, die zum Start vorhanden sein sollen, den Verzicht auf HbbTV und darüber, was man zum Marktstart in Deutschland besser machen will, als in den Niederlanden und der Schweiz.

Herr Hesselbarth, Horizon soll als Multimedia-Plattform die Dienste TV, Internet und Telefonie in einem Gerät vereinen. Damit dürfte die Box vor allem für sogenannte Triple-Play-Kunden interessant sein, die alle drei Dienste bei Unitymedia gebucht haben. Werden auch Kunden von Horizon profitieren können, die beispielsweise nur ein TV-Abo bei Unitymedia besitzen?
 
Daniel Hesselbarth: Klares Ja. Horizon ist für alle Kundensegmente, die wir haben, gedacht. Das Gerät wird folglich auch an alle Kunden vermarktet und ist dabei für TV-Standalone-Abonnenten ebenso geeignet, wie für Triple-Play-Kunden. Tatsächlich wird Horizon auch für reine TV-Abos in Zukunft unser Fokus-Produkt sein und die Hardware, die wir an unsere Kunden rausgeben. Der Horizon HD Recorder ersetzt zukünftig das bisherige Gerät. Kunden, die in Wohnobjekten leben, in denen kein Rückkanal zur Verfügung steht, können allerdings weiterhin das bisherige Gerät beziehen.
 
Selbst Kunden, die ihren Kabelanschluss nur zum Fernsehen nutzen und ihren Breitbandanschluss bei einem anderen Anbieter, wie beispielsweise 1&1 oder der Deutschen Telekom, haben, werden auch die internetbasierten Dienste von Horizon nutzen können. Der Kabelanschluss wird dabei speziell für die Dienste von Horizon mit einem Rückkanal ausgestattet. Wenn der Kunde kein Breitbandpaket bei Unitymedia gebucht hat, wird er jedoch nicht zum Surfen mit PC oder Tablet freigeschaltet sein, sondern auf die Horizon-Online-Dienste beschränkt bleiben. Der Rückkanal ist dabei notwendig, beispielsweise für Video-on-Demand-Dienste und Apps, aber auch für das kartenlose Verschlüsselungssystem der Horizon-Box. Das „Gesamterlebnis Horizon“ kann man daher nur mit einem TV- und Internetanschluss von Unitymedia genießen.
 
Wird es zum Start am 4. September bezüglich der Netzinfrastruktur noch Einschränkungen geben, was die Nutzbarkeit von Horizon angeht? Oder kann die Set-Top-Box vom Start weg in allen Unitymedia-Netzen verwendet werden?
 
Hesselbarth: Zum Start wird Horizon in allen Anschlussgebieten in Nordrhein-Westfalen und Hessen verfügbar sein, sofern der entsprechende Anschluss rückkanalfähig ist. Derzeit gibt es noch sehr kleine Gebiete, die nicht rückkanalfähig ausgebaut sind. Größtenteils aufgrund der geschlossenen Verträge mit den jeweiligen Wohnungsbau-Gesellschaften sind wir in einigen wenigen Gegenden nicht in der Lage sind, den Rückkanal anzubieten. In mehr als 97 Prozent unseres Kabelgebietes steht er jedoch bereits zur Verfügung.

Bereits im Rahmen der IFA-Produktvorschau war Anfang Juli angekündigt worden, dass die Mediatheken der TV-Sender bei Horizon direkt über das Nutzerinterface anwählbar sein sollen. Warum haben Sie sich für diese Lösung entschieden, anstatt auf den bewährten Standard HbbTV zu setzen?
 
Hesselbarth: Es ist richtig, dass wir bei der Einbindung der Sendermediatheken nicht auf den HbbTV-Standard setzen. Der Grund dafür ist, dass wir der Überzeugung sind, dass das Fernseherlebnis ein integriertes sein soll. Über HbbTV sind die Mediathekeninhalte immer nur für den jeweils ausgewählten Sender verfügbar. Unser Ziel ist es jedoch, alle für den Kunden zugänglichen Inhalte auf der eigenen Plattform unterzubringen und diese ins Kernuserinterface mit senderübergreifender Suchfunktion einzubinden.
 
Zudem ist aus unserer Sicht eine eigene Videothekenlösung geeigneter, um eine höhere Service- und Streaming-Qualität anzubieten. Beispielsweise erfolgt die Auslieferung der ausgewählten On-Demand-Inhalte auf diesem Weg nicht über einen IP-Kanal, sondern über einen klassischen QAM-Kanal, der eine höhere Streaming-Stabilität gewährleistet.
 
Zum Start werden allerdings nicht alle Sendermediatheken verfügbar sein. Ausschlaggebend sind vor allem rechtliche Fragen. Hier stehen wir jedoch permanent in Verhandlungen mit den Sendern, um das Angebot nach und nach stetig auszubauen.
 
