Nachdem erst vor wenigen Wochen das ZDF einräumen musste, die Rankings bei „Deutschlands Beste!“ bewusst verändert zu haben, gesteht nun auch der NDR, dass entsprechende Shows des Senders manipuliert wurden. Sowohl TV- als auch Radio-Formate seien davon betroffen.
Die Manipulations-Affäre bei den Öffentlich-Rechtlichen, von der bisher eigentlich nur das ZDF betroffen war, weitet sich aus. Denn nun hat auch der NDR zugegeben, Rankings bei verschiedenen TV-Shows bewusst verändert zu haben – und das gleich in mehreren Fällen. Das teilte der Sender am Freitag als Ergebnis einer internen Untersuchung mit, die nach den Vorfällen beim ZDF veranlasst wurde. Betroffen seien davon einige Unterhaltungssendungen im NDR Fernsehen, die auf nicht repräsentativen Online-Votings basierten. Produktionen, die der Norddeutsche Rundfunk für das Erste hergestellt hat, wurden nicht verändert.
Als Begründung führte der NDR gleich mehrere Punkte an: Fehlende Bildrechte, eine schlechte Materiallage oder auch dramaturgische Gründe seien dafür verantwortlich gewesen, dass sich die Redaktionen zum Eingreifen entschieden haben. Im Programm kenntlich gemacht und somit dem Zuschauer mitgeteilt wurde das allerdings nicht. Der NDR betonte dabei, dass die Veränderungen nicht zum Vorteil der Protagonisten des NDR gemacht wurden.
So wurde 2013 bei der Sendung „Die schönsten Gärten und Parks des Nordens“ vom 20.12.2013 der Elftplatzierte („Planten un Blomen“) auf Rang zehn vorgezogen. Grund hierfür war die Tatsache, dass zu „Planten un Blomen“ besseres Bildmaterial zur Verfügung stand, als zum Rhododendronpark Ammerland, der nach Meinung der Voting-Teilnehmer den zehnten Platz verdient hatte. In „Die schönsten Mühlen Norddeutschlands“ wurde dagegen versehentlich ein Mühlenmuseum mit zur Wahl gestellt, das für die TV-Show am Ende aber nicht berücksichtigt wurde. Auch bei der „Top Flops Gala 2013“ konnten die Zuschauer im Vofeld über das Ranking abstimmen, die Schlussauswahl sei aber von der Redaktion getroffen wurde. Der Moderator habe darauf aber nicht hingewiesen, sodass Zuschauer den Eindruck hatten, sie sähen das Ergebnis der Abstimmung.
Auch für die Jahre 2011 und 2012 musste der Sender Manipulationen einräumen, insgesamt sieben Stück. So wurde unter anderem in der Show „Die bedeutendsten Norddeutschen“ (3. Oktober 2011) Loriot durch Loki Schmidt ersetzt, weil für die zu zeigenden Video-Ausschnitte keine Rechte vorlagen. In „Die spektakulärsten Rücktritte“ (27. Dezember 2011) setzte die Redaktion zwei eigentlich herausgefallene Ausschnitte auf die beiden vorletzten Plätze, weil gutes Filmmaterial vorlag. Auch die am 30. Dezember 2012 vorgestellten „Beliebtesten Party-Hits“ stimmten nicht mit den Voting-Ergebnissen überein.
Neben dem TV waren auch verschiedene Hitparade-Sendungen im Hörfunk von den Redaktionen verändert worden. Hier nannte der NDR den „Hitmarathon“, der von 2011 bis 2013 bei NDR 1 Radio MV lief. Da die Redaktion mehrfach Grund zur Annahme hatte , dass das Voting-Ergebnis mit Mehrfachabstimmungen gezielt von außen beeinflusst werden sollte, wurden diese Mehrfachvoten an den Stellen, wo sie auffielen, nur als eine Stimme gezählt. Die Zuhörer wurden darüber aber nicht informiert.
„Ich halte die festgestellten Fälle für nicht hinnehmbar, vor allem auch weil sie nicht transparent gemacht wurden, selbst wenn sie im Einzelfall in ihrer Tragweite überschaubar erscheinen mögen“, meldete sich auch NDR-Intendant Lutz Marmor zu Wort. Man werde in Zukunft alles dafür tun, selbst geringfügige Abweichungen zu vermeiden und offen darzulegen, wenn sie im Ausnahmefall redaktionell geboten sind. [fm]
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