Anadol IP8 4K im Test: Tunerlose TV-Box

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Anadol IP8 4K, Streamingbox
©Anadol

Nicht immer steht am TV-Platz ein Tuner-Anschluss zur Verfügung. Dies war bisher ein Problem, wenn man über Satellit oder Kabel fernsehen wollte. Moderne Streaming-Geräte wie die TV-Box IP8 4K von Anadol bieten nun neue Möglichkeiten. Wir zeigen Ihnen anhand des Tests der Box die Möglichkeiten, die bestehen.

Kann man eine kleine kompakte Streaming-TV-Box als Receiver bezeichnen? Eigentlich bedeutet Receiver bekanntlich Empfänger. In der Vergangenheit war es jedoch so, dass ein Empfangsteil (Tuner) hardware-mäßig enthalten sein sollte. Unser Testkandidat, der IP 8 4K von Anadol, hat genau diesen Tuner nicht implementiert. Trotzdem ist er ein Empfangsgerät für klassische, lineare TV-Kanäle. Wir zeigen Ihnen, wie dies zusammenpasst.

Ausstattung

Der Hersteller hat die TV-Box mit den wichtigsten Schnittstellen ausgestattet. An der Vorderseite befinden sich drei LEDs. Seitlich hat der Hersteller zwei USB-Anschlüsse sowie einen Micro-SD-Kartenschacht integriert. Auf der Rückseite findet man neben dem Netzschalter einen Netzwerk-Anschluss, einen HDMI-Ausgang sowie einen optischen Digitalausgang. Ergänzt wird dies durch jeweils eine Schnittstelle für den analogen Audio- und Video-Ausgang sowie einen Anschluss für einen externen Infrarot-Empfänger. Im Inneren der Box arbeitet ein HiSilicon hisi3798mv200-Prozessor mit vier Kernen und einer Taktfrequenz von 1,6 Gigahertz.

Anadol IP8 4K, Anschlüsse
©Auerbach Verlag – Die kompakte Box ist mit den nötigsten Anschlüssen ausgestattet, zwei USB-Schnittstellen und ein SD-Kartenleser stehen zudem seitlich parat, da diese nicht mehr auf die Rückseite passten

Die Fernbedienung ähnelt einem klassischen Receiver-Modell. Im oberen Bereich befinden sich zahlreiche Funktionstasten, im mittleren Teil das Steuerkreuz und im unteren Drittel die numerische Tastatur. Die Kommunikation mit dem Receiver erfolgt über den klassischen Infrarotweg. Vor dem Kauf ist zu beachten, dass der IP8 4K in verschiedenen Versionen verfügbar ist. So bietet Anadol sein Gerät mit und ohne WLAN-Dongle an. Wer komplett unabhängig sein möchte, investiert am besten wenige Euro mehr und erhält dafür einen zu 100 Prozent kompatiblen WLAN-Stick.

Multiboot

Eine Besonderheit des Anadol-Geräts ist, dass mehrere Betriebssysteme darauf laufen können. Die Streamingbox ist Multiboot-fähig und kann verschiedene Linux-Versionen parallel verarbeiten. Define OS in der Version 7.0 ist vorinstalliert. Auch klassische Enigma 2 Varianten, wie etwa Open ATV, lassen sich problemlos auf dem Gerät installieren. Dadurch ist die Box gut für den Zweitfernseher geeignet. Die Inbetriebnahme erfolgt über Installationsmenüs, die von verschiedenen Set-Top-Boxen bekannt sind, und ist daher sehr einfach. Der einzige Unterschied besteht darin, dass ein Tuner dabei zunächst nicht konfiguriert werden muss.

Tuner-Integration

Anadol IP8 4K, Reserve-Receiver
©Auerbach Verlag – Dass kein Hardware-Tuner bereitsteht, ist nicht schlimm. Mittels diverser Methoden, im Bild der Reserve-Receiver, lassen sich virituelle Tuner einbauen

Da ohne einen integrierten Tuner kein Fernsehempfang möglich ist, ist eine alternative Empfangseinbindung erforderlich. Das Gerät unterstützt in den zur Verfügung stehenden Linux-Betriebssystemen jeweils Sat-IP. Mit einem entsprechenden Sat-IP-Server im Netzwerk kann somit ein virtueller Tuner schnell integriert werden. Unter Open ATV gibt es zudem weitere Möglichkeiten, TV-Signale auf die Box zu übertragen.

Eine besonders gute Option ist die Einrichtung eines sogenannten Reserve-Receivers. Dabei kann ein weiteres im Haushalt vorhandenes Gerät, an dem bereits ein TV-Anschluss verfügbar ist, eingerichtet werden. Der Anadol IP8 4K greift dann auf den Tuner der anderen im Haushalt befindlichen Box zu. Sinnvoll ist es, wenn dies ein Receiver mit mindestens Twin-Tuner-Ausstattung ist; idealerweise wird hier ein FBC-Tuner-Receiver verwendet. Somit kann flexibel ferngesehen werden.