Es ist also nicht geplant, HbbTV nachträglich via Update ebenfalls über Horizon zu ermöglichen?
 
Hesselbarth: Wir wissen, dass HbbTV speziell in Deutschland ein wichtiges Thema ist. Natürlich behalten wir deshalb den Markt hier im Auge und verhandeln auch darüber mit den Sendern. Der Fokus liegt jedoch bei Horizon ganz klar auf der integrierten Mediathek. Für den Start war es uns deshalb aus den genannten Gründen wichtig, uns erst einmal auf die Implementierung dieses Systems zu konzentrieren.
 
In den Niederlanden sowie in der Schweiz ist Horizon bereitsvor einigen Monaten gestartet. Was waren die Hauptgründe, den Start inDeutschland erst rund ein Jahr nach dem Launch in den Niederlandendurchzuführen? Gab es dafür von vornherein eine Roadmap von LibertyGlobal oder kam die Entscheidung für den späteren Start von UnitymediaKabel BW selbst?
 
Hesselbarth: Es gab tatsächlich eine Roadmap. VonAnfang an war geplant, dass die Einführung in den Ländern gestaffeltdurchgeführt werden sollte. Die Gründe für den verzögerten Launch inDeutschland lagen unter anderem in der Notwendigkeit begründet, dieSoftware auf die deutschen Gegebenheiten anzupassen. Der Aufwand dafürstellte sich im Endeffekt als wesentlich größer heraus als wir zunächstgedacht hatten. Eine große Rolle spielen dabei vor allem dieJugendschutzanforderungen, die in keinem anderen europäischen Land sostrikt und kleinteilig definiert sind. Auch datenschutzrechtlicheBelange mussten berücksichtigt werden. Da das Gerät, anders als ältereSet-Top-Boxen, online ist, müssen auch diese in anderem Maßeberücksichtigt werden als in der Vergangenheit.
 
Ein dritter wichtiger Punkt waren spezielle Anforderungen vonSenderfamilien. Diese reichen von Signalschutz über Vorspulsperren fürbestimmte Sender bis hin zu User-Interface-Anpassungen und liegen inDeutschland ebenfalls höher als in den meisten anderen Ländern.

Nach dem Start von Horizon in den Niederlanden und der Schweiz berichteten einige Nutzer von bestimmten Bugs und Software-Schwächen bei der Bedienung. Kritisiert wurden vor allem Abstürze und die Fernbedienung. Können Sie den deutschen Kunden an dieser Stelle Entwarnung geben, dass ein Großteil der Kinderkrankheiten inzwischen ausgeräumt wurde?
 
Hesselbarth: Ja, daran haben wir intensiv gearbeitet. Sowohl Liberty Global als auch uns war bewusst, dass es nach dem Start in den Niederlanden und in der Schweiz verschiedene Nutzungsprobleme mit Horizon gab. Ein ganz wichtiger Punkt war dabei unter anderem die Fernbedienung, die in der ersten Version nicht für alle Navigationsmöglichkeiten von Horizon angepasst war und die dadurch teilweise die Klickpfade unnötig lang gemacht hat. Mit der neuen doppelseitigen Fernbedienung mit Qwertz-Tastatur, die zum Deutschland-Start beiliegen wird, wird die Navigation zum Beispiel deutlich vereinfacht. Nach den Erfahrungen in den Niederlanden und der Schweiz wurde zudem intensiv an der Software gearbeitet, um in Deutschland mit einem Produkt starten zu können, das bereits vom Start weg besser funktioniert.
 
War es für die Festlegung eines deutschen Launch-Termins dabei wichtig, dass auch das jetzt in den Niederlanden und der Schweiz veröffentlichte Major-Software-Update H2, mit dem viele der bisherigen Fehler behoben werden sollen, bereits von Anfang an zur Verfügung steht?
 
Hesselbarth: Das Software-Update war letztlich die Voraussetzung für den genauen Starttermin. Bereits in den letzten Wochen und Monaten wurde diese neue Software in umfangreichen Feldtests erprobt, um sie den deutschen Kunden zum Start zur Verfügung stellen zu können. Ich kann Ihnen versichern, die neue Software-Version macht einen riesigen Unterschied im Vergleich zu dem, was in den Niederlanden und der Schweiz zum Launch zur Verfügung stand.
 
Über die Funktionsvielfalt von Horizon wurde bereits im Vorfeld viel gesprochen. Welche Funktionen und Features sollen denn zum Start bereit stehen?
 
