Auslandberichterstattung: Immer mehr Berichte aus zweiter Hand

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Bild: Destina - Fotolia.com
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Die Auslandsberichterstattung vieler Medien leidet immer mehr an Sparmaßnahmen. Die Folge davon sind „Fallschirm-Reporter“ und Informationen aus zweiter Hand.

Stephan Weichert, Professor an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation, nannte als Ursache für diese Entwicklung am Dienstagabend bei einer Veranstaltung der Organisation Netzwerk Recherche: „Es gibt einen gestiegenen Druck, mehr Konkurrenz und das Verlangen nach Schnelligkeit.“ Immer weniger Reporter seien Augenzeugen. Es gebe immer mehr „Hotel-Reporter“, die im Hotel säßen und Sender wie BBC und CNN schauten, um möglichst viele Nachrichten zu liefern. Zudem gebe es eine gestiegene Abhängigkeit von „Stringern und Fixern“, also freien Mitarbeitern vor Ort.
 
Weichert stellte am Dienstag in Berlin sein Buch „Die Vorkämpfer. Wie Journalisten über die Welt im Ausnahmezustand berichten“ vor. Der Medienwissenschaftler und sein Co-Autor hatten dafür 17 Auslandsreporter führender Medien Interviewt.

Nach Angaben von Astrid Frohloff, vom Vorstand der Organisation Reporter ohne Grenzen, wurden vor allem im Privatfernsehen Auslandsstellen abgebaut. Oft kämen nur noch sogenannte „Fallschirm-Reporter“ zum Einsatz, die aus Deutschland für kurze Zeit in Krisengebiete geschickt würden. „Die Informationen werden denen oft nur aus der Heimatredaktion zugeführt, und die Reporter sollen möglichst schnell berichten.“ Dabei bleibe das Einordnen oft auf der Strecke. Problem gebe es, wenn sich Reporter in den jeweiligen Ländern nicht auskennen. Dabei sei vor allem in Krisengebieten oder autoritären Staaten Expertenwissen besonders wichtig, um komplexe Zusammenhänge zu erklären.
 
Auch würden die Heimatredaktionen immer mehr Druck aufbauen. Durch das Internet seien Informationen und Bilder leicht verfügbar, sodass es ein „regelrechtes Bestellverhalten“ gebe. Das wiederum erhöhe den Konkurrenzdruck und es bleibe weniger Recherchezeit. [mw]

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1 Kommentare im Forum

  1. AW: Auslandberichterstattung: Immer mehr Berichte aus zweiter Hand Ach. Das merkt man doch schon in ganz anderen Bereichen. Bei dem Bombenattentat am Flughafen Moskau durfte man sich als Zuschauer stundenlang mit dem Hin- und Hergezoome des Flughafengebäude auf Google Earth traktieren lassen. Eine Reporterin schoss den Vogel ab. Sie ließ sich aus Moskau interviewen und gab zu gar nicht am Ort des Geschehens zu sein. Sie wäre gerade in der moskauer Innenstadt und bekäme nicht viel mit.
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