Satelliten-Panne beunruhigt Putin – Rettung möglich?

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Satellit, Bild: © twobee - Fotolia.com
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Express AM-4 antwortet nicht: Russische Experten versuchen einen wichtigen Satelliten zu retten, der nach dem Start auf eine falsche Umlaufbahn schwenkte. Doch das Schicksal des auch mit europäischer Technik gefüllten Flugkörpers steht in den Sternen.

Mit Ratlosigkeit und Spott ist in Russland die dritte Satellitenpanne der Raumfahrtnation binnen neun Monaten aufgenommen worden. Techniker in Moskau forschten mit Hochdruck nach den Gründen, warum der mit europäischer Hilfe konstruierte Nachrichtensatellit Express AM-4 nach dem Start auf eine falsche Umlaufbahn geraten konnte. „Wir prüfen, ob wir ihn nicht doch nutzen können“, sagte ein russischer Experte am Freitag der Staatsagentur Ria Nowosti. Regierungschef Wladimir Putin zeigte sich „beunruhigt“.
 
Falls Moskau den Flugkörper tatsächlich verliere, würde dies Russlands Modernisierungspläne um Jahre zurückwerfen, sagte Sergej Pechterew, Generaldirektor einer großen Telekommunikationsfirma. „Bei bereits mehreren Problemen mit der Proton-Trägerrakete besteht vielleicht eine Lücke in der Qualitätskontrolle“, sagte ein deutscher Experte in Moskau.

Der mehr als fünf Tonnen schwere Satellit war am Vortag vom Weltraumbahnhof Baikonur aus ins All geschossen worden. Express AM-4 sollte mit zehn Antennen 15 Jahre lang fast das gesamte Gebiet der Ex-Sowjetunion abdecken. Allerdings zündete der Beschleunigungsblock der Rakete aus ungeklärten Gründen nur vier der fünf Triebwerke.
 
„Die Berechnungen des Fluges wurden wohl nach einer Wodka-Orgie gemacht“, spotteten russische Blogger im Internet. Andere vermuteten Betrug. „Die haben sicher nur eine Kanne Milch statt eines Satelliten hochgeschossen und kassieren jetzt die Versicherungssumme von sieben Milliarden Rubel (etwa 168 Mio Euro)“, meinte ein User.
 
Putin rufe dazu auf, die Situation nicht zu dramatisieren, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow. „Aber der Regierungschef fordert eine Untersuchung“. Erst im Februar hatte eine russische Rakete den Militärsatelliten Geo-IK 2 in eine falsche Umlaufbahn geschickt. Davor war im Dezember eine Trägerrakete mit drei Satelliten, die für das russische Navigationssystem Glonass vorgesehen waren, nach dem Start in den Pazifik gestürzt.
 
Moskau und seine westlichen Partner hätten zwei Jahre an Express AM-4 gearbeitet, sagte Generaldirektor Pechterew. Die Kapazitäten des Satelliten habe man auch rentabel auf dem Weltmarkt anbieten wollen. Nun drohe Russland den Anschluss zu verlieren, zum Beispiel an Technologieunternehmen wie Intelsat (Luxemburg) und Eutelsat (Frankreich). Moskauer Zeitungen bezeichneten den Zwischenfall ausgerechnet zum Zeitpunkt der größten russischen Luft- und Raumfahrtmesse MAKS als „Riesenblamage“.
 
Nach dem Ende des US-Space-Shuttle-Programms ist Moskau mit seinen Sojus-Raumschiffen Monopolist bei der Versorgung der Internationalen Raumstation ISS. Russlands bemannte Raumfahrt gilt als zuverlässig. [dpa]

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