
„Thunderbolts*“ thematisiert Depressionen auf innovative Weise mit Superhelden und reflektiert dabei die Leere des aktuellen Marvel-Universums. Welchen Kritikpunkt es gibt.
Wer hätte gedacht, dass ein Superheldenstreifen jemals den Versuch unternimmt, eine Depression mittels Superkräften abzubilden? Der Quasi-Fortsetzung zu „Black Widow“ (2021) gelingt dies unerwartet gut. Sowohl der Protagonistin Yelena (Florence Pugh) als auch ihrem Spiegel-Charakter „Bob“ (Lewis Pullman) kauft man ihre „Leere“ ab. Erweitert wird dies durch die Kräfte des geheimen Antagonisten, der sich erst in der zweiten Filmhälfte offenbart. Er ist im Prinzip auch nur eine anthropomorphe Verbildlichung der „Großen Depression“, die die Marvel-Version Amerikas gerade erfasst hat.

Leere vs Zusammenhalt
Den Anstoß zum Drama der Antihelden Yelena, John Walker (Wyatt Russell), Ava Starr (Hannah John-Kamen) und Bob gibt die skrupellose, PR- und Macht-geile Politikerin Valentina Allegra De Fontaine („Veep“-Star Julia Louis-Dreyfus). Sie webt seit besagtem „Black Widow“ und der Serie „Falcon & The Wintersoldier“ (2021) ihre intriganten Netze. Sie ist es, die zu Beginn des Films vor einem Amtsenthebungsverfahren steht und deshalb sämtliche Beweise zu ihren geheimen Experimenten an Menschen vernichten will, existierende Superhelden eingeschlossen. Bevor diese jedoch in ihrer Falle verbrannt werden, können sie entfliehen, indem sie auf Team-Arbeit setzen. So etwas hätte die Bösewichtin den asozialen Einzelgängern niemals zugetraut.
Womit wir wieder bei der Leere wären, mit der sich jeder Einzelgänger herumschlagen muss. Auch, wenn die Ergebnisse für sich sprechen, bleibt es ziemlich amüsant, dem Prozess besagter „Zusammenarbeit“ zuzuschauen. Natürlich geht alles schief, natürlich sind es Außenseiter und natürlich werden sie es am Ende nicht mehr sein. Das ist eben auch ein Verdienst der finsteren Valentina, denn es gibt keinen besseren Grund zusammenzuarbeiten, als ein gemeinsamer Gegner.

Einsamkeit vs. Familie
Auf der positiven Seite hilft es stets, einen gutmütigen Daddy-Charakter dabei zu haben, bei dem die Familie an erster Stelle steht. Und da Pedro Pascal gerade mit den „The Fantastic Four First Steps“ (2025) beschäftigt ist, muss jemand anderes dafür herhalten. Yelenas Vater Alexei Shostakov (David Harbour) war vielleicht mal ein Versager, was diese Rolle anbelangt. Inzwischen hat aber auch ihn die Einsamkeit befallen. Nun würde er alles tun, um diese zu beenden. Als russischer Captain-America-Klon, der sich erstmals in „Black Widow“ vorstellte, passt er hervorragend zum Fake-Cap-America Walker sowie zum (im doppelten Sinne) Cap-Kumpel Bucky Barnes (Sebastian Stan). Bucky wird sich noch später zum Team hinzugesellen.
Auch wenn dieses Szenario purer Nihilismus ist, da es ganz einfach hätte verhindert werden können, wenn Valentinas anfänglicher Plan aufgegangen wäre, stellt sich genau das als Pointe sowie Botschaft des Films heraus. Es wird klar, dass eben niemand überflüssig ist, dass es keinen perfekten Helden gibt und dass eigentlich jeder Superheld sein tragisches Päckchen mit sich herumträgt. Anklänge an DCs „The Suicide Squad“ (2021) und „Misfists“ (2009) sind zwar vorhanden. Aber man bekommt nie das Gefühl, etwas ohne eigene Identität zu sehen.
Anders, als der parallel entstandene Film „Captain America: Brave New World“ ist „Thunderbolts*“daher ausgesprochen stimmig und rund. Die Inszenierung eines übermächtigen Wesens wurde genauso attraktiv angerichtet wie die zündenden Gags. Diese besitzen genau die richtige Intensität, um ein Lächeln zu erzeugen, ohne den psychologisierten Polit-Thriller die Grenze zur Komödie überschreiten zu lassen. Außerdem überzeugt das Ende, welches gekonnter eine friedvolle Lösung des Grundkonflikts findet, als zum Beispiel „Black Panther: Wakanda Forever“ (2022). Auch der satirische Aspekt rund um die Themen „Außenwirkung in der Politik“ und „Superhelden als Gewalttäter“ wird hier ausgiebig – fast schon in einem „Watchmen“-esken Maße – beleuchtet.
Fehlerbehaftete Dolby-Digital-Plus 7.1-Tonspur
Während die englische Dolby-Atmos-Tonspur der UHD-Blu-ray genauso einwandfrei auf allen Geräten lief wie die dynamischere DTS-HD-MA-7.1-Spur der Blu-ray, kam einer unserer A/V-Receiver ins Trudeln, als es um die auf beiden Discs befindlichen Dolby-Digital-Plus-7.1-Abmischungen, zu denen auch die deutsche Audiospur gehört, ging. Der Receiver konnte das Signal offenbar nicht interpretieren. So blieben die Lautsprecher stumm. Bei älteren Disney-Blu-rays mit Dolby Digital Plus 7.1 wie z. B. „Vaiana 2“ trat dieses Problem nicht auf. Bei neueren wie „Elio“ wiederum ist es akut. Andere Geräte, darunter auch der UHD-Blu-ray-Player, konnten den Codec wiederum entschlüsseln. Dadurch ließ sich der im Vergleich zur englischen DTS-HD-MA-Abmischung weniger dynamische, deutsche Dolby-Sound in das Testergebnis einbeziehen.
Text: Falko Theuner / Redaktion: Lars Zschoke

Mehr Blu-ray und UHD-Tests in der aktuellen Ausgabe vom BLU-RAY MAGAZIN 05/25

Ernsthafte Thematik, auflockernder Humor und brillant inszenierte Action formen den ansprechendsten Marvel-Film seit langem. Eindeutig die bessere „The Falcon & The Wintersoldier“-Fortsetzung!
Bei Amazon erhalten Sie „Thunderbolts*“ als 4K UHD Steelbook, Blu-ray und DVD
Auch interessant: