SES New Skies: „Es wäre schön gewesen, den Satelliten zu haben“

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Satellit, Bild: © twobee - Fotolia.com
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Den Haag – Nach der Explosion der Trägerrakete mit dem SES-New Skies-Satelliten NSS-8 an Bord hat sich der SES Global-Sprecher Yves Feltes den Fragen von DIGITAL FERNSEHEN gestellt.

Beim Seestart ist die Zenit 3SL-Trägerrakete, die den Satelliten NSS-8 in den Weltraum transportieren sollte, noch auf der Startplattform explodiert (DF berichtete). Zu den ersten Reaktionen sowie SES New Skies Plänen, wie es jetzt weitergehen soll, hat DF den SES Global-Sprecher befragt.

DIGITAL FERNSEHEN: Wurden bei dem gestrigen Unfall Menschen verletzt?
 
Yves Feltes: Nein, glücklicherweise nicht. Aus Sicherheitsgründen wird die Odyssey-Plattform von Sea Launch für den Start evakuiert. Die Mannschaft befand sich zum Zeitpunkt der Explosion auf einem Begleitschiff mehrere Kilometer entfernt.

DF: Sind die Ursachen schon bekannt?
 
Feltes: Nein, für klärende Aussagen ist es noch zu früh. Was zu der Explosion geführt hat, ist Gegenstand einer Kommission, die noch letzte Nacht zusammegestellt wurde. Dabei handelt es sich aus einem Expertenteam aus russischen und amerikanischen Spezialisten. Wir müssen abwarten, bis wir erste Ergebnisse haben.
 
DF: Wie hoch sind die Kosten, wie viel muss SES New Skies hier abschreiben?
 
Feltes: Bei dem NSS-8 hat es sich um eine so genannte In-Orbit-Delivery gehandelt. Das heißt, dass wir einen Vertrag mit Boeing darüber haben, dass der Satellit von ihnen gebaut wird und sie dafür sorgen, dass der Satellit in den Orbit kommt. Boeing hat den Vertrag mit Sea Launch geschlossen, der Satellit sollte erst wenn er seine Position im All eingenommen hat, an SES New Skies übergeben werden.
 
DF: Also bleibt Boeing auf den Kosten sitzen?
 
Feltes: Ganz klar, das ist das unternehmerische Risiko von Boeing. Der Satellit war noch nicht im Besitz von SES New Skies, das ist vertraglich genau festgelegt. Außerdem war Boeing natürlich für diesen Ausnahmevorfall versichert.
 
DF: Versichern Sie Ihre Satelliten immer?
 
Feltes: In der Branche ist es Gang und Gebe, kommerzielle Satelliten versichern zu lassen. Wir machen dies für den Start und das erste Betriebsjahr im Orbit. Besonders riskant ist natürlich immer der Start, sobald der Satellit seine Position erreicht hat, ist das Risiko natürlich viel geringer.
 
DF: Was sollte der NSS 8 für welchen Markt anbieten?
 
Feltes: Der NSS-8 war ein reiner Telekom-Satellit, dabei aber sehr vielseitig. Von der Zuführung von Fernsehsignalen über Kommunikationsdienste wie Internet, Telefonie und private Firmennetze bis hin zur Kommunikation zwischen Regierungsbehörden sollte der Satelllit leisten. Vor allem wegen seiner riesigen Ausleuchtzone wäre es sehr schön gewesen, den Satelliten zu haben. Aber daraus wird nun nichts, leider ist das Projekt fehlgeschlagen, was aber keine Katastrophe darstellt, da der NSS-703 problemlos bis 2009 weiter betrieben werden kann.
 
DF: Dennoch entfallen Ihnen dadurch zusätzliche Bandbreiten – der NSS-8 sollte doch die doppelte Kapazität ermöglichen.
 
Feltes: Natürlich wird uns die zusätzliche Kapazität fehlen, da nun die erhofften Wachstumschancen nicht wie geplant nutzbar sind. Den finanziellen Schaden können wir nicht beziffern.
 
DF: Haben Sie schon Verträge über die zusätzlichen Kapazitäten abgeschlossen?
 
Feltes: Nein, wir haben bisher noch keine neuen Verträge für NSS-8 bekannt gegeben.
 
DF: Bekannt gegeben ist etwas anderes als abgeschlossen.
 
Feltes: An dieser Stelle darf ich nicht präziser werden.
 
DF: Ab 2009 soll der NSS-5 die Position des NSS-703 übernehmen – auch nur eine Übergangslösung?
 
Feltes: Ja, der NSS 5 wird auch nur Übergangslösung sein können. Wir werden einen neuen Satelliten in Auftrag geben müssen, um den Ausfall des NSS-8 zu ersetzen.
 
DF: Das war der erste Seestart eines SES New Skies-Satelliten. Werden Sie in Zukunft noch einmal einen Start mit Sea Launch durchführen?
 
Feltes: Wir haben derzeit keinen weiteren Start mit Sea Launch unter Vertrag. Damit wollen wir aber nicht die Sicherheit von Sea Launch in Frage stellen. Raketenstarts sind immer eine riskante Angelegenheit, da gibt es nie eine Sicherheitsgarantie. Alle Anbieter haben früher oder später mit Fehlstarts zu kämpfen, und Sea Launch hatte bisher nur einen Fehlstart, statistisch gesehen stehen die weiterhin gut da. Deswegen schließen wir auch nicht aus, in Zukunft mit Sea Launch zusammenzuarbeiten.
 
DF: Herr Feltes, vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.
 
 
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  • Empfang_Satellit_Artikelbild: © twobee - Fotolia.com

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