UKW-Abschaltung: Einigung im Machtkampf um das UKW-Radio

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Radio UKW Bild: © jakkapan - Fotolia.com
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Nach im April drohte für rund zehn Millionen UKW-Radiohörer der Blackout. Nach harten Verhandlungen haben sich nun aber die streitenden Firmen, die an der technischen Verbreitung der Funksignale mitverdienen wollen, auf einen Kompromiss geeinigt.

Das Schreckensszenario einer UKW-Abschaltung in Deutschland ist vom Tisch. In dem erbittert geführten Streit um Nutzungsgebühren für die UKW-Antennen von Hörfunksendern haben sich jetzt fünf Antenneneigentümer mit den Sendernetzbetreibern auf Eckpunkte für eine vertragliche Regelung geeinigt. Das teilte die Bundesnetzagentur am Dienstagabend mit.

„Alle UKW-Marktakteure haben sich bewegt und sind aufeinander zugegangen“, erklärte der ehemalige Kanzleramtsminister Friedrich Bohl, der die Verhandlungen moderiert hatte. Die vereinbarten Eckpunkte böten eine gute Grundlage dafür, dass es im nächsten Schritt zu Verträgen komme und der Streit um die Antennen damit dauerhaft beigelegt werde. „Dann müssen die Hörerinnen und Hörer keine Abschaltungen mehr befürchten.“
 
Hintergrund des Streits ist, dass sich der Dienstleister Media Broadcast aus dem Geschäft mit den UKW-Antennen und Sendeanlagen zurückgezogen hat, weil er die finanziellen Rahmenbedingungen der Regulierungsbehörden nicht mehr attraktiv genug fand. Die Media Broadcast gehört zur börsennotierten Freenet Group. Als UKW-Sendedienstleister agieren nun vor allem die Firmen Uplink aus Düsseldorf und Divicon aus Leipzig. Die an den Sendemasten montierten Antennen wurden von der Media Broadcast hauptsächlich an Finanzinvestoren verkauft. Diese verlangten ursprünglich zum Teil deutlich mehr Geld für die Nutzung der Antennen, weil sie nicht mehr unter die Regulierung fallen. Uplink und Divicon hielten die höheren Preise für völlig überzogen und weigerten sich, die geforderten Summen zu zahlen.
 
Von einem möglichen UKW-Blackout waren etliche Hörfunksender bedroht. Neben privaten Radiostationen wurden dem MDR, dem NDR in Mecklenburg-Vorpommern und Deutschlandradio die UKW-Abschaltung angedroht. In Berlin und Brandenburg war teilweise der rbb betroffen. Sie betreiben keine eigene Sende-Infrastruktur.
 
Im Laufe der Verhandlungen hatte sich die Bundesnetzagentur auf eine erneute Regulierung des UKW-Marktes vorbereitet. Nach dem nun erzielten Kompromiss wurde allerdings eine für den 22. Juni angesetzte Verhandlung in den Regulierungsverfahren wieder aufgehoben. „Alle Beteiligten haben Verantwortung gezeigt und damit eine Lösung ermöglicht“, sagte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. Er gehe davon aus, dass die konkreten Verträge jetzt schnell vereinbart werden und damit regulatorische Eingriffe vermieden werden können.
 
Das UKW-Geschäft gehörte ursprünglich der Deutschen Bundespost und gelangte mit der Privatisierung der Post Ende der 80er Jahre zur Deutschen Telekom. Diese gründete den UKW-Betrieb in die Media Broadcast aus, die über verschiedene Stationen 2016 bei der Freenet Group landete. Mit dem Rückzug der Media Broadcast aus dem UKW-Markt und der Aufspaltung von Antennen- und Sendebetrieb entfiel auch die ursprüngliche Regulierung durch die Bundesnetzagentur. Nach Einschätzung von Experten musste in den nun abgeschlossenen Verhandlungen auch die Media Broadcast Federn lassen, weil die neuen Antennenbesitzer nun offenbar nicht mehr den ursprünglich vereinbarten Kaufpreis bezahlen müssen.  Media Broadcast dementierte diese Marktgerüchte allerdings. „Wir haben über unseren Beitrag zur Einigung im UKW-StreitVertraulichkeit vereinbart. Wir können aber so viel sagen, dass eskeinerlei rückwirkende Anpassung oder nachträgliche Kaufpreisreduzierunggegeben hat“, erklärte ein Firmensprecher. Dem Vernehmen nach kommtMedia Broadcast den Antenneneignern bei den zukünftigen Wartungs- undInstandhaltungsservices entgegen.

[dpa]

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35 Kommentare im Forum

  1. Wer es anders erwartet hätte, hätte die Realität verkannt!!! Man kann ja ohne einen "Volksaufstand" zu provozieren nicht einfach viele Millionen Radio-Hörer vor einem stummen Radio sitzen lassen.
  2. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben... Eigentlich ist die Abschaltung des UKW-Bandes sowohl im Kabelnetz, als auch terrestrisch schon längst beschlossene Sache. Der erste geplante Abschalttermin ist bereits verstrichen ... Derzeit ist aber das Interesse von Nachnutzern an den mickrigen 20 MHz Bandbreite nicht besonders hoch. Wenn da eine lukrative Frequenzversteigerung winken würde, mit hohen Erlösen für die Staatskasse, würde man da mehr Druck machen. Die KEF beabsichtigt auch in Zukunft aus den Finanzbedarfsanmeldungen der ÖR die Mittel für den UKW-Betrieb zu streichen... Schieben dann die ÖR Mittel aus anderem Bereichen in den UKW-Senderbetrieb, sagt die KEF, dass da offensichtlich in den Budget-Positionen, aus denen die Mittel abgezweigt wurden noch "Luft" zum Streichen ist, und kürzt dort in der nächsten Runde ...
  3. Im Kabelnetz könnten die Betreiber das VHF Band II (UKW-Frequenzen) gut für den Internet-Rückkanal, der bisher auf das VHF Band I (TV Kanal 2, 3 und 4) begrenzt ist, gut gebrauchen. Von daher ist die UKW-Abschaltung bei Kabel-TV/Internet Anbietern gut zu verstehen. Terrestrisch müsste erstmal ein vollwertiger Ersatz für den UKW-Rundfunk geschaffen werden, denn DAB+ ist es bisher in Deutschland noch lange nicht.
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