
Ein niederländischer Privatsender kündigt eine Revolution auf DAB+ an: Weniger Bandbreite und dennoch besserer Klang. Ist das aber wirklich neu?
Weniger Bandbreite und dennoch ein besserer Klang auf DAB+ – das verspricht der niederländische Privatsender Magic FM laut eigenen Angaben. Seit Samstag sendet das Programm über das in weiten Teilen der Niederlande hörbare DAB+-Netz von MTVNL (Kanal 7D) mit einer Datenrate von nur noch 48 kbit/s und spart damit Verbreitungskosten ein. Zuvor wurde eine Bandbreite von 64 kbit/s genutzt.
„Optimod“ gewährleistet besseren Klang
Es soll dennoch besser klingen: NLRADIO, das Unternehmen, das den Radiosender betreibt, erklärt, dass durch den Einsatz eines modernen Prozessors auch mit 48 kbit/s noch ein gutes Audiosignal bereitgestellt werden kann. Um dies zu erreichen, arbeitete man mit dem Technikunternehmen Orban zusammen. Das angebliche „Klangwunder“ soll dessen Produkt Optimod 5750 erzeugen.
Magic FM will mit diesem Experiment laut Eigendarstellung „revolutionäre Pionierarbeit“ betreiben. Radiosender könnten durch diese Optimierung Kosten sparen, zudem entstünde in bereits ausgebuchten DAB+-Ensembles Platz für weitere Programme.
Wirklich eine Revolution?
Was Magic FM als Revolution verkauft, ist aber letztlich nichts Neues. Schon lange ist bekannt, dass bei einer Ausstrahlung über DAB+ nicht nur die zur Verfügung stehende Bandbreite für guten oder schlechten Klang entscheidend ist, sondern auch die Zuführung des Programmsignals. So klingt so manches Programm mit einer Datenrate von 80 kbit/s schlechter als ein anderes mit 48 kbit/s.
In Deutschland hat sich 72 kbit/s als Standard-Bandbreite bei vielen Privatradios für DAB+ etabliert (in der chweiz sind es 64 kbit/s). Einige Landesmedienanstalten schreiben sogar eine Mindestbandbreite von 72 oder sogar 80 kbit/s vor. Dies ist aber tatsächlich Unsinn, denn, wie erwähnt, ist nicht nur die Datenrate für den Klang auf DAB+ verantwortlich, sondern auch die Qualität der Zuführung des Signals. So könnten Programmveranstalter tatsächlich mit weniger Bandbreite, aber optimierter Signalzuführung viel Geld an Verbreitungskosten einsparen, ohne dass der Otto Normalhörer etwas davon mitbekäme.
In einigen Ländern wie Großbritannien und Italien senden Veranstalter sogar mit noch geringeren Datenraten von beispielsweise nur 24 kbit/s. Hier nutzt aber auch die beste Signalaufbereitung nichts mehr, um noch einen ordentlichen Klang zu erzeugen.
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