Ein kleines Loriot-Wörterbuch zum 10. Todestag von Vicco von Bülow

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Loriot, hier auf dem sehr ähnlichen Sofa, das später bei Radio Bremen Verwendung fand. Bild: Radio Bremen

Vicco von Bülow alias Loriot prägte Generationen und bereicherte die deutsche Sprache. Anlässlich seines zehnten Todestags am 22. August ist es Zeit für ein Loriot-Abc mit ausgewählten Schlagworten.

Mit Loriot verbinden viele Deutsche Fernseh- und Film-Highlights der 70er, 80er und 90er. Zum zehnten Todestag (22. August) des stets präzisen Humoristen erinnert hier eine Art Lexikon von A bis Z an Worte, Wendungen, Charaktere, Sketche und Filme aus dem Gesamtkunstwerk des Vicco von Bülow, der 1923 in Brandenburg/Havel zur Welt kam und 2011 in Ammerland am Starnberger See starb.

Der französische Künstlername Loriot bezieht sich übrigens auf den Vogel Pirol, der das Wappentier der Familie von Bülow ist.

A wie „Ach“, „Ach was!?“, „Ahhh ja“: Oft eingesetzte und gern kopierte Kommentare von Loriot-Figuren.

B wie Badewanne: „Die Ente bleibt draußen“, heißt es im gezeichneten Sketch „Herren im Bad“ mit Herrn Müller-Lüdenscheidt und Dr. Klöbner.

C wie „Cartoon„: Erste Fernsehsendung von Loriot (1967 bis 1972).

D wie Dickie: In der Sketchfolge „Weihnachten bei Hoppenstedts“ sagt der Vater (Heinz Meier): „Jetzt wird erst der Baum fertig geschmückt, dann sagt Dickie ein Gedicht auf, dann holen wir die Geschenke rein, dann sehen wir uns die Weihnachtssendung im Ersten Programm an, dann wird ausgepackt, und dann machen wir’s uns gemütlich…“ Und Evelyn Hamann als Mutti antwortet: „Nein, Walter, erst holen wir die Geschenke rein, dann sagt Dickie ein Gedicht auf und wir packen die Geschenke aus, dann machen wir erst mal Ordnung, dabei können wir fernsehen, und dann wird’s gemütlich.“ Das Gedicht von Dickie, übrigens nicht gespielt von einem Jungen, sondern dem Mädchen Katja Bogdanski, lautet dann: „Zicke Zacke Hühnerkacke.“

E wie Eheberatung: Schaumolweiß – das ist noch etwas weißer als weiß und die Lieblingsfarbe von Frau Blöhmann. Herr Blöhmann dagegen ist entscheidungsschwach beim Paartherapeuten und nennt schließlich ein „grünlich-blaues… Rotbraun-Grau“ als Lieblingsfarbe.

Von A wie „Ach was“ bis Z wie „Zipfelchen“

F wie Frühstücksei: Meisterhafter Zeichentrickdialog über ein zu hartes Ei. Sie: „Ich koche es aber jeden Morgen viereinhalb Minuten.“ Er: „Wieso ist es dann mal zu hart und mal zu weich?“ Sie: „Ich weiß es nicht. Ich bin kein Huhn!“ Er: „Ach! Und woher weißt du, wann das Ei gut ist?“ Sie: „Ich nehme es nach viereinhalb Minuten heraus, mein Gott!“ Er: „Nach der Uhr oder wie?“ Sie: „Nach Gefühl… eine Hausfrau hat das im Gefühl.“ – Am Ende sagt der nörgelige Ehemann: „Ich bringe sie um… morgen bringe ich sie um!“

G wie gequatscht, ins Essen: Kalbshaxe Florida wird mit Prinzessböhnchen serviert. Beides kann der Gast im Restaurant kaum essen, weil ihm fortwährend „ins Essen gequatscht“ wird.

H wie Heinzelmann: Die Vertreter stehen Schlange bei Frau Hoppenstedt. „Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur saugen kann“: Das beschreibt einen Staubsauger, der zugleich per Schlauchhut das Haar trocknet. Und Wein wird auch kredenzt: Die 77er Oberföhringer Vogelspinne überrascht mit fruchtiger Frische und hinterlässt auf der Zunge ein blumiges Gefühl – kein pelziges. Sagt der Weinvertreter.