Hesselbarth: Natürlich kann man mit Horizon in SD- und HD-Qualität fernsehen. Insgesamt verfügt die Box über sechs Tuner, von denen vier gleichzeitig für Aufnahmen verwendet werden können. Es wird einen klassischen EPG geben, der Bilder zu nahezu jedem Event zeigen soll. Auf Wunsch kann sich der Zuschauer von Horizon Empfehlungen zu Programminhalten geben lassen, die auf einer Analyse seines Nutzungsverhaltens basieren. Wer dies nicht möchte, kann die Funktion deaktivieren. Weiterhin wird es eine Videothek für VoD-Inhalte geben. Diese enthält sowohl Sender- als auch Hollywood-Inhalte. Zum Start werden hier etwa 6500 verschiedene Inhalte bereitstehen. Das Angebot soll jedoch kontinuierlich weiter wachsen.
 
Die Möglichkeit zur DLNA-basierten Heimvernetzung wird ebenfalls bereits zum Start funktionieren. Der Horizon-eigene App-Store wird zum Start rund 27 Applikationen umfassen. Dazu kommt dann noch die iOS-Remote-App, mit welcher sich iPhone und iPad als Fernbedienung für die Box oder zum durchblättern des EPG verwenden lassen. Auch das Streaming von linearen Senderinhalten auf die mobilen Endgeräte wird über diese App möglich sein.
 
Werden zum Start auch Apps zu externen Video-on-Demand-Plattformen, wie beispielsweise Lovefilm oder Watchever, vorhanden sein?
 
Hesselbarth: Zum Launch werden wir diese noch nicht haben. Aber auch das steht auf unserer Roadmap und ist letztlich vor allem eine Frage der Verhandlungen um die jeweiligen Rechte.
 
Über das Ausbaupotential von Horizon wurde ebenfalls schon viel gesprochen. Zumindest in der Theorie sollte dank der leistungsfähigen Hardware hier noch einiges möglich sein. Welche Funktionen und Inhalte sollen denn in naher Zukunft noch hinzukommen?
 
Hesselbarth: Sie haben das ganz richtig gesagt. Das Ausbaupotential ist in der Tat immens. Teile der Ausbaupläne habe ich ja bereits genannt. Zum einen sollen natürlich die Videotheken-Inhalte stetig wachsen. Auch die Zahl der Apps soll natürlich deutlich erweitert werden. Auch die Bedienung soll noch weiter verbessert werden. Aktuell arbeiten wir vor allem an den Android-Apps.
Ich bin mir sicher, dass uns hier auch das zu erwartende Kundenfeedback vom deutschen Markt helfen wird, das Produkt weiter zu optimieren. Dabei wollen wir gar nicht ausschließen, dass wir bestimmte Stellen übersehen haben, an denen sich die Usability noch besser ausbauen lässt. Auch das Thema Social Media wird in Zukunft eine größere Rolle spielen.
 
Ein Thema, das noch etwas weiter in der Zukunft liegt, jetzt aber bereits intern bei uns diskutiert wird, ist zum Beispiel Smart-Home. So besteht theoretisch die Möglichkeit, Horizon zu einem zentralen Home-Gateway auszubauen, von dem aus sich auch andere Funktionen im Wohnzimmer steuern lassen. Das sind nur einige Dinge, die derzeit bei uns auf dem Zettel stehen.
 
Vielen Dank für das Gespräch.[ps]

Das Interview gibt die Meinung des Interviewpartners wieder. Diese muss nicht der Meinung des Verlages entsprechen. Für die Aussagen des Interviewpartners wird keine Haftung übernommen.

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25 Kommentare im Forum

  1. AW: Unitymedia: "Haben an Nutzungsproblemen von Horizon gearbeitet" So mal schauen wann die ersten UM Hasser kommen und jeden das seinee ober er sich das ding holt oder net
  2. AW: Unitymedia: "Haben an Nutzungsproblemen von Horizon gearbeitet" Na dann fang ich mal an *gggg* Kein HBBTV ? Also was soll das wieder sein ? wieder Angebote von anderen aussen vor lassen damit man seine Produkte besser Verkaufen kann ! Alle Mediatheken sind kostenlos, ARD ZDF usw.... Aber kostenlos und UM sind nicht gemeinsam in einem Satz nicht möglich denn die wollen ihre VOD Filme, Serien Dokus Verkaufen und wie schafft man das in dem man Angebote anderer Anbieter nicht in sein Netz lässt. Siehe ÖR HD Sender, die senden schon seid über einem Jahr und wir Empfangen nur 3 HD Sender, weil UM will das wir doch alle die HD Option buchen mit dem LEihreceiver. Aber dieses scheint beim Kunden nicht wirklich angekommen zu sein, denn nur ganz wenige Kunden haben sich wirklich zu dieser abzocke bereit erklärt. UM ist und bleibt ein Kunden unfreundlicher Laden aber sie müssen ja nichts ändern da ihre sogenannten Kunden zu 99% Zwangsverkabelt sind und sie keine Wahl haben, denn wenn sie die hätten hätte UM über Nacht minimum 80% weniger Kunden.
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