TV-Nutzung Enigma2

Die Box zeigt im regulären Betrieb mit OpenATV beeindruckend schnelle Umschaltzeiten von unter 1,5 Sekunden, selbst beim hausinternen Streaming. Verschlüsselte Sender können ebenfalls gestreamt werden, vorausgesetzt das Hauptgerät verfügt über eine geeignete Decodier-Einheit sowie ein gültiges Abonnement. Die schnelle Navigation durch sämtliche Menüs und die Vielseitigkeit beim Empfang sind weitere Vorteile der TV-Box von Anadol. Der Programmführer bietet dem Nutzer mit OpenATV wie gewohnt die Möglichkeit, die Ansicht individuell anzupassen und den EPG nach seinen Präferenzen zu gestalten. Auch auf Zusatzfunktionen wie einen vollumfänglichen Teletext oder die Tonkanal-Auswahl muss nicht verzichtet werden.

Anadol IP8 4K, Multiboot
©Auerbach Verlag – Dank Multiboot lassen sich mehrere Betriebssysteme parallel nutzen und somit kann man auch einiges mit der Box experimentieren

Multimedia

Es ist möglich, eine Aufnahme-Funktion auch bei Anschluss eines USB-Datenspeichers zu nutzen. Timer können direkt aus dem EPG erstellt werden und auch die Direktaufnahme ist möglich. Neben USB-Datenträgern besteht unter Enigma2 die Möglichkeit, Sendungen auf einen zuvor konfigurierten Netzwerkspeicher aufzuzeichnen.

Für Nutzer, die weniger an Aufnahmen interessiert sind und mehr an Mediatheken, kann dies beim Anadol IP8 4K unter Enigma2 über die verfügbaren Mediatheken-Apps der öffentlich-rechtlichen TV-Sender ZDF, ARD sowie der Sender der Nachbarländer ORF und SRG erfolgen. Zudem ist HbbTV bei vielen TV-Sendern verfügbar; dazu muss jedoch erst die entsprechende Erweiterung aus dem Erweiterungsmenü installiert werden. Viele weitere Apps stehen zur Nachinstallation zur Verfügung. Dank eines großen Speichers von 4 GB Flash muss sich der Nutzer keine Sorgen machen, dass der Speicher überläuft.

Define OS

Das vorinstallierte Define OS 7.0 bietet neben klassischem TV-Empfang per Sat-IP auch verschiedene Streaming-Dienste wie YouTube, Web TV, YouTube Kids und eine Wettervorhersage direkt im Hauptmenü. Weitere verfügbare Anwendungen umfassen Stalker, Xtream, einen M3U-IPTV-Player, Netzkino und TRT TV. Zudem stehen deutsche Mediatheken von ARD, ZDF, KiKA und ORF sowie Netflix und Prime Video zur Verfügung, wobei die VoD-Angebote der letzteren beiden Dienste Fehlermeldungen verursachen können.

Anadol IP8 4K, DefineOS
©Auerbach Verlag

TV-Betrieb

Mit dem Sat-IP-Server können bis zu drei virtuelle Tuner ohne Antennen-Kabel genutzt werden. Diese werden, wie unter Enigma23 auch, automatisch aufgespürt und sind somit in Windeseile auch vom Nicht-Profi eingerichtet. Wichtig ist nur, dass ein Hardware-SAT-IP-SERVER im Netzwerk vorhanden ist. Auch die Umschaltzeiten sind überzeugend, da weniger als zwei Sekunden vergehen, bis das Bild zwischen zwei Sendern wechselt. Im Vergleich dazu weisen einige Provider-Boxen mit integrierten Tunern deutlich längere Umschaltzeiten auf. Der EPG ist übersichtlich gestaltet und das Betriebssystem Define OS ermöglicht zudem die Aufzeichnung von Sendungen auf externe USB-Datenträger.

Bildausgabe

Die Bildqualität des 4K-Receivers ist beeindruckend. Unter beiden Betriebssystemen werden flüssige und farbgetreue Bilder am HDMI-Ausgang ausgegeben. Neben HD-Kanälen können mit dem Gerät unter beiden Betriebssystemen auch UHD-Sender empfangen werden. In der Grundversion sind selbstverständlich nur die frei ausgestrahlten Sender verfügbar, da das Gerät kein integriertes Pay-TV-Zugangssystem besitzt. Receiver-Experten verfügen jedoch über das Wissen, wie Pay-TV-Sender dennoch mit der Box empfan­gen werden können.

Fazit zur Anadol-TV-Box

Der Anadol IP8 4K (UVP: 85 Euro) ist eine kompakte und preiswerte Streaming-TV-Box zum Empfang klassischer linearer TV-Sender sowie teilweise auch von Streamingdiensten. Für diejenigen, die nach einer Möglichkeit suchen, lineare Satelliten- oder Kabel-TV-Sender auf einem Zweit- oder Drittfernseher zu empfangen, an dessen Aufstellort kein klassischer TV-Anschluss zur Verfügung steht, eignet sich das Gerät perfekt als Empfangseinheit – vorausgesetzt, im Haushalt steht eine Enigma2-Box oder ein Sat-IP-Server bereit. Das Gerät überzeugt durch seine flüssige Bedienung, hohe Zuverlässigkeit und den geringen Stromverbrauch. Dank Multiboot kann er vielseitig genutzt werden.

Text: Ricardo Petzold / Redaktion: Felix Ritter

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