München – Als Teil einer multimedialen Marke kann das Radio den Schritt in die Zukunft. Die Existenz des Radios hängt nun vom Gelingen dieser Transformation ab.
Eine weiterhin starke Rolle in der Medienlandschaft räumt Jeff Haley, Präsident des Radio Advertising Bureau in den USA (Bild rechts), dem Radio auf den Medientagen München ein. Haley begründete dies mit der sehr hohen Tagesreichweite des Hörfunks, den attraktiven Inhalten und der guten Leistung des Radios für die Werbewirtschaft.
Kein Zweifel besteht für Haley auch darin, dass das Internet für das Radio das entscheidende Verbreitungsmedium werden wird. Bereits heute hören 60 Prozent der Nutzer mit DSL Internetradios. Und wenn breitbandiges Internet in spätestens fünf Jahren auch drahtlos verfügbar sein werde, könne das Radio mit neuen Zusatzangeboten überzeugen.
Deutlich skeptischer ist da schon Ralf Kaumanns von Accenture, der die starke Stellung des Hörfunks im intermediären Wettbewerb bedroht sieht. Vor allem das Fernsehen konkurriere mit dem Radio um die „Nebenbeinutzungszeiten“ am Nachmittag. Das Internet erlaube zudem eine ganz neue Programm- und Angebotsvielfalt, die den Wettbewerb verschärfe. Wie in den USA sei auch in Deutschland eine Konsolidierung der Radiobranche zu erwarten, um damit die Basis für weitere Expansionen zu schaffen.
Auf der Grundlage einer eigenen Studie zum Medienverhalten von Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren zeichnete auch Dirk Engel von Universal McCann ein düsteres Bild von der Radiozukunft. Radio sei im Tagesablauf Jugendlicher nicht mehr richtig verankert. Trotz hoher Tagesreichweiten habe Radio keinen festen, sondern nur einen gelegentlichen Platz im Tagesablauf – neben vielen anderen Medien.
So liefere das Fernsehen „Gesprächsstoff und den Treibstoff für Träume Jugendlicher“. Das Internet diene der Beziehungspflege und auch der kreativen Betätigung. Musik kommt aus dem MP3-Player. Das vernichtende Urteil Engels: Radio habe die Chancen nicht genutzt, auch Erlebnisplattformen anzubieten oder die Spielewelt Jugendlicher zu bedienen.
Dass Radio reagieren und sich komplett verändern kann, demonstrierte Eric Markuse von MDR Sputnik (Bild links): Unter dem Motto „Internet ist Radiorevolution“ zielt Sputnik vor allem auf eine neue Verbindung von Radio und Internet. Das Programm ist nicht nur über das Internet verbreitet, sondern zum Programm gibt es jetzt auch eine Community-Plattform, die wieder auf das Programm zurückwirkt.
Auf der Plattform eingestellte Nachwuchsbands schaffen es beispielsweise in die Show mit Neuvorstellungen. Schon 30 Programmstunden der Woche hätten unmittelbaren Bezug auf die Plattform. Die Hörer folgen ins Netz: Von März bis Oktober 2007 habe sich der Traffic verdreifacht. Markuse sieht die Zukunft des Radios als Teil einer multimedialen Marke. Im nächsten Schritt expandiert Sputnik aufs Handy. Das gefiel Jeff Haley vom RAB: „Das ist sehr aufregend, das ist die Radiozukunft!“[lf]
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