Eltville -Inhalte werden ausschlaggebend für den Erfolg des Digital Radios in Deutschland sein, sind sich die Teilnehmer des heute stattfindenden Frankfurter Zukunftssymposium Digital Radio sicher.
„Wir haben kein Formatradio, aber wir werden eines kriegen“, sagte Dr. Hartmut Spiesecke, vomBundesvorstand der Phonografischen Wirtschaft auf dem Symposium. Wenn Privatradios nicht mehr von den öffentlich-rechtlichen zu unterscheiden seien, sei es nicht verwunderlich, dass Radio nur noch als akustische Hintergrundtapete eine Rolle spiele. Bisher gebe es zu wenig Programmvielfalt in der deutschen Rundfunklandschaft. „Genau darin liegt die Chance für Digital Radio“, sagte Spiesecke.
Neben der leichten Bedienung waren es deshalb vor allem die Inhalte, die dem Digital Radio in Großbritannien zum Erfolg verholfen haben. „In England hatten wir zuerst den Inhalt und dann den Massenmarkt“, sagte Ralf Reynolds von der englischen Technologie-Schmiede PURE Digital. Vor allem Menschen über 50 hätten im Jahr 2000 das Geld gehabt, den ersten erfolgreichen Digital Radio Tuner von PURE im Wert von 450 Euro zu erwerben, sagte Reynolds. Klassik- und Literatursender hätten anfangs vor allem diese Altersgruppe angesprochen. Mittlerweile verkauft die Firma 25.000 Geräte im Monat. Grund dafür sei der geringe Stückpreis von nur 250 Euro sagte Reynolds. „Dadurch konnten wir auch den Altersgrenze der Käufer auf unter 30 plus senken“, sagte Reynolds. Großbritannien ist nach wie vor der erfolgreichste Markt für Digital Radio in Europa.
Auf Inhalt und klare Zielgruppen setzt auch Thomas Röhlinger, Geschäftsführer des nichtkommerziellen Kinderradios RADIJOJO. „Wir brauchen neue Formate und müssen weg vom Einheitsbrei für die Massen“, sagte Röhlinger. Dadurch ließen sich neue Synergien und Geldquellen erschließen. „Werbefunk ist archaisch“, sagte Röhlinger, „wir machen Radio für Kinder und nicht um Geld damit zu verdienen“. Durch die klar abgegrenzte Zielgruppe sei es nicht schwer, Förderkreise und Stiftungen anzusprechen. Auch politische Förderungen und Sponsoring aus der Wirtschaft sei dadurch leichter möglich. Durch die Zusammenarbeit mit andern Kinderredaktionen und Uniradios kann RADIJOJO inhaltliche Synergien nutzen. „Der Content ist da. Wir müssen ihn nur koordinieren, einsammeln und senden“, sagte Röhlinger.
Auf dem Frankfurter Zukunftssymposium unter dem Motto „Rundfunk im digitalen Umbruch -Chancen für neue Geschäftsmodelle“diskutierten Manager und Visionäre aus den unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen einen Tag lang neue Geschäftsmodelle und Visionen, die sich durch die Digitalisierung des Rundfunks eröffnen.
Philipp Dudek[fp]
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