„24h Europe“: Echtzeit-Doku startet Samstag früh

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Bald zehn Jahre ist es her, dass erstmals die 24-Stunden-Doku „24h Berlin“ lief. Das Format sorgte für Aufsehen, es folgten „24h Jerusalem“ und „24h Bayern“. Jetzt waren Kamerateams zeitgleich in ganz Europa unterwegs.

Der Aufwand ist enorm: 45 Regisseure drehen mit ihren Teams zeitgleich in 26 Ländern – einen Tag und eine Nacht lang begleiten sie 60 Protagonisten für 24 Stunden Europa. Mit „24h Europe – The Next Generation“ geht das außergewöhnliche TV-Format in eine neue Runde. Nach „24h Berlin“, „24h Jerusalem“ und „24h Bayern“ zeigt das Dokumentarfilm-Projekt den Alltag junger Menschen in einer europäischen Echtzeit-Erzählung. Der deutsch-französische Kanal Arte sowie die ARD-Sender RBB, SWR, BR und ARD-alpha zeigen das Projekt am Samstag (4. Mai) von 6 Uhr morgens an, manche nur mit kurzen Unterbrechungen, andere mit längeren.
 
Rund drei Wochen vor der Europawahl und im Brexit-Jahr taucht die Doku in den Alltag von Millennials ein und zeigt das Leben junger Menschen von 18 bis 30 Jahren. Entschieden haben sich die Filmemacher rund um die Regisseure Britt Beyer und Vassili Silovic bei der Auswahl ihrer Schauplätze für das geografische Europa, nicht allein für die EU-Staaten. Um den Rahmen der Erzählung zu finden, hätten sie analysiert, was die Megatrends und großen Themen für die Generation seien, sagt Beyer in einer Mitteilung und nennt Beispiele wie Mobilität, Ökologie, neuer Feminismus, Urbanisierung, politische Radikalisierung und Jugendarbeitslosigkeit. „Dann stellte sich die entscheidende Frage: Wie brechen wir das runter?“

Mit dabei ist etwa Andrey aus Magnitogorsk (Russland), der jeden Tag die Grenze des Kontinents überquert, um im Stahlwerk auf der asiatischen Seite zu arbeiten. Nicolas aus Belgien bereitet sich derweil auf seine Priesterweihe vor. Dominika lebt als Aussteigerin und Selbstversorgerin mit ihrem Partner in einer Jurte in Ungarn, Valeri aus Bulgarien ist der letzte junge Mensch in seinem Dorf. Der griechische Kindergärtner Yannis gründete auf der Insel Lesbos die „Mikros Dounias“ (deutsch: kleine Welt) für Kinder aus einheimischen und Flüchtlingsfamilien, Katya aus der Ukraine arbeitet als Radioökologin in Tschernobyl.
 
Die Regeln für die Teams waren laut Regisseurin Beyer: „Den Protagonisten durch den Tag folgen, nicht inszenieren. Ohne Licht arbeiten. Nur Handkamera.“ In Deutschland begleiteten sie vier junge Menschen, darunter die YouTuberin und Dragqueen Candy Crash, die in Berlin Senioren in Vamps verwandelt und Tipps für Make-up und Toleranz in Genderfragen gibt. In den Nachtstunden können die Zuschauer dabei sein, wenn Polizistin Julie ihre Schicht in Brüssel antritt, Roxxy in Deutschland als Webcam-Model arbeitet oder sich andere einfach nur mit ihren Freunden treffen und Partys feiern.
 
Ergänzt werden die Beiträge von Ergebnissen der Jugendstudie „Generation What?“ der europäischen Rundfunkanstalten, an der fast eine Million Menschen teilgenommen hatte. Realisiert wurde „24h Europe“ gemeinsam mit anderen europäischen öffentlich-rechtlichen Sendern, Produzenten sind zero one (Deutschland) und Idéale Audience (Frankreich). Volker Heise, der das „24h“-Format entwickelte, führte erstmals nicht Regie, war aber an Konzeption und Schnitt beteiligt. Ob es ihn reizen würde, später noch mal zu erzählen, wie „24h“-Geschichten weitergegangen sind?, wird er im Presseheft gefragt. Heise: „Es würde etwas vom Charme des Augenblicks nehmen, und es geht in dem Format um nichts anderes als den Augenblick.“

[Dorit Koch]

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