I wie „Ich schreie dich nicht an!“: Pointe des Zeichentrick-Sketches „Feierabend“, bei dem die Frau des Knollennasen-Ehepaars nicht fassen kann, dass Hermann nichts machen will – weder spazieren noch lesen noch sonst was. Sie: „Du tust eben nicht, was dir Spaß macht… stattdessen sitzt du da!“ Er: „Ich sitze hier, weil es mir Spaß macht…“ Sie: „Sei doch nicht gleich so aggressiv.“ Er: „Ich bin doch nicht aggressiv…“ Sie: „Warum schreist du mich dann so an?“ Er schreiend: „Ich schreie dich nicht an!“

I wie „Ich lasse mir von einem kaputten Fernseher nicht vorschreiben, wann ich ins Bett zu gehen habe!“: Pointe des Zeichentrick-Sketches „Fernsehabend“, bei dem das Knollennasen-Paar trotz kaputter Bildröhre vor der Glotze sitzt und in die gewohnte Richtung starrt.

J wie Jodeldiplom: Frau Hoppenstedt studiert. „Da hab ich was in der Hand… und ich habe als Frau das Gefühl, dass ich auf eigenen Füßen stehe… da hab ich was Eigenes… da hab ich mein Jodeldiplom:“

K wie Knollennase: Seine gezeichneten Figuren mit der dicken Nase waren für Loriot die Menschen schlechthin.

L wie Lametta: War früher mehr (meint Opa Hoppenstedt an Heiligabend). Längst ist „Früher war mehr Lametta“ ein geflügeltes Wort der Nostalgie und Vergangenheitsverklärung geworden.

Das Lieblingstier von Loriot war …?

M wie Mops: Lieblingstier Loriots – Zitat: „Ein Leben ohne Mops ist möglich, aber sinnlos.“

M wie Mutters Klavier: Wichtige Momente der Familiengeschichte müssen auf Video festgehalten werden. Zwei Möbelpacker liefern ein Klavier für die Familie Panislowski von Herrn Panislowskis Mutter Berta, die in Massachusetts lebt. Sorgsam wird die gemütliche Familienrunde am Kaffeetisch inszeniert, doch die Aufnahme für die Mutter als Dank bedarf mehrerer Anläufe, es passieren Missgeschicke und am Ende ist den Enkeln Heinz-Herbert und Klaus-Dieter vom Kuchen schlecht. Der Ausruf „Ein Klavier, ein Klavier!“, den Schwiegertochter Helga immer wieder sagen muss, wurde zum geflügelten Wort für gespielte Freude.

N wie Nudel: In einem von Loriots bekanntesten Sketchen sitzen Hildegard und ihr eitler Verehrer in einem italienischen Restaurant. Beim Pasta-Essen wischt er sich mit der Serviette den Mund ab. Dabei bleibt eine lange Nudel an der Lippe hängen. Sie wandert im Anschluss durchs ganze Gesicht und lenkt Hildegard vom Redeschwall und Liebesgeständnis des Mannes ab. Am Ende fällt die Nudel von der Nase in den Espresso. Der Herr beschwert sich unsympathisch beim Ober.

O wie OE in Ödipussi: Erster Kinofilm Loriots aus dem Jahr 1988. Möbelhändler, Mittfünfziger und Muttersöhnchen Paul Winkelmann bandelt mit der Diplom-Psychologin Margarethe Tietze an – und seine Mama Louise (Katharina Brauren) wird seeehr eifersüchtig.

P wie Pappaanteportas: Zweiter Kinofilm Loriots aus dem Jahr 1991. Der penible Heinrich Lohse, Einkaufsdirektor bei der Deutschen Röhren AG, wird vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Für seine Frau Renate ist es vorbei mit dem ruhigen Leben. Sein Helfen im Haushalt, die Nachstellungen der benachbarten Schwestern Mielke und ein als Überraschung geplanter Filmdreh in der Villa führen zur Eskalation.

P wie Papst: Im Sketch „Der Lottogewinner“ soll ein Rentner in seinem Wohnzimmer einem Fernsehteam nur kurz sagen, was er vorhat. „Ich heiße Erwin Lindemann, bin Rentner und 66 Jahre. Mit meinem Lottogewinn von 500.000 Mark mache ich erst mal eine Reise nach Island, dann fahre ich mit meiner Tochter nach Rom und besuche eine Papstaudienz. Im Herbst eröffne ich dann in Wuppertal eine Herrenboutique.“ Doch daraus wird schließlich: „Ich heiße Erwin und bin Rentner. Und in 66 Jahren fahre ich nach Island und da mache ich einen Gewinn von 500 000 Mark. Und im Herbst eröffnet dann der Papst mit meiner Tochter eine Herrenboutique in Wuppertal.“

Q wie Quallenknödel: „Dann hätt ich vorhin auch meine Quallenknödel legen können“ ist ein Satz aus der Scrabble-Runde mit Tante Mechthild in der Komödie „Ödipussi“, bei der sich über die Zulässigkeit in dem Spiel von Wörtern wie „Hundnase“ und „Schwanzhund“ gestritten wird. „Ihr habt einfach einen zu kleinen Wortschatz.“

R wie Radio Bremen: Haussender des Humoristen, der die überragende sechsteilige Comedy-Fernsehserie „Loriot“ 1976 bis 1978 produzierte.

Heimatsender Radio Bremen

S wie Steinlaus: Das possierliche Tierchen steht als „Petrophaga lorioti“ tatsächlich mit Abbildung im „Klinischen Wörterbuch Pschyrembel“: „Kleinstes einheimisches Nagetier mit einer Größe von 0,3-3 mm aus der Familie der Lapivora (Erstbeschreibung 1983). Bei der Steinlaus handelt es sich um einen ubiquitär vorkommenden, in der Regel apathogenen und stimmungsaufhellenden Endoparasiten.“

T wie Tante Hedwig: Gespielt von Irm Hermann ist sie als Teil des heilen Ehepaars mit ihrem Mann Hellmut (Hans Peter Korff) einer der Höhepunkte in „Pappa ante portas“ – Ei pellend im Zug nach Usedom sagt sie zu ihrem Neffen: „Ich bin deine Tante. Weil ich die Schwester deiner Mutter bin.“

U wie UE in übersichtlich: Loriot-Ausdruck der Verwunderung über kleine Portionen im Gourmetrestaurant: „Das sieht übersichtlich aus.“

V wie Vic Dorn: Das Prominenteninterview im Rahmen des Magazins „Für die Frau“ kommt aus dem Heim von Vic Dorn (Victor Dornberger), einem der profiliertesten Darsteller des internationalen Horrorfilms. Die Interviewerin (Evelyn Hamann) zeigt sich erfreut, dass der Star (Loriot) seine „unverwechselbare Horrormaske“ angelegt hat: „Unsere Zuschauer möchten gern wissen, wie Sie in Wirklichkeit aussehen… dieses fantastische, scheußliche Gesicht…“, „Was?“, „Ein einziges Mal sollten Sie uns zeigen, wie Sie wirklich aussehen – und wenn es nur ganz kurz ist“ (…), „Wie… was… abnehmen?“, „Mein Gott…“

W wie Wum und Wendelin: Loriots Zeichentricklieblinge – der Hund und der Elefant machten ZDF-Karriere (Maskottchen der Aktion Sorgenkind, Stars im Quiz „Der große Preis“ mit Wim Thoelke („Thöööölke!“). Wendelin sprach rüsselbedingt stets sehr nasal.

X wie X-mas , also Weihnachtszeit: Loriots Gedicht „Advent“ nimmt die deutsche Besinnlichkeit aufs Korn mit einer mordenden Försterin: „In dieser wunderschönen Nacht hat sie den Förster umgebracht. Er war ihr bei des Heimes Pflege seit langer Zeit schon sehr im Wege.“

Y wie das Y in Evelyn Hamann: Was wäre Loriot ohne sie gewesen. Unerreicht sind ihre Einsätze und ihr komisches Talent. Mit nur 65 starb die Schauspielerin 2007. Unvergessen ist sie zum Beispiel als Ansagerin für eine Folge des 16-teiligen englischen Fernsehkrimis „Die zwei Cousinen“. Sich so gekonnt verhaspeln kann sonst niemand – zwischen Lady Hesketh-Fortescue und Lord Molesworth-Houghton.

Z wie Zipfelchen: Vokabel der Verkäuferin im Spielzeugladen, die Opa Hoppenstedt entlocken will, ob das Enkelkind Junge oder Mädchen ist.

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Text: dpa/ Redaktion: JN

Bildquelle:

  • df-loriot: Radio Bremen

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