
Der Cast der diesjährigen „Die Bachelors“-Staffel mag schwächer sein als der vergangener Jahre. Den Abschwung des Interesses allein erklärt das nicht.
Marcel Maderitsch dürfte ein Name sein, der nicht mal den wirklich hartgesottenen Reality-Fans bekannt ist. Maderitsch war 2003/2004 allererster „Bachelor“ von RTL – die Show setzte sich damals nicht durch, sodass es fast ein Jahrzehnt dauerte bis der bedeutend bekanntere Paul Jahnke Rosen im Programm des Kölner Senders Rosen verteilte. Seine Staffel lief Anfang 2012 und auch wenn Paul Jahnke selbst heute noch TV-Auftritte hat: Dass er Anja die letzte Rose gab, ist 13 Jahre her und vielleicht eher schon in Vergessenheit geraten. Seitdem hat sich „Der Bachelor“ bei RTL nur in Nuancen verändert. 2024 war es, als RTL etwas doller an den Stellschrauben drehte und mit „Die Bachelors“ gleich zwei Männer präsentierte, die eher gemeinsam als gegeneinander auf der Suche nach der großen Liebe sind.
In diesem Jahr zeigen sich bei den „Bachelors“ doch deutliche Abnutzungserscheinungen. Bei RTL+ läuft die Sendung zwar gut (in KW 32 mit 0,52 Millionen kumulierter Nettoreichweite), linear aber ist vollends die Luft raus. Die Zwischenbilanz am Tag des Halbfinals bei RTL: Etwas weniger als sieben Prozent Marktanteil in der klassischen Zielgruppe holte das Programm bisher in der Mittwochs-Primetime. Ob RTL eine weitere Staffel bestellen und ausstrahlen wird oder ob „Die Bachelors“ künftig exklusiv im Stream bei RTL+ laufen (so wie „Die Bachelorette“ nach einigen Staffeln), ist offen, letzteres aber angesichts der Zahlen sehr denkbar.
It’s all about the Cast
Dass die Zahlen der Show 2025 so stark absackten, hat mehrere Gründe. Ein wichtiger: Die eigentlich erfahrenen Macher lagen beim Cast ziemlich daneben. „Die Bachelors“ sind viel schwächer als in den Jahren zuvor und wirken – das aber ist nicht neu – wie ein immer neues Abziehbild ihrer Vorgänger. Gezeigt werden weiterhin gut gebaute Männer um die 30, die regelmäßig Sport treiben und abenteuerlustig zu sein scheinen. Dass man dieses Mal auf zwei Männer setzte, die schon Kinder haben, reichte als Erneuerung nicht. Neben den wenig polarisierenden Frauen dürfte es auch wenig helfen, dass seit Jahren die meisten Südafrika-Folgen (bestehend aus Einzel- und Gruppendate, dem Abhängen in der Damen-Villa und der Nacht der Rosen) im Prinzip immer gleich verlaufen. „Die Bachelors“ sind ein gelerntes, aber nicht mehr überraschendes Format. Eigentlich gibt es Überraschungen, so auch heuer, immer erst ganz zum Schluss, wenn es dann wirklich um die letzte Rose geht und die Frage, ob aus der TV-Show wirklich ein Liebespaar hervorgegangen ist.

Traumhafte Kulissen gehören zum „Bachelor“ seit vielen Jahren dazu, genauso wie die „Dream-Dates“. Foto: RTL
In Trash-TV-Podcasts wurde „Der Bachelor“ / „Die Bachelors“ daher schon vor Jahren für das starre und veraltete Konzept kritisiert. Und in der Tat: Im Vergleich mit neueren Genrevertretern wirken „Die Bachelors“ altbacken. Neue „Bachelor“-Versionen wie „Bachelor in Paradise“, wo Single-Gruppen aufeinandertreffen oder andere Reality-Dating-Vehikel, bieten mehr Möglichkeiten und wirken auch mehr dem heutigen Zeitgeist entsprechend als „Die Bachelors“, wo eine Gruppe Frauen bitte einen Mann in stylischem Hemd anschmachten und für die Quote einen Zickenkrieg im Kampf um den Herren der Schöpfung lostreten soll.
Wo positioniert sich „Die Bachelors“?
Dass es mit „Match my Ex“, „Ex on the Beach“, „Temptation Island“, „Princess Charming“, „Love Island“ und weiteren Formaten im deutschen Fernsehen mittlerweile etliche Spielarten der TV-Idee gibt, hilft nicht gerade, den „Bachelor“-USP zu stärken. Dass „Der Bachelor“ die älteste, aber bekannteste Marke von diesen ist, ist dabei Fluch und Segen. Bei RTL in Köln wird man in den kommenden Wochen nicht drum herum kommen, sich zu überlegen, wo der beste Platz für das Format ist. Der Versuch, das „Bachelor“-Franchise mit dem „Golden Bachelor“ einem reiferen Publikum schmackhaft zu machen, ist vergangenen Winter deutlich gescheitert. Im jungen Publikumssegment hat sich RTL mit seinen Bikini-Shows selbst die größte Konkurrenz geschaffen. Naheliegend wäre, auch beim „Bachelor“ vermehrt den „Promi-Joker“ zu ziehen. Bei der „Bachelorette“ soll, so besagen es unbestätigte Gerüchte, die Produktion schon eine Rosenverteilerin mit bekanntem Namen gesucht haben.
Die Promi-Karte zu spielen, wird vermutlich aber nur ein Puzzlestück sein, wenn es darum geht, die Marke neu aufzuladen und frisch zu halten. 22 Jahre nach der ersten deutschen Staffel erscheint das zwingend notwendig.
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