
In Deutschland gibt es erste UKW-Zuweisungen bis 2040. Wird der analoge Hörfunk nie mehr abgeschaltet?
Der analoge UKW-Hörfunk sollte in Deutschland einst im Jahr 2010 abgeschaltet werden. Jetzt haben wir 2025, und das analog-terrestrische Radio ist immer noch mit großem Abstand der meistgenutzte Weg zum Radiohören. Jetzt werden sogar erste Zulassungen bis 2040 erteilt.
Digitalisierung weiter im Schneckentempo
Insgesamt entfällt laut den jetzt veröffentlichten Audio Trends nur ein Fünftel der gesamten Radionutzung auf die digitalen Wege DAB+ und Webradio, der Rest also auf Kabel, Satellit und UKW (diese Verbreitungwege werden in den Audio Trends nicht mehr separat ausgewiesen). Geht man davon aus, dass Kabel und Satellit kaum mehr Relevanz haben, wird also ganz klar mehrheitlich noch Radio über UKW gehört.
Oft kommen Radiohörer mit dem designierten digitalen Nachfolger DAB+ erst im Rahmen von Ersatzbeschaffungen in Kontakt, etwa indem sie ein nicht mehr reparierbares Küchenradio austauschen oder sich einen neuen PKW zulegen, in dem der digitale Verbreitungsweg aufgrund der EU-Interoperabilitätsrichtlinie inzwischen Pflicht ist.
DAB+ weiter kaum marktgetrieben
DAB+ ist also weitgehend keine marktgetriebene Technologie. Nur wenige rennen in Läden, weil man unbedingt ein Digitalradio haben will. In der Regel ist das gehörte Radioprogramm und dessen Inhalt entscheidend beim Hörfunkkonsum und nicht der Verbreitungsweg.
Auf diesem Weg steigt zwar die Marktdurchdringung mit DAB+, sie tut dies aber im Schneckentempo. Das Wachstum ist maximal linear. Und das, obwohl DAB+ in vielerlei Hinsicht deutliche Vorteile gegenüber UKW hat – viel mehr Programme, Zusatzinformationen in Text und Bild oder Empfang ohne Knistern und Rauschen.
In den meisten Bundesländern überlässt die Politik die Frage über den Ausstieg aus der UKW-Technologie inzwischen alleine den Veranstaltern, da Abschaltdaten ohnehin nie eingehalten werden konnten. Und solange die Programmanbieter noch analog-terrestrisch senden wollen (und das wollen sie in der Regel noch bis auf ganz wenige Ausnahmen), werden Lizenzen turnusmäßig verlängert, oft um 10 Jahre, oder wie jetzt wieder in Berlin (Kette von Schlager Radio) oder Mecklenburg-Vorpommern neu ausgeschrieben.
NRW verlängert erste UKW-Zuweisungen bis Ende 2040
Zum ersten Mal verlängert ein Bundesland UKW-Zuweisungen sogar bis in die 2040er-Jahre. Mit zwei Verwaltungsakten vom 19. August 2025 sind dem Deutschlandradio Übertragungskapazitäten für analogen Hörfunk in Nordrhein-Westfalen zugeordnet worden – bis zum 31. Dezember 2040. Es handelt sich um Kanäle in Bonn und Wuppertal.
Ob Deutschlandradio diese Kapazitäten aber tatsächlich so lange nutzen will, ist fraglich. Der nationale Hörfunksender steigt derzeit auf digitale Übertragungswege (DAB+ und Internet) um und hat sich bereits von zahlreichen UKW-Frequenzen getrennt.
Auch interessant:
Rheinland-Pfalz: UKW soll langsam auslaufen