
Es wurde bislang nicht auf die große Glocke gehängt, aber laut bestens unterrichteter Kreisen, beabsichtigt ein neuer Radiosender bereits in wenigen Tagen erste Tests auszustrahlen. Er verfolgt ein unübliches Konzept.
Ein neues Radioprojekt?
Bereits ab kommenden Mittwoch dem 27. August, sind für die Dauer von drei Tagen Testsendungen anberaumt. Dabei handelt es sich um keine Versuchsabstrahlungen eines Piratensenders, sondern um eine offizielle. Soweit bislang bekannt wurde, dienen diese Tests, um die errichtete Sendeanlage einerseits im Betrieb auf Herz und Nieren zu prüfen. Angestoßen wurden die Versuchsabstrahlungen allerdings von der österreichischen Regulierungsbehörde, die auf diese Weise die Reichweite der Sendeanlage in der Praxis austesten möchte.
Ist das so üblich?
Üblich ist eine solche Vorgehensweise nicht. Es handelt sich aber auch nicht um ein übliches Radioprojekt, bei dem es um UKW oder DAB+ geht, sondern um die gute alte Mittelwelle. Allem Anschein nach beabsichtigt in Österreich ein zweiter Mittelwellensender seinen Betrieb vorzubereiten. Das Ansuchen um eine reguläre Sendelizenz wurde bereits gestellt.
Wo sollen die Tests stattfinden?
Wer es versuchen möchte, kann ab Mittwoch die Mittelwelle 1.143 kHz einschalten. Sie ist eine Frequenz, die in der bereits länger zurückliegenden Vergangenheit in Österreich für Kleinsender in Betrieb war und nach wie vor für Österreich koordiniert ist. Auch in Deutschland ist die 1.143 kHz manchen noch ein Begriff. Auf dieser Frequenz arbeiteten früher mehrere Anlagen des US-Soldatensenders AFN. Etwa in Stuttgart, Bremerhaven, Würzburg, Bamberg und weiteren.
Die Sendeanlage befindet sich im oberösterreichischen Zentralraum und wird ebenfalls nur mit im Vergleich zu früher auf Mittelwelle mit geringer Sendeleistung betrieben werden. Demnach sollte die Tagesreichweite nicht allzu groß sein.
Wie groß ist die Reichweite?
Tatsache ist, dass sich die Wellenausbreitung auf Mittelwelle grundlegend von der auf UKW oder DAB+ unterscheidet. Während am Tag nur die so genannte Bodenwelle aktiv ist, tritt ab der Dämmerung auch die Raumwelle in Erscheinung. Bei ihr werden die Mittelwellensignale in den oberen Luftschichten der Atmosphäre reflektiert und erreichen so auch weit entfernte Gebiete. Bei der für die Tests angekündigten 1.143 kHz handelt es sich um eine inzwischen ausgesprochen freie Frequenz. Sie macht es zumindest möglich, dass auch mit geringen Leistungen auch entfernte Regionen in Europa und vielleicht sogar darüber hinaus erreicht werden. Damit stehen die Chancen ganz gut, ab der fortgeschrittenen Abenddämmerung bis in die Nacht etwas hören zu können.
Was wird ausgestrahlt?
Soweit zu erfahren war, erfolgt noch keine reguläre Programmausstrahlung, da es sich sozusagen um interne Tests handelt. Damit sind auch noch keine Rückschlüsse über das angestrebte Programmformat möglich. Ausgestrahlt werden soll nur ein Pausenzeichen, das während der Testausstrahlungen hilft, den Sender eindeutig identifizieren zu können.
Warum überhaupt Mittelwelle?
Gründe dafür mag es viele geben. Einer ist jedenfalls, dass im oberösterreichischen Zentralraum UKW zum Bersten voll ist. Für ein neues Radioprojekt gäbe es hier keine freie Frequenz mehr. Also hat man auf das brachliegende Potential auf Mittelwelle zurückgegriffen.
Ganz tot ist die Mittelwelle übrigens nicht. Auch in Deutschland gibt es mehrere Sender kleiner Leistung und insbesondere in den Niederlanden haben viele erst während der letzten Jahre ihren Sendebetrieb aufgenommen. Es bleibt jedenfalls spannend zu beobachten, was hinter den Testausstrahlungen in Österreich auf der 1.143 kHz ab kommenden Mittwoch steckt.
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