Schweizer Privatradios fordern Fortbestand von UKW bis 2034

4
238
Schweiz, Flagge, Kuh
© by-studio - stock.adobe.com

Laut Gesetz ist in der Schweiz der definitive UKW-Ausstieg für alle mit Ende 2026 beschlossen. Doch einige Programmveranstalter gibt es nach wie vor, die sich damit nicht abfinden wollen.

Erst kürzlich haben sich der Verband Schweizer Privatradios VSP und Radios Regionales Romandes in einem auf https://www.vsp-asrp.ch einsehbaren Positionspapier gegen die UKW-Abschaltung Ende nächsten Jahres ausgesprochen. Darin führen sie zehn Punkte an, die zeigen sollen, dass eine Fortführung der UKW-Verbreitung in der Schweiz bis 2034 sinnvoll wäre.

Hier die angeführten Punkte im Detail (Quelle: vsp-asrp.ch):

  • 1. Die unerwartet hohen Reichweitenverluste von bis zu 49% bei SRG-Programmen verlangen eine Kursanpassung im UKW-Abschaltprozess
  • 2. Eine UKW-Abschaltung bei den kommerziellen Privatradios würde zum Einbruch der Werbeeinnahmen und zu einem Stellenabbau führen
  • 3. Ein beträchtlicher Teil der Schweizer Hörerschaft ist bereits zu ausländischen UKW-Programmen gewechselt und wird dies bei einer vollständigen UKW-Abschaltung umso mehr tun – oder ganz auf Radio verzichten.
  • 4. Immer noch 1,7 Millionen Autos in der Schweiz sind ohne DAB+ – was wesentlich zum Reichweitenverlust bei der SRG beigetragen hat. Es braucht mehr Zeit, damit der DAB+-Empfang in Autos über Neuwagenverkäufe kontinuierlich zunimmt
  • 5. Die Hörerzahlen der SRG haben sich seit der Abschaltung nicht erholt und werden sich aufgrund der geringen Umrüstungsbereitschaft der Bevölkerung auch nicht erholen
  • 6. Die UKW-Verlängerung ist nicht gegen die SRG gerichtet – auch die SRG soll weiterhin über UKW senden dürfen
  • 7. Die Privatradios stellen den Digitalisierungsprozess nicht in Frage, aber die UKW-Abschaltung darf erst erfolgen, wenn sie für Private wirtschaftlich tragbar ist
  • 8. Kein anderes Land hat UKW komplett abgeschaltet – auch Norwegen nicht
  • 9. Die Privatradios wollen UKW weiterfinanzieren – es gibt keinen Grund, ihnen dies zu verbieten
  • 10. Der Bund erzielt Einnahmen mit der UKW-Verbreitung

Näher betrachtet

Auf den ersten Blick klingen diese zehn Punkte plausibel. Bei genauerer Betrachtung relativieren sie sich aber. So stimmt es grundsätzlich, dass die SRG nach der UKW-Abschaltung zum Teil stark an Hörern verloren hat. Was alleine schon deshalb logisch ist, weil das Angebot auf DAB+ ungleich höher ist, als es je auf UKW war. Dass die Hörer in der digitalen Radiowelt auch neue Sender für sich entdecken können, liegt auf der Hand. Nutznießer davon sind vor allem die Privatradios. Dem entsprechend ist auch klar, dass sich die Hörerzahlen bei den SRG-Radios nicht mehr erholt haben. Es herrschen jetzt einfach andere Marktverhältnisse, die es zu akzeptieren gilt.

Dass die UKW-Abschaltung für Privatradios herbe Einbrüche bei den Werbeeinnahmen mit sich bringen würde, ist insofern nicht nachvollziehbar, weil schon heute die überwiegende Mehrheit der Schweizer Radio über DAB+ und Streaming nutzt. UKW ist schon lange nur noch eine Randerscheinung mit einem Nutzungsgrad im einstelligen Prozentbereich. Am Rande bemerkt sollten gerade die Privaten von der UKW-Abschaltung profitieren, da die Übertragungskosten auf UKW bei vergleichbarer Reichweite, deutlich höher als über DAB+ sind.

Rund ein Drittel der Autos in der Schweiz haben noch kein DAB+ eingebaut. Aber dieses Problem löst sich mit jedem neu angemeldeten Wagen nach und nach von selbst. Zudem herrscht in der Schweiz inzwischen kein Mangel mehr an DAB+-Autoradioadaptern, die für kleines Geld zu bekommen sind.

Zuletzt gilt auch zu beachten, dass vor allem die jüngeren immer weniger Radio einschalten. Dieser Trend wird nicht davon beeinflusst, ob es UKW noch gibt oder nicht.

Wer ist wirklich gegen die UKW-Abschaltung?

Nach wie vor ist es nur eine Minderheit an Privatradiobetreibern, die gegen die UKW-Abschaltung argumentiert. Tatsache ist, dass die Schweizer Regulierungsbehörde BAKOM und der Bundesrat nach wie vor am festgesetzten UKW-Ausstiegsdatum mit Ende 2026 festhalten. Unabhängig davon, wird dieses Thema am 10. September noch einmal vom Schweizer Nationalrat behandelt, wobei man davon ausgeht, dass dieser das Ausstiegsdatum 2026 mit breiter Mehrheit bestätigt.

Außerdem interessant:

Bildquelle:

  • schweiz-kuh-flagge: © by-studio - stock.adobe.com
4 Kommentare im Forum
  1. Wieviel Anteil hat DAB-Muffel und Privat-Radio-Pionier Roger Schawinski daran? Wer sagt, dass die nur-UKW-Empfänger nicht nur auf ausländische, sondern auch auf private Frequenzen umgestellt wurde? Noch hätten die Privatradios Zeit, eine Umstellung den Hörern schmackhaft zu machen.
  2. Viele die es nur nebenbei im Auto nutzen, werden sich deswegen keine neues Auto oder ein DAB Radio kaufen. Einfach wenn möglich ein Radiosender aus dem Nachbarland per UKW anhören. Notfall streaming, DAB ist eine Totgeburt. Es sendet seit Jahren als DAB + trotzdem auch nicht in Deutschland den Markt durchdrungen. Dazu mieser Empfang teilweise und neues Radio nötig. Ein UKW Radio hat jeder irgendwo rumliegen. Ist UKW auch hier weg wird gestreamt nur wenn man eh streamr, wieso dann Werbeverseuchte Radios mit Musik da man meistens nicht mag? Dann direkt auf Spotify oder Deezer oder sonst was.
  3. Sehe ich nicht so. Es gibt ein wesentlich breiteres und rauschfreies Angebot -und das noch dazu energieeffizient. Inzwischen ist der UKW-Button bei meinen Geräten so unnötig wie wie AM. Dabei ist in unserem prähistorischen Land noch nicht mal der ORF dabei... Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
Alle Kommentare 4 im Forum anzeigen

Kommentieren Sie den Artikel im Forum