Wirtschaftliche Unsicherheit: Streamer produzieren weniger Originals

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Netflix am Notebook

Die großen globalen Streaming-Anbieter haben den Anteil ihrer Originals im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent reduziert.

Die Anzahl der von Apple, Amazon, Disney+, HBO MAX, Netflix und Paramount+ in Auftrag gegebenen Originals, , also exklusiv für den jewei­ligen Strea­ming-Dienst produ­zierte Inhalte, ist im ersten Halbjahr 2025 im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent gesunken – von 318 Erstausstrahlungen und Fortsetzungen (etwa neue Staffeln) auf nur noch 242. Dies geht aus einer Untersuchung von Ampere Analysis hervor

Das Marktanalyse-Unternehmen erklärt, der Rückgang spiegele die „Neubewertung der Strategien der Streaming-Anbieter für Original-Inhalte angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit“ wider. Ampere Analysis prognostiziert, dass eine verbesserte Transparenz hinsichtlich der Auswirkungen der Tarife und der Wirtschaftsaussichten den Druck verringern und einen Aufschwung in der zweiten Jahreshälfte unterstützen könnte.

Der Volumenrückgang folge auf stärkere Wachstumsraten des Jahres 2024 (plus 14 Prozent im ersten Halbjahr 2024 und plus 5 Prozent im zweiten Halbjahr 2024). Dies geschah aber laut Ampere Analysis in erster Linie nach einer Rezessionsphase, die durch die Neubewertung der Finanzierungsstrategie für Originals durch die Streamer und die Auswirkungen der Streiks der Drehbuch-Autoren in Hollywood Ende 2023 verursacht wurde.

Weniger Rückgänge der Originals bei Netflix und Apple, die meisten bei Amazon

Von allen großen Streamern, die ihr Auftragsvolumen für neue Produktionen im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr reduzierten, waren Netflix und Apple mit einem Rückgang von nur sechs, beziehungsweise vier Prozent noch am wenigsten betroffen. Die meisten Kürzungen gab es der Untersuichung zufolge bei Amazon Prime Video, das die beauftragten Neuproduktionen sogar halbiert hätte. In der Region Asien-Pazifik sei der Rückgang bei Amazon besonders stark gewesen.

Auch in Westeuropa kam es zu starken Rückgängen, insbesondere im Krimi- und Thriller-Genre, einem zentralen Bestandteil der Auftrags-Produktionen der Streamer in der Region. Die Anzahl der Originals in Nordamerika blieb dagegen mit 95 Titeln recht stabil und erreichte damit das Niveau des ersten Halbjahres 2024. Nur Lateinamerika trotzte dem globalen Trend mit einem Anstieg der Eigenproduktionen um 17 Prozent.

Neuausrichtung der Geschäftsmodelle bei den Streamern

Cyrine Amor, Research Manager bei Ampere Analysis, erklärt: „Mehrere Faktoren begründen den Rückgang der Provisionen für Drehbücher im ersten Halbjahr. In erster Linie spiegelt dieser Schritt die anhaltende strategische Neuausrichtung der Geschäftsmodelle bei den Streamern nach dem Ende des Boom-Zeitalters wider. Diese ist gekennzeichnet durch geringere Investitionen in Originals, einen vorsichtigeren Ansatz bei Auftragsvergaben und eine stärkere Abhängigkeit von Lizenzen in ihren Content-Strategien“. Das unsichere Wirtschaftsklima und die Aussicht auf eine Besteuerung internationaler Produktionen hätten diese Trends weiter verschärft. Regionale Unterschiede untermauerten dieses Bild.

„Die monatlichen Daten von Ampere zeigen eine kurze Erholung im April 2025, gefolgt von einem Rückgang im Mai nach der Ankündigung neuer Filmtarife. Mehr Klarheit bei den Tarifen und die allgemeineren Wirtschaftsaussichten könnten im zweiten Halbjahr zu einer Erholung führen“, so Amor weiter.

Viele Originals werden kaum angeschaut

Originals stoßen aber oft auch kam auf Zuschauer-Interesse. In Gesamt­heit inter­essieren sich die Abonnenten von Streaming-Diensten weit mehr für Lizenz­ware. Zu diesem Ergebnis kam Ende 2024 der State of Play-Bericht des Markt­for­schungs­unter­neh­mens „Grace­note“, das zur „Nielsen Company“ gehört. Der Daten­ana­lyse-Dienst hatte Inhalte der führenden Abo-Video-on-Demand-Dienste (SVOD) unter die Lupe genommen.

Zwar seien 93 Prozent der Inhalte, die globale SVOD-Dienste auf ihren Platt­formen anbieten, Origi­nals. Aber ein Groß­teil davon werde gar nicht ange­sehen oder falle nur auf geringes Publi­kums-Inter­esse, hieß es in der Analyse. Lizen­zierte Fremd­pro­duk­tionen erzielten fast doppelt so viele Zuschauer wie Origi­nals, ein Groß­teil der Zuschau­erzahl entfalle somit auf nicht-exklu­sive und zuge­kaufte Inhalte.

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Bildquelle:

  • Netflix Notebook: Foto von Anastasia Shuraeva